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Mit gesenktem Kopf gehe ich neben Ramiro her. Meine Schulter streift bei jedem Schritt Ramiros Arm, was elektrische Funken durch mein Körper jagen lässt.

Wir gehen an Gruppen vorbei, die sich lachend unterhalten. Ich spüre Blicke. Augen, die auf uns gerichtet sind und jede Kleinigkeit beobachten.

Ich kneife die Augen zusammen und werde schneller. Die Blicke der Menschen bohren sich in mein Herz und verursachen Kummer, der unvermeidlich ist.

Im Moment wünsche ich mir nichts mehr, als keine Augen zu haben, kein Urteilsvermögen. Die Augen können beängstigend sein, die Ausdrücke, die Gefühle in ihnen.

Es versetzt mich in einen schlaflosen Alptraum, wenn ich an seine Augen denke. Diese Mordlust in ihnen, die zu funkeln begann. Es funkelte wie verrückt.

Ich lege meine Hand aufs Herz. Ich habe meine Lebensgeschichte von Anfang an gehasst, ich habe miterlebt, wie sich mein Leben ohne Gnade um 180 Grad gedreht hat.

Meine Vergangenheit, die unendlichen Schmerzen, die du mir eingebrannt hast, spielt sich vor meinen inneren Augen ab.

Das Experiment, bei dem ich mein Gedächtnis verlor. Tag für Tag werde ich es nie vergessen. Sekunde um Sekunde werden die Erinnerungen stärker.

Schritt für Schritt merkt Ramiro, dass etwas nicht stimmt. Ich höre ein leises Geräusch aus dem Laden nebenan. Das Klicken einer Pistole.

Ich schaue hin, kann aber nichts Ungewöhnliches entdecken. In Panik schließe ich die Augen. Ich halluziniere. Wieder. Ich träume. Wieder.

Ich verstecke mich hinter imaginären Dingen, um dem Leben aus dem Weg zu gehen.

Ich setze an und gehe auf Ramiro zu, der mich schon beobachtet. Ich beginne, höre wieder auf.

Kleine Töne, die sich zu einem Rhythmus zusammenfügen, auf- und abschwellend, hell, tief, einschüchternd.

Ich erstarre.

Gefangen zwischen Realität und Irrealität,
Gefangen in mir selbst,
Gefangen in dieser Welt.

Gedankenverloren.

Ich bin gefangen zwischen dem Wunsch, meine Vergangenheit zu vergessen, und dem Wunsch, die Halluzinationen zu vergessen, die sie hervorgerufen hat.

Gefangen in Gedanken.

Ich bin eine Gefangene, die die Grenze zwischen Gefangenschaft und Freiheit nicht überschreiten kann. Ich bin verloren.

Verloren in mich selbst,
Verlaufen durch mich selbst,
Weiterlaufen durch die Menschen um mich rum.

Werde ich es schaffen? Denn sie verfolgen mich. Das Labyrinth der verlorenen Seelen ist groß, doch das Böse findet mich immer wieder.

Ich sehe wieder nach vorne und blende es aus.

Ich werde in die Vergangenheit zurückgeworfen und spüre, wie ich zusammenbreche.

Meine Gedanken, die mich quälen,
Meine Gedanken, die mich ersticken,
Die Gedanken, die nicht aufhören wollen zu drehen.

Gefangen in GedankenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt