Pfefferminztee I

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Es war einer dieser Tage. Ein Tag wie jeder Andere und doch schien einfach nichts so zu klappen, wie es sollte.

Dies bemerkte der Engel schon in jenem Moment, als er die Füße über die Bettkante schwang und sich dort, nicht wie üblich, seine flauschigen Pantoffeln, sondern kalter Boden befand.

Im nächsten Moment, als er den Kühlschrank öffnete und seine heißgeliebte Orangemarmelade heraus nehmen wollte, öffnete sich das Glas, wie von Zauberhand und fiel mit einem klirrenden Geräusch zu Boden, wo es dann auch zu guter Letzt, in tausend, kleine Einzelteile zerbrach.

Und als dann auch noch sein aller liebstes Heißgetränk leer war, kam der Engel schließlich zu dem Schluss, dass dies heute, kein guter Tag werden würde.
Selbst als Aziraphale in seiner Vorratskammer, im hinteren Teil seiner Wohnung nachschaute, ließ sich keine einzige Packung seines sonst so heißgeliebten Pfefferminztees mehr finden.
Eben jener, den er sonst immer, (und zwar wirklich immer und ausschließlich) zu einem guten Buch trank.

Eine Stimme aus dem vorderen Teil des Ladens, ließ ihn schließlich herumfahren und sich, mit einem dumpfen 'pock', den Kopf an dem, über ihm liegenden Holzregal, anstoßen.

Wäre er nun ein normal Sterblicher gewesen, so hätte er womöglich Himmel und Hölle verflucht.
Doch als Götterbote, blieb ihm diese kleine aber bedeutsame Sache verwehrt.

So, musste er sich damit zufrieden geben, stetig über die verletzte Stelle zu reiben und sich fest auf die Unterlippe zu beißen, sodass doch kein Wort des Ärgers über seine Lippen kam.
"Moment!"
Rief er dumpf aus dem stickigen Zimmer, den Kopf zur Tür hinaus gestreckt.

Eine Frau, um genau zu sein die Ururur[...]enkelin von einer bestimmten Hexe, hatte mit wehendem Gehrock seinen Laden betreten und blickte nun erwartungsvoll, über die Gläser ihrer schief sitzenden Brille hinweg.
Anathema drehte sich in seine Richtung und lächelte, ob des Engels verdatterten Anblicks.

"Guten Morgen, mein Lieber. Auch schon wach?"
Fragte sie lachend, als sie an dem Engel (,der immernoch seinen gestreiften Pyjama trug,) hinuntersah.

Peinlich berührt und mit dem schnipsen seiner Finger, ließ er eben jenen verschwinden und stand nun in seinem cremfarbenen Anzug vor ihr.

"Entschuldige, ich weiß nicht wo mir heute der Kopf steht." flüsterte der Engel fast schon ein wenig verwirrt.

"Ach, das macht doch nichts. Wo wir gerade davon reden, ich habe gesehen, dass auf deinem Tisch noch ein ganzer Stapel unabgeschickter Briefe lag.
Ich habe mir erlaubt, diese mit meiner Reclame von gestern abzuschicken. Ich hoffe das war okay?"

Ungläubig sah der Engel die Frau an.
Briefe?
kurz überlegte er.
Welche Briefe?

Pflegte er doch stehts die Ordnung auf seinem Schreibtisch zu wahren, so konnte er sich doch nicht entsinnen, noch irgendwo Briefe herumliegen gelassen zu haben.

Als dem Engel schließlich ein Licht aufging, erstarrte er in seiner Bewegung.
Sie meinte doch nicht etwa....?!
Eilig stürzte er zu seinem Schreibtisch in den vorderen Teil seines Buchladens davon.

Die Schublade war noch immer geöffnet, die Briefe herausgenommen und nurnoch ein verblasster Abdruck auf dem hölzernen Boden zeugte von deren Abwesenheit.
Hatten diese Briefe doch schon viel zu lange dort am Boden gelegen...

Nie hätte er es gewagt sie abzuschicken. Nie!

Tief durchatmend und mit zitternden Fingern ging er zurück in die Küche.
"Hast du wirklich alle Briefe abgeschickt?" wollte er von ihr wissen und sah sie fast schon ein wenig verärgert an.

Und obwohl er wusste, dass er sich die Frage durchaus hätte sparen können, nickte sie.

Dem Engel wurde heiß und kalt zugleich.
Warum hatte er das gestern nicht bemerkt?
Laut seufzte er.

Anathema griff besorgt nach seinen Händen.
Aziraphale hob den Blick und sah sie mit einem, fast schon, panischen Ausdruck in seinen Augen an.

"Engel, was waren das für Briefe?" wollte sie nun mit Nachdruck in der Stimme wissen und drückte seine Hand noch ein wenig fester.

Der Engel sackte traurig in sich zusammen und legte den Kopf auf die Tischplatte, um die Hexe nicht weiter ansehen zu müssen.

"Liebesbriefe." sprach dieser leise, und bestätigte so ihre heimliche Vermutung.

"Oh, Engel." seufzte sie leise.
"Es tut mir so, so leid. Hätte ich gewusst, dass..."
Der Engel schwieg, nickte dann jedoch zögernd.

Man musste es doch irgendwie schaffen, dass Disaster noch rechtzeitig zu verhindern, oder?


Good old fashioned Lover boyWhere stories live. Discover now