Kapitel 36 Antworten

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Es fühlte sich an wie...
ein Herzschlag.
Ich konnte ihn genau spüren. Genauso wie sonst auch. Nur das da sonst nichts war. Alles was ich fühlen konnte, war wie sich ein Herz rhythmisch zusammenzog und wieder ausdehnte. Und während Sukunas Lippen noch auf meinen lagen, wurde es mir klar. Es war sein Herzschlag. Ohne darüber nachzudenken beeinflusste ich es. Ließ es langsamer werden. Bis es zum vollständigen stillstand kam. In diesem Moment lösten wir uns voneinander. Sukunas Grinsen war so breit, dass ich vollkommen verwirrt drein blickte.
"Herzlichen Glückwunsch Vögelchen. Du hast es geschafft." Seine Worte hallten in meinen Ohren. Einige Sekunden starrte ich ihn einfach nur an, aber dann nahm ich meine Arme von ihm, zappelte so stark herum, dass er mich absetzte und konnte mein Glück kaum fassen.
"Es war also wirklich dein Herz... aber wie...warum auf einmal...und das heißt ich habe.." Doch mein gestammel wurde unterbrochen.
"Ja du hast das Spiel verloren." Und Sukunas Worte waren wie Messerklingen die sich in mein Fleisch bohrten.
"Aber ich hab doch.."
"Das hast du. Aber zu spät. Die Zeit war in dem Moment abgelaufen, als du mir um den Hals gefallen bist. Es wird ein Vergnügen werden, dich jemanden umbringen zu lassen." Meine Kehle war trocken wie die Wüste. Ich brachte keinen Ton heraus. Allein die Vorstellung jemanden auf seinen Befehl zu töten... und wie sollte ich das Gojo erklären... er würde das niemals verstehen. Jeder Tag wird jetzt die reinste Hölle. Ich weiß nicht wann und wen... und wenn ich mich weigere dann... die Strafe ist schlimmer als der Tod selbst sagte Sukuna. Ich hätte mich niemals darauf einlassen dürfen. Denn Antworten hatte ich nun immer noch keine.
"Was ist den los Vögelchen? Hat es dir die Sprache verschlagen? Weißt du ich bin gerade bester Laune. Auch wenn du verloren hast, werde ich dir drei Fragen beantworten. Allerdings muss ich dir nicht die Wahrheit sagen, also musst du selbst entscheiden, was du mir glaubst und was nicht. Wie hört sich das an?" Und wieder war der Drang danach endlich etwas in Erfahrung zu bringen größer, als mich einfach von ihm abzuwenden. 
"Okay." gab ich kurz und knapp zurück. Ich sollte es ausnutzen, dass er mir überhaupt etwas erzählen will. Sukuna setzte sich zurück in seinen Sessel, überkreuzte seine Beine und sah mich erwartungsvoll an.
"Uraume erzählte mir, dass du ihr Retter seist. Wie hat sie das gemeint?"
Sukunas Blick verfinsterte sich kurz, aber dann schaute er mich gleichgültig an.
"So wie Uraume es gesagt hat. Ich habe das Kind gerettet. Nächste Frage."
"Aber du hast die Frage nicht richtig beantwortet." beschwerte ich mich sofort.
"Doch das habe ich. Du solltest deine Fragen einfach explizierter stellen." Seine überhebliche Art machte mich stinksauer. 
"Meinetwegen. Ich möchte wissen wie du sie gerettet hast."
"Auf einem Schlachtfeld voller Leichen, Blut und Kampfgeschrei, griff ein Arm nach meinem Bein. Es war Uraume. Begraben unter zwei toten Männern lag dieses Kind. Blutverschmiert. Voller Wunden. Und bereits näher am Tod als am Leben. Ich nahm sie mit und jemand half mir sie zu retten. Seitdem folgt sie mir." Aus irgendeinem Grund wusste ich, dass es die Wahrheit war, die der Fluch sprach. Und die Bilder von dem kleinen Mädchen kamen mir wieder ins Gedächtnis. Dann muss diese Gestalt wirklich Sukuna gewesen sein. Was Sinn ergeben würde, denn die Überlieferungen sagten, dass er früher vier Arme gehabt hat, weshalb er auch zwanzig Finger besitzt. Die er jetzt zurück will. Es hätte mir direkt bewusst sein müssen, dass es Sukuna war, den ich da gesehen hatte. Seine wahre Form ist wirklich majestätisch. 
"Letzte Frage. Du wusstest das ich meine Fluchkraft an dir einsetzen kann. Dementsprechend weißt du mehr als ich. Was weißt du noch über meine Fluchkraft, was du mir noch nicht erzählt hast? Schließlich kanntest du meine Vorfahren."
"Nur Fragen über Uraume. Das war der Deal." gab er mir ohne mich anzusehen zurück.
"Falsch. Das war das Spiel. Aber du sagtest eben, dass du mir drei Fragen beantwortest. Du hast jedoch nicht definiert, was ich fragen darf. Also antworte."
Sukunas Augen wurden schmal und funkelten mich wütend an. Doch er antwortete trotzdem.
"Es ist schwach das du diesen Aspekt als Wissenschaftlerin noch nicht erkannt hast. Du setzt deine Fluchkraft falsch ein. Oder besser gesagt, ineffektiv! Du gibst deine Fluchkraft unterbewusst ständig ab. Wie eine Wolke die dich umgibt. Der Radius dafür wurde immer größer, da deine Fluchkraft stetig zunahm. Deshalb kannst du auch alles in diesem Radius sofort kontrollieren. Doch das ist anstrengend. So wie ich sagte, starben bereits deine Vorfahren daran. Überlastung ihres eigenen Gehirns. Die Kontrolle darüber ist schwer, weshalb es viel Übung benötigt. Aber diese Anwendung ist nicht ganz korrekt. Zu mindestens nicht für dich."
"Wie meinst du das, 'Nicht für mich'? Denn genau so funktioniert meine Fluchkraft." Er sagte also damals die Wahrheit über meine Familie. Er hat sie früher wirklich getroffen und studiert. Ansonsten wüsste er das nicht. Niemand sonst kann seine Fluchkraft in so kleine Partikel aufteilen und über eine so große Fläche verteilen. Selbst Gojo hat lange trainiert um seine Unendlichkeit so zu formen, dass sie ihn ständig umhüllt. Aber bei mir war es anders. Meine Fluchkraft strahlte schon immer so aus mir heraus und umgab mich. Erst waren es nur wenige Meter und heute... ist das Ausmaß enorm, genauso wie meine Fluchkraft selbst. Aber ich kann es tatsächlich dank viel Übung etwas kontrollieren, sodass es sich nicht von selbst weiter ausdehnt.
"Ob du mir glaubst oder nicht das musst du selbst wissen, aber du kannst nicht nur deine eigene Fluchkraft kontrollieren. Oder anders ausgedrückt. Du kannst die Fluchkraft die in jedem Objekt steckt beeinflussen. Dafür brauchst du nicht mal deine eigene."
Ich schüttelte mit dem Kopf.
"Unmöglich. Das ergibt keinen Sinn."
Sukuna stand auf. Stellte sich neben mich und sagte dann.
"Wie sonst hättest du dieses Herz spüren können? Ich habe vor langer Zeit gelernt, wie ich eure Fluchkraft von mir abschirmen kann. Deine eigene Fluchkraft kam zu keinem Zeitpunkt mit mir in Kontakt." Und dann verschwand er und ließ mich in seinem Zimmer stehen. Es machte so wenig Sinn was er sagte, dass ich wütend in mein Zimmer stapfte. Er hielt mich zum Narren. Wahrscheinlich kannte er die Wahrheit selbst nicht und erfand irgendetwas. Genervt warf ich mich auf mein Bett. Mein Kissen musste einige Schläge ertragen und dann ging meine Tür auf. Natsumi sah mich verwirrt an.
"Ich hasse diesen Fluch!" fluchte ich lautstark und boxte mein Kissen ein letztes mal. Denn dann konnte ich nicht weiter zu schlagen, weil mich die Blondine Schönheit fest in den Arm genommen hatte. Nur für einen kurzen Moment. Dann schob sie mich wieder von sich, ließ ihre Hände auf meinen Schultern und schüttelte mich so fest sie konnte.
"Na..su..uumi. Wa..s..soll..da...s?" fragte ich abgehackt, da mein ganzer Oberkörper umher gerüttelt wurde.
"Du bist anscheinend nicht bei klarem Verstand. Also sorge ich dafür, dass dieser wieder kommt. Hat es geklappt?" Erwartungsvoll schauten mich diese kugelrunden blauen Augen an. Und bei ihrem Schmollmund konnte ich einfach nicht anders, als los zu lachen. Sie hatte es wirklich geschafft mich auf andere Gedanken zu bringen.
"Du bist einmalig Natsumi." gab ich kichernd zurück.
"Natürlich bin ich das. Ich bin schließlich mit eurer Hoheit befreundet." Und dann mussten wir beide lachen. Es vergingen ein paar Minuten in denen wir noch etwas herum alberten bis ich ihr alles was vorgefallen war erklärte.

"Aber Lord Sukuna würde dich niemals anlügen. Du solltest ihm vertrauen." Ich stopfte mir gerade eines von Natsumis selbst gemachten Taiyaki in den Mund. Meine Vorliebe für Süßspeisen war eindeutig von meinem weißhaarigen Idioten beeinflusst worden. 
"Er ist ein Fluch Natsumi. Er lügt sobald er den Mund aufmacht."
"Du hast ein ganz falsches Bild von ihm. Vielleicht solltest du wenigstens versuchen seine Worte ernst zu nehmen. Wenn du willst, dann kannst du an mir üben. Du hast hier leider kein Labor, aber das heißt nicht, dass du dieser Theorie nicht nachgehen kannst oder?"
Das letzte Stück Taiyaki blieb mir fast in der Kehle hängen. 
"Das ist es Natsumi." schrie ich und dann wurde die Tür aufgerissen. Uraume und Sukuna standen plötzlich vor uns. Natsumi kletterte sofort von meinem Bett und kniete sich vor ihn. 
"Was willst du hier?" blaffte ich ihn an. Aber mein Blick war auf Uraume gerichtet. Sie war wieder da, aber sie sah mich nicht an.
"Hol den Bengel zurück. Er wird zurück gehen. Es wäre nervig wenn sich alle auf die Suche nach ihm machen."
"Tze. Und was ist mit mir?" 
"Was soll mit dir sein? Du bleibst hier." Dann warf er mir ein Telefon zu.
"Sie werden mich auch suchen, dass ist dir doch klar oder?" 
"Nicht wenn du Tod bist. Ruf die Nummer an die gespeichert ist, wenn Uraume es dir sagt und dann wirst du dem Bengel sagen, dass er tauschen soll. Verstanden?"
"Als hätte ich eine Wahl..." murmelte ich. Es war sowieso zwecklos zu diskutieren.
"Aber das mit meinem Tod werden sie dir nicht abkaufen." Niemals würde Gojo ohne einen Beweis akzeptieren, dass ich gestorben bin.
"Dann wirst du dem Bengel wohl einen überzeugenden Satz erzählen, den er dann allen übermittelt und alle denken werden, dass du wirklich gestorben bist. Besonders dieser Satoru Gojo. Und jetzt mach schon."
Als wäre das so unfassbar einfach. 

Gesagt getan holte ich Yuji zurück und beeinflusste seine Gedanken. Ich manipulierte ein paar Erinnerungen in seinem Gehirn, sodass er selbst glauben würde, ich sei gestorben. Meine letzten Worte an Yuji waren "Sag Satoru er soll die Kiste unter meinem Bett öffnen und er soll mir versprechen diese Welt für mich und Geto zu verändern." Ich wusste, er würde verstehen, was ich ihm damit sagen will. Nicht das ich gestorben bin, auch wenn alle anderen das denken werden. Nein er wird wissen, dass er mich einfach nur nicht suchen soll und bei dem Spiel mitspielen muss.

Kurz darauf kam der Strahlemann zurück, doch Uraume hatte ihn so schnell schlafen geschickt, dass er mich nicht sehen konnte. Dann verschwand sie mit ihm. Es fühlte sich merkwürdig an, zu wissen, dass Sukuna nicht mehr hier sein würde. Er ließ mich einfach mit den neu gewonnenen Informationen zurück. Ich wusste nicht, ob ich wütend oder glücklich darüber sein sollte. Doch eines wusste ich. Ich musste dem Ganzen nach gehen. Natsumi und ich setzten uns zurück auf mein Bett. Es vergingen Stunden, aber ich konnte einfach nicht das Gleiche spüren wie bei dem Fluch. 

Es vergingen ein paar Tage. Immer und immer wieder übte ich an Natsumi. Uraume kam nicht zurück. Es war einsam hier. Und dabei war ich es gewohnt allein zu sein. Aber etwas hatte sich geändert. Ich vermisste Gojo. Yujis lachen. Mein Labor... und die Zeit die ich dort mit Sukuna verbracht hatte... ich vermisste diesen elenden Fluch... Und das schlimmste war, dass mich diese Tatsache in den Wahnsinn trieb. Weshalb ich beschloss eines Abends durch den Tempel zu Sukunas Zimmer zu laufen. Doch etwas trieb mich in eine andere Richtung. Ich spürte wie sich mehrere Leute in einem Raum versammelt hatten. Und das war nicht das erste mal. Tatsächlich taten sie dies jeden Abend, doch bis jetzt hatte ich nicht das Bedürfnis dorthin zu gehen. Vielleicht trafen sich die Leute um zu beten. Schließlich befinden wir uns in einem Tempel. Doch heute brauchte ich Ablenkung. Und wenn es so etwas banales wie beten sein sollte, dann würde mich das auch von meinem Gedanken abschweifen lassen. Ich blieb vor einer großen hölzernen Tür stehen. In ihr waren mehrere Jadekristalle eingearbeitet, die fast so aussahen wie ein Sternenhimmel. Es war eine wunderschöne Arbeit. Man konnte direkt sehen wie viel Liebe in die Anfertigung dieser Tür gesteckt wurde. Ich ließ meine Hand über die einzelnen Verzierungen gleiten.
"Eure Hoheit. Was tun sie hier?" ertönte eine Stimme hinter mir. Ein älterer Mann starrte mich unglaubwürdig und ängstlich an. Er ging sofort auf die Knie und fing an etwas zu murmeln wie 'Es tut mir leid Lord Sukuna..' oder etwas in der Art.
"Ich hatte eben einen kleinen Spaziergang gemacht und bin dann hier gelandet. Diese Tür ist wirklich wunderschön. Darf ich fragen was all die Leute machen, die sich dahinter in dem Raum befinden?" Wie versteinert blieb der Mann am Boden. Er rang verzweifelt nach den richtigen Worten und flehte mich dann an zu gehen. Ich verstand nicht wieso, aber er schien Todesangst davor zu haben, dass ich diese Tür öffnen und hinein treten würde. Doch das ergab keinen Sinn. Was sollte sich dahinter verbergen, dass ich nicht sehen durfte? Wieso hatte er solche Angst? Verbirgt Sukuna hier noch weitere Geheimnisse vor mir? Der Drang nach weiteren Antworten war einfach zu groß. Und dann öffnete ich die schwere Holztür ohne über irgendwelche Konsequenzen nachzudenken. 



The Secret / Sukuna x Shioriحيث تعيش القصص. اكتشف الآن