Kapitel 24 Auseinandersetzung

241 15 6
                                    

Wie aus Reflex legte ich sofort wieder auf. Mit zittrigen Händen und einem Tränen überlaufenem Gesicht, starrte ich das Telefon in meiner Hand eine gefühlte Ewigkeit an. Die Zeit schien still zu stehen. Um mich herum herrschte eine unnatürliche Ruhe. Kein Vogel zwitscherte, kein Wind wehte und auch keine Motorgeräusche waren zu hören, da war nur mein Herzschlag, mein unregelmäßiger Atmen und meine schniefende Nase, die diese Stille durchdrangen. Nachdem ich meinen Gefühlsausbruch hinter mir hatte, beschloss ich dem ganzen ein Ende zu setzen. Ich bin her gekommen um Gojo zu beschützen, denn egal was sie vor haben, ich werde nicht zulassen, dass sie ihm auch nur ein Haar krümmen. Er ist vielleicht nicht der beste Mensch auf dieser Welt, aber er ist der Einzige, der mir geblieben ist. Außerdem will ich nicht, das Shoko auch noch jemanden verliert, der ihr wichtig ist. Sie wirkt zwar immer so hart von außen, aber im inneren zweifelt sie, sorgt sich und grübelt viel zu sehr herum.

Das erinnert mich an früher...
Wir haben bis heute nicht das beste Verhältnis, aber wer kann es ihr verübeln. Irgendwie hatte ich mich ja schon in diese Dreiergruppe hinein gemogelt, obwohl das nicht ganz korrekt ist, denn Geto hatte mich ständig gedrängt, etwas mit ihnen zu unternehmen. Bei unserem ersten Treffen, da spürte ich sofort ihr Abneigung mir gegenüber. Egal was ich tat oder sagte, sie hatte hauptsächlich Angst in meiner Gegenwart. Die Jungs zogen uns ständig auf, alberten herum und brachten mich dazu Dinge zu tun, die ich sonst nie getan hätte. Ich hatte damals nur meine Wissenschaft im Kopf und soziale Kontakte waren mir irgendwie zuwider, aber das lag wohl eher daran, dass mich schon immer alle mieden, sowohl die Erwachsenen, als auch die Kinder in meinem Alter. Eines Tages sind wir zusammen an den Strand gefahren. Da ich die jüngste von uns vier war, mussten wir uns raus schleichen, denn der Direktor wollte nicht, dass ich ohne einen erfahrenen Jujuzisten unterwegs bin, aber das war besonders Geto egal. Und so fuhren wir alle zusammen ans Meer. Es war mein erstes mal, dass ich Tokyo verlassen hatte. Unser Ausflug war wirklich wundervoll, obwohl ich mich damals dagegen wehrte. Wie gesagt, ich war nicht wirklich die Sozialste. Trotzdem hatte ich eine Menge Spaß und Geto versuchte sogar mir das Schwimmen beizubringen. Der Tag hätte so schön sein können, wenn ich nicht in Panik verfallen wäre. Unbewusst setzte ich meine Fluchkraft ein, genau in dem Moment, in dem er mir zu Hilfe eilte und dadurch verletzte ich ihn. Aber dennoch ignorierte er die Schmerzen und zog mich zurück an den Strand, wo er dann zusammenbrach. Shoko brüllte mich an, sie gab mir die Schuld daran, was ja auch stimmte. Gojo versuchte seinem besten Freund zu helfen und ich saß völlig Geistes abwesend daneben und schaute nur zu. Nach diesem Vorfall konnte mir Shoko gar nicht mehr vertrauen, sie dachte stets daran wie gefährlich ich sei und hielt mich auf Abstand. Geto hingegen beteuerte, dass es nicht meine Schuld gewesen sei, sondern seine, da er mich quasi gezwungen hatte schwimmen zu lernen und er deshalb selbst Schuld gewesen sei. So war es ständig. Er nahm mich wieder und wieder in Schutz vor den anderen.

Ich konnte damals nichts tun Shoko... Bitte verzeih mir, denn ich war zu schwach und so wie du Angst vor mir hast, so hatte ich selbst irgendwann Angst vor meinen Kräften und deshalb habe ich Geto nicht retten können, aber heute werde ich es besser machen. Ich werde dieses Arschloch umlegen, dass sich seinen Körper angeeignet hat und ihn somit wieder in Frieden Ruhen lassen. Verlass dich auf mich. Ich werde nicht zulassen, dass sie uns auch noch Gojo wegnehmen.

Mit geballten Fäusten lief ich los Richtung Eingang des Bahnhofs.
Doch weit kam ich nicht. Wie von selbst blieben meine Beine stehen und der Druck in meinem Kopf wurde schlimmer. Wie aus heiterem Himmel bewegten sich die Menschen im Banhofsgebäude plötzlich rasend schnell. Liefen sie vor etwas davon? Mit jeder Sekunde die ich da stand und wartete, kamen die Leute immer näher. Aber da war noch etwas... erst konnte ich es nicht genau definieren, aber es schien so, als ob sich unter den Menschen auch Tote befanden. Jedoch lebten sie auf eine merkwürdige Art und Weise und ich konnte eine gewisse Menge an Fluchkraft an ihnen spüren. Dennoch fühlten sie sich nicht mehr normal an... was hat das zu bedeuten? Wenn sie wissen, dass ich hier bin, dann könnte es sein, dass sie die Menschen mit Absicht aufeinander hetzen. Dieser komische Kenjaku scheint auch Getos Erinnerungen zu besitzen, was heißt dass er über mich bescheid weiß. Er will mich mit dem Meer aus Informationen verwirren, sodass ich daran zerbreche. Verdammt... Wenn sie alle so in Panik sind, dann ist auch ihr Körper total unter Strom, was bedeutet, dass es für mich noch anstrengender ist, mich auf die wichtigen Dinge zu konzentrieren und bei klarem Verstand zu bleiben. Suchend schaute ich mich um. Ich muss Abstand zwischen uns bringen und das sofort. Meine Wahl fiel auf den Eingang des Gebäudes. Von dort oben hatte ich einen perfekten Überblick und könnte in Ruhe nachdenken, was ich tun kann. Also kletterte ich, so schnell ich konnte auf das Gebäude hoch.

The Secret / Sukuna x ShioriWhere stories live. Discover now