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Ricardo kommt angerannt und springt auf mich drauf. Überrascht sehe ich ihn in sein Gesicht. Seine großen Augen sehen mich erfreut an und seine Wangen die so aufgeblasen sind, sehen so apettitlich aus.

„Ich habe dich so vermisst" kreischt er glücklich auf und schlingt seine kurzen Armen um mich rum. Meine Mundwinkeln fangen an zu Zucken und ich erwiedere leicht sein Druck.

„Pass auf" Ramiro zieht Ricardo leicht weg und sieht ihn warnend aus. Schmollen befreit Ricardo sich aus seinen Fängen.

Er ist ja so süß. Ich will in seine Wangen beißen und rum kneten. Seine leichten Sommersprossen will ich zählen und ich will seine Haare flechten.

Ich schlucke und sehe zum Arzt. Er packt seine Sachen und sieht auf die Uhr. „Es müsste noch 15 brauchen" sagt er und sieht wieder zu mir.

„Danke" schüchtern lächel ich ihn an was er erwiedert. „Has-„

Er unterbricht sich als Ramiro mich an sich zieht „Lächel ihn noch einmal an und ich werde ungemütlich" zischt er mir in mein Ohr.

Überrascht sehe ich ihn an. Seine sonst so weiche Stimme hat eine andere Tonlage eingenommen. Sie ist noch tiefer und rauer wenn es überhaupt geht.

Nicht gerade überzeugend nicke ich und befreie mich aus seinen festen aber nicht schmerzvollen Griff.

Hat das Miguel gemeint? Es sind meinungen. Einfache Meinungen die einen Menschen trotzdem beeinflussen.

Wir alle haben recht auf eigene Meinungen. Doch manchmal äußern wir sie und verletzen die falschen Menschen.

Meinungen sind Gedanken über jemanden, an dem man in Gefangenschaft genommen werden könnte.

Versinkt man einmal, versteckt man sich darin. Es ist ein Rückzugsort mit sich selbst vor anderen fremden Menschen.

Meine Emotionen in mir drinnen krallen sich um meine Aufmerksamkeit.

Ich weine. Ich lache. Ich bin still. Ich bin laut. Ich bin was ich will. Und das ist das, was mich unzufrieden macht.

Meine Gefühle sind vergleichbar mit Raketen, die jede Barrikade durchbrechen und wie Regentropfen vom Himmel strömen.

Diese Welt ist düster und hat Schatten in Ecken, an den man sie sich nicht vorstellen kann.

Selbsthass verzehrt mich, und alles in meiner Umgebung wird verachtet. Die Welt wurde geschaffen, um Harmonie zu schaffen, doch die Bevölkerung ist in Konflikte verstrickt.

Wir sind abartige Kreaturen die Kriege auslösen. Mit dem Finger zeigen, Unwahrheiten verbreiten und Beleidigungen schleudern.

Akzeptanz ist ein schwer fassbares Konzept, und die Welt scheint mit ihren monströsen Bewohnern in Dunkelheit gehüllt zu sein.

Wir sehnen uns nach Ruhe aber versuchen garnicht diese Ruhe heraus zu bringen. Das glauben, das es nichts bringt, ist der Untergang unsere Welt.

Wir Menschen sind mit Selbstzerstörung geprägt.

Wir werden von unserer Natur als Wesen getrieben, die unseren eigenen Untergang herbeiführen. Frieden ist ein ferner Traum, dem eine undurchdringliche Mauer der Erwerbung im Weg steht.

Es wird niemals Frieden geben.

Und das ist unsere Schuld.

„Das war's" richtet der Arzt das Wort wieder an sich und zieht die Spritze aus mir raus. Vorsichtig wischt er mir das Blut vom Arm weg und streift ein Pflaster drauf.

„Die nächste sitzung wäre dann in genau drei Wochen. Wir werden vor Ort sein" er verabschiedet sich und verschwindet hinter der Tür.

Ich spüre eine Gänsehaut auf mein Nacken. Ein Kribbeln was irgendwie angenehm ist. Ein flaues Gefühl im Magen und diese Augen, die auf mich gerichtet sind machen es nicht grad einfacher

Gefangen in GedankenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt