Kapitel 16 Rettung

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Das war es also? Hier würde mein Leben jetzt zu ende gehen. Wegen einer Entscheidung die ich voreilig getroffen hatte. Wieso wollte ich diese Finger so sehr beschützen? Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, ist es beinahe schon lächerlich, aber man kann die Vergangenheit nicht rückgängig machen und jetzt muss ich mit den Konsequenzen leben. Das mir mein Verstand ganz zum Schluss sogar vorgaukelt seine Gestalt zu sehen, ist wirklich traurig und lustig zu gleich. Meine Augenlider wurden so schwer, dass ich sie nicht mehr offen halten konnte. Es wird nicht mehr lange dauern, bis meine Kraft endgültig aufgebraucht ist. Im besten Fall halte ich noch zehn Minuten durch. In diesem Moment rüttelte jemand an mir herum, so als wäre mein Körper eine Puppe. "Sensei! Sensei! Bitte wachen sie auf." Ob ich gerade träume oder ist wirklich jemand hier? Ganz leise schluchzte eine männliche Stimme vor sich hin. "Ich wollte schon früher zu ihnen kommen, aber ich konnte nicht... Ohne ihren Anruf... Ich will gar nicht wissen was dann gewesen wäre. Ich bring sie jetzt zu Frau Ieiri..." Ein paar Hände legten sich an meinen Körper und ich spürte wie mich jemand hoch hob. Also träume ich doch nicht oder? "Bengel! Lass sie sofort wieder runter." Kaum hörte ich diese Stimme, wurde mir bewusst, dass ich entweder in die Hölle gekommen bin oder ich doch nicht träume und mich gerade tatsächlich jemand in seinen Armen hält. Mit aller Kraft öffnete ich meine Augen. Immer noch wollte ich nicht glauben, dass ich noch am leben war, aber dieses freundliche Gesicht fühlte sich so echt an. "Halt die Klappe. Ich werde Sensei Hika nicht sterben lassen. Verschwinde gefälligst Sukuna." Der pinkhaarige Junge hielt mich in seinen Armen und lief Richtung Ausgang. Er bemerkte nicht, dass ich wach geworden war, aber um etwas zu sagen, hatte ich nicht die Stärke. Wieder fing Sukuna an sich einzumischen. Auf Yujis Gesicht tauchte eine Fratze auf, die ich überall erkennen würde, denn dieses Grinsen besitzt nur eine Person auf dieser Welt. "Gut. Wenn du sie umbringen willst, dann schlepp sie eben hier raus." Was redet dieser verdammte Fluch da? Wenn Yuji mich hier lässt, dann werde ich sterben und nicht umgekehrt. "Du willst sie doch nur los werden Sukuna. Ich werde sie jetzt hier raus bringen und dann kann sie behandelt werden. So einfach wirst du sie nicht los." Mit jedem Schritt kamen wir dem Aufgang näher und meine Zeit lief unentwegt ab. Ob Shoko es rechtzeitig schaffen wird mir zu helfen? "Von mir aus. Ich freu mich schon darauf zu sehen wie ihr sie umbringt. Ganz verzweifelt werdet ihr neben ihr stehen und am Ende wird sie euch alle noch mit in den Tod reißen" Ein belustigtes Lachen hallte durch das Labor. Yujis Beine bewegten sich auf einen Schlag nicht mehr. Wieso bleibt er stehen? "Spuck aus worauf du hinaus willst Sukuna. Und wenn du mir keinen driftigen Grund nennen kannst, wieso ich sie hier lassen sollte, dann werde ich ohne noch einmal auf dich zu hören, direkt zur Krankenstation gehen." Es blieb kurz still. Scheinbar überlegte der König der Flüche, was er darauf antworten sollte. Mit Mühe und Not versuchte ich Yuji auf mich aufmerksam zu machen. "Y..Yu...ji.." stotterte ich kaum hörbar, aber es reichte aus. Der Junge sah mir direkt in die Augen und sofort begannen ihm Tränen über die Wangen zu rollen. "Ich werde sie nicht sterben lassen. Hören sie! Halten sie noch ein wenig durch!" Dieser Junge hat eine Lebensenergie die wirklich bewundernswert ist. Ich schenkte ihm ein zaghaftes Lächeln und schloss meine Augen wieder. "Los Sukuna! Jetzt rede schon. Wir haben keine Zeit für deine albernen Spielchen!" Yuji schrie so laut, dass seine Stimme durch den ganzen Raum dröhnte. "Ich kann nichts dafür, dass du so unfähig bist. Jeder Narr spürt doch, dass sie eine Unmenge an Fluchkraft in ihrem inneren zusammenhält. Das kleine Vögelchen hat einen großen Fehler gemacht und jetzt wird sie dafür mit ihrem Leben bezahlen." Wieder herrschte völlige Stille. Bis Yuji das Wort ergriff. "Was ist das denn für eine bescheuerte Antwort! Damit kann doch kein Mensch was anfangen. Du verpisst dich jetzt Sukuna. Wag es nicht mich nochmal zu stören. Ich werde Frau Hika jetzt retten." Ich spürte wie sich Yujis Körper wieder in Bewegung setzte. Er muss sich beeilen, denn mir bleibt kaum noch Zeit. Wieso hatte er überhaupt gehofft, dass ihm Sukuna helfen würde. Dieser Fluch ist nur auf seinen Vorteil bedacht. Sein Ego ist so groß, dass man es nicht einmal messen könnte. "Sie hat eine immense Menge an Fluchkraft in sich gesammelt. Wenn ihre Wunden jetzt behandelt werden und sie dabei das Bewusstsein verliert, dann wird diese Kraft detonieren und sie wird sterben." Wieder blieben Yujis Beine stehen. Zu recht. Denn wenn ich über die Worte des Fluches nachdachte, dann könnte er damit recht haben. Ich habe eine so hohe Menge Fluchkraft komprimiert, dass wenn sie nicht langsam aufgelöst wird, theoretisch schlagartig ausbrechen kann. Wie genau das aussehen würde, dass kann ich nicht genau bestimmen, aber da die Finger auch noch in meinem Körper sind, wird es sicherlich nicht gut enden. Wieso hatte ich diese Komponente nicht berücksichtigt? Ich könnte es auf meinen benebelten Verstand schieben, aber solche Fehler würden mir sonst nie passieren. "Nein. Du lügst mich sowieso nur an. Ich werde sie jetzt zur Krankenstation bringen." Wieder setzte sich Yuji in Bewegung, aber jetzt war ich es die ihn stoppte. "Yuji...Halt an." Unglaubwürdig blickte mich der Junge an. "Aber.." Gerade als er mir etwas erwidern wollte unterbrach ich ihn. "Sukuna hat recht. Bitte lass mich runter Yuji." Mit Tränen in den Augen sah er mich an. Langsam trug er mich zu einer Wand, an der er mich behutsam absetzte. "Sind sie sicher?" fragte er mich. Und ich konnte ganz genau erkennen wie viel Angst er hatte. Angst davor wieder jemanden zu verlieren. Angst jemanden zu enttäuschen. Angst vor dem was kommen wird. "Du kannst nichts für mich tun Yuji. Auch die anderen werden mir nicht helfen können. Ich möchte, dass du dich in Sicherheit bringst. Und sag Gojolein bitte, dass er die Welt für mich verändern soll. Ja?" Auch mir lief jetzt eine Träne langsam über mein Gesicht. Das war es also? So wird mein Leben jetzt also enden? Alles nur wegen dieses verdammten Fluches. Kaum hatte ich an ihn gedacht, tauchte seine Fratze wieder auf Yujis Wange auf.

"Lass mich mit dem Bengel tauschen. Mach schon!" Dieser Befehlston hätte mir sonst wahrscheinlich einen Schauer über den Rücken laufen lassen, aber gerade musste ich über seine Worte schmunzeln. "Wieso? Willst du dich etwa auch von mir verabschieden Sukuna?" Ein winziges Lächeln verirrte sich auf meinen Lippen. Eine Antwort bekam ich allerdings nicht. Normalerweise würde er mich doch jetzt aufziehen? Oder zu mindestens einen gehässigen Spruch bringen, aber gar nichts? "Yuji?" Der Junge schaute mich mit großen verheulten Augen an. "Nimm es mir nicht böse ok?" Jetzt änderte sich sein Ausdruck von traurig zu verwirrt und bevor er wusste was passiert, sagte ich schon, dass er die Kontrolle Sukuna überlassen solle. Wenige Sekunden später saß vor mir nicht mehr der fröhliche Junge mit den pinken Haaren, sondern ein gutaussehender, egoistischer und durchtriebener Fluch. Mit seinen roten Augen durchbohrte er mich und wie könnte es anders sein, grinste er mich teuflisch an. "Braves Vögelchen." bekam ich direkt zu hören. Weder hatte ich die Zeit, noch die Kraft um auf seine provokanten Äußerungen einzugehen. "Spuck aus was du willst Sukuna. Ich bin gleich am Limit angekommen." Wieder einmal wurde mein Gesicht in jemandes Hand genommen, aber dieses mal mit mehr Gewalt und unheimlich grob. Würde ich nicht sowieso schon überall Schmerzen spüren, dann würde mir sein Griff mit Sicherheit weh tun, aber gerade konnte ich ihm nur entgegen lächeln. "Habe ich dir etwa erlaubt zu sterben?" Auf diese Frage fiel mir tatsächlich nichts ein. Meinte er das gerade wirklich ernst? Will er jetzt ernsthaft auf diese Tour kommen? Der spinnt doch! Immer noch hatte er mein Kinn gepackt und hielt mich fest. "Wenn du nicht willst, dass dein Spielzeug kaputt geht, dann reparier es gefälligst." Mein Gesicht wurde schlagartig los gelassen. Im nächsten Moment lehnte ich nicht mehr gegen die Wand, an die mich Yuji gesetzt hatte, sondern lag auf dem Boden. Über mir funkelten blutrote Iriden. Viel zu schwach um mich gegen ihn zu wehren, blieb ich einfach so liegen und blickte ihn lächelnd an. Ohne etwas zu sagen, spürte ich plötzlich einen Schmerz der unerträglich zu sein schien. Ich konnte nicht sagen, was passiert war, aber anfühlen tat es sich so, als ob mich jemand von oben bis unten aufgeschlitzt hatte. Bringt Sukuna es etwa selbst zu ende? Will er mich noch ein Letztes mal quälen? Ich ertrage diese Schmerzen einfach nicht mehr. Kann es nicht endlich aufhören. Eine raue Stimme holte mich zurück in die Realität. "Ich hätte nicht gedacht, dass du so dumm sein würdest! Und jetzt hol endlich meine Finger aus dir raus. Mach schon!" Hatte ich ihn gerade richtig verstanden? Ich soll was machen? Plötzlich wurde mein Oberkörper etwas angehoben und ich konnte sehen wieso ich das Gefühl hatte aufgeschlitzt zu werden. Sukuna hatte mich tatsächlich einfach aufgeschnitten. Ich konnte einige meiner Organe sehen, die offene Bauchdecke und Blut. Aber etwas wirkte falsch. Mein Blut müsste nur so aus mir herausströmen bei dieser Wunde, aber es scheint fast so, als wäre die klaffende Verletzung verheilt. Mein Blick wanderte wieder zu dem Fluch, der mich über aus genervt ansah. "Wenn du noch länger wartest, dann bringe ich dich wirklich um!" Wieder sah ich zu meinem offenen Bauch. Wieso muss ich die Finger überhaupt selbst raus holen? Wenn er mich schon aufmacht, dann kann er sie doch auch selbst raus holen oder nicht? Sogar jetzt spielt er seine Machtspielchen mit mir. Mit meiner letzten Kraft hob ich meinen Arm und versuchte die zwei Finger in meiner Magengrube ausfindig zu machen. Schwer war es nicht sie zu ertasten, aber mehr als eklig sich in den eigen Gedärmen herum zu wühlen. "Hier hast du deine verdammten Finger." Ein zufriedenes Grinsen wurde mir entgegen gebracht. Ich weiß nicht wieso, aber meine Fluchkraft verflüchtigte sich ganz automatisch und Sukuna riss sein Eigentum sofort an sich. Im nächsten Moment hatte er sich die Dinger schon einverleibt und ich konnte spüren wie er an Stärke gewann. Seine Aura fühlte sich jetzt noch erdrückender an. "Für deine Gehorsamkeit werde ich dich ausnahmsweise nicht sterben lassen. Das du wirklich so auf mich hören würdest Vögelchen. Vielleicht bist du doch nicht so unbrauchbar, wie ich erst dachte." Ich konnte zwar hören, was er zu mir sagte, aber im nächsten Moment verlor ich mein Bewusstsein.

The Secret / Sukuna x ShioriWhere stories live. Discover now