Kapitel 124 - Flucht

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"Also... ich will mich echt nicht aufdrängen und morgen so ein ruhiger Abend allein...", stammelte George beim Abendessen vor sich hin. Die ganze Zeit war er, seit der Einladung, schon reichlich schweigsam gewesen.
Louis musste einfach in sich hinein grinsen. Er hatte Anfangs immerhin auch irre Schiss vor Liam gehabt und war mit Niall heillos überfordert gewesen. Hach, wie gut das klang, wenn man so tat, als läge das alles  absolut ganz weit hinter einem. Aber das der große tolle George das so zeigte, amüsierte ihn doch sehr.

"George, ich habe dir bereits im Vorfeld angeboten, dass du mir gern jegliche Frage stellen kannst. Ich wette, Niall hat heute so einige aufgeworfen. Du bist unser Gast und wir möchten, dass du dich wohl fühlst."
"Also.. der Niall.. der ist.. okay, ganz ehrlich: ich habe keine Ahnung, was bei dem falsch gelaufen ist! Aber: Da ist was falsch gelaufen! Der kennt keinerlei Schamgefühl!"
"Das ist richtig.", erwiderte Louis trocken.
"Aber ich meine... also... gut... ihr steht ja auch alle auf... naja... Männer halt."
"Wird das was Diskriminierendes?", Fragte Louis argwöhnisch.
"Nein. Aber... wenn du offen schwul bei unserer Schule und so durch Doncaster rennst -"
"Ja?", fragte Louis und fixierte George, wie eine giftige Kröte.
"Ach, komm. Das mit dir... das hat doch keiner böse gemeint. Das war doch nur Spaß."
"Vorsichtig.", brummte Stan und Harry sagte nichts, aber dessen Blick sprach Bände.

"Ich dachte ja auch gar nicht, dass du es echt mal mit nem Mann treiben würdest... ich dachte, du wärst nur sauer. Wegen dem Jahrestag... na, du weißt schon..."
"Ja. Weiß ich. Und nein. Ich stehe auf Männer. Hab mich lange als BI bezeichnet. Aber würde inzwischen sagen, dass ich schwul bin. Danke, für die Erleuchtung."

Harry kramte in seinem Hirn. Fieberhaft. Ein Jahrestag? Exakt ein Jahr... da war doch was gewesen.... irgendwas hatte Louis ihm da doch zu Beginn erzählt...
"Du! Du hast mit Louis' Freundin geschlafen!", fiel es Harry wieder ein.
"Es sollte nur ein Spaß sein...", stammelte George.
"Faszinierend, woran du damals so alles Spaß hattest. Wenn alle, bis auf der, um den es geht, Spaß haben, nennt man das in der Regel Mobbing. Solltest du in deiner eigenen sexuellen Orientierung nicht genug gefestigt sein, und daher andere, als die die dir erstrebenswert erscheint, ablehnen, steht es dir frei zu gehen."
"Nein! Nein, das habe ich nicht gesagt. Ich... es ist eben nur... ich hatte mit sowas bisher keinen Kontakt."
"Sowas?", fragte Stan säuerlich.
"Du hast doch vorher auch nur Weiber gehabt."
"Ja. Und?"
"Ist das nicht völlig egal? Solange kein sexuelles Interesse von uns an dir oder von dir an uns besteht, ist das doch völlig egal.", murmelte Louis und verstand einfach nicht, wieso das überhaupt ein Thema sein musste. Theoretisch bräuchte einen die sexuelle Orientierung und das Geschlecht wenn überhaupt nur bei den Personen interessieren, an denen man ein, wie auch immer geartetes Interesse hatte, oder? Sonst war das doch eigentlich völlig wurscht.

"Ähm... ich meinte das nicht doof. Es ist... ich bin nur... verstört. Dieser Niall.... er..."
"Niall hat ihn kaputt gemacht.", merkte Louis einfach Mal an.
"Nein... ich weiß nur nicht... ob das so gut ist, dem nochmal zu begegnen."
"So schlimm?", fragte Stan schadenfroh.
"Ich war einfach nicht auf so jemanden vorbereitet, okay? In meinem Leben gibt es sowas nicht. Keiner meiner Freunde-"
"Neeeiiiin... da gibt es nur die, die sehr sehr sehr eng befreundet sind....", grinste Stan und genoss dieses Gespräch plötzlich sichtlich.
"Ich hab doch nichts gegen Schwule."
"Würden wir doch nur Menschen so schnell akzeptieren können wie die allgemeinen Nutzungsbedingungen...", seufzte Louis und ergänzte: "Ich zwinge dich nicht mit. Wenn du willst: Komm mit und wenn nicht, dann lass es eben."
"Ich komme mit.", brummte George und Louis hatte keine Ahnung, wie er das denn jetzt verursacht hatte. Die menschliche Kommunikation würde ihm wohl für immer ein Rätsel bleiben. Hatte George nur bequatscht werden wollen? Falls ja, wozu?

"Musst du nicht...", murmelte Louis nochmal, damit George hinterher nicht behaupten könntet, dass er ihn irgendwie genötigt hätte.
"Nein, schon gut. Ich werde es wohl überleben.", seufzte George.
Louis überlegte, nochmals anzusetzen, aber das war ihm dann einfach zu doof und er ließ es.

George blieb ziemlich ruhig und sah immer Mal wieder zwischen den drei anderen hin und her, während die ein normales Gespräch über  Belanglosigkeiten aufgebaut hatten, wobei Louis sich eher mäßig beteiligte.

"Würdest du dir echt so einen Riesenschwanz kaufen?", fragte George schließlich leise.
"Äh... keine Ahnung. Aber theoretisch sind die ja dafür in dem Laden und ich könnte einen kaufen.", wich Louis aus. Was sollte das denn bitte werden?
"Ja, aber willst du?"
"Wieso interessiert dich das?"
"Weil die Dinger riesig waren?"
"Ja.", sagte Louis einfach. Er hatte keine Lust mit seinem Bruder über solchen Kram zu sprechen.

"Du bist ein Sub. Das weiß ich. Wenn Harry dir-"
Louis schob schwungvoll seinen Stuhl zurück, stand auf und ging, ohne ein Wort zu sagen nach oben. Die konnten ihn alle Mal.

Es mochte Geschwister geben, die über solchen Krams ernsthaft redeten. Es mochte auch welche geben, die einfach vertraut miteinander waren und sich gegenseitig Geheimnisse erzählten. So waren George und er aber nie gewesen.
Alles, was in Louis' Leben irgendwie vertraulich oder irgendwie sensibel war, galt es von je her, vor George zu verheimlichen. Weil der das sonst irgendwie gegen ihn verwendete. Und nun saß der hier und wollte wissen, ob Louis sich einen 50cm Dödel in den Arsch schieben würde?
Er hätte die Shoppingtour abbrechen sollen, als Niall auf die Idee gekommen war, ins Queerys zu gehen. Aber nein, er hatte nichts gesagt, weil er nicht als Außenseiter hatte dastehen wollen. Das hatte er jetzt davon.

Frustriert zog er sich aus und schmiss sich einfach ins Bett. Schlafen. Manchmal machte schlafen ja alles besser. Zumindest für den Moment, in dem man nichts mitbekam.

Er wusste, dass Harry darüber mit ihm würde reden wollen. Aber das war ihm gerade egal. Er wollte im Moment einfach nur seine Ruhe. Sollte Harry halt George Fragen beantworten und gucken, dass der sich wohl fühlte. Und Niall sollte mit George Klamotten kaufen und alle anderen sollten sich doch auch um George, den großen George, kümmern.

Frustriert schlief Louis relativ schnell ein.

Hm... Irgendwie läuft das nicht so ganz rosig... Was tun?
Bis dann.
Viele Grüße ^⁠_⁠^

BDSM (Larry) 2 - wird fortgeführt auf StorybanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt