Lemon And Oysters III

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Das Licht der Sonne brach sich in feinen Strahlen durch das runde Bullauge der Kabine, als der Engel das erste Mal von seinen fantasievollen Träumereien erwachte.
Müde tastete er nach seiner Wärmequelle, die sich doch die ganze Nacht so dicht an seinen Körper geschmiegt hatte und wurde doch nicht fündig.
Suchend griff er neben sich.
Nichts.
Nochmal.
Wieder nichts.
Beim dritten Mal jedoch...

Warm traf auf kalt und doch nicht so, wie er es erwartet hatte.
Als er dannach griff knisterte es zwischen seinen Fingern und die glatte Oberfläche bekam dicke Knicke.
Nun hellwach und im nächsten Moment doch wieder zu müde, um zu realisieren was dort neben ihm lag, hob er den kleinen Zettel dicht vor seine Augen, sodass er die geschwungenen Buchstaben besser zu begreifen vermochte, die dort in schwarzer Tinte geschrieben standen.

Nach mehrmaligem überfliegen runzelte der Engel die Stirn.
Dieser 'Brief' sagte so viel... und doch auch wieder nichts.
Was sollte er damit?
Seufzend strich er das Papier glatt, ertrug er die Knicke doch nicht.

Wieder einer, den er zu den unzähligen Legen konnte...
War der Dämon doch noch nie bis zum nächsten Morgen geblieben.

Als er ihn einmal darauf angesprochen hatte, hatte er nur eine sehr wage Antwort bekommen, die da gelautet hatte 'Schuldgefühle' der Dämon wollte nicht, dass er ihn verdarb und doch wusste dieser nicht, dass er doch schon längst verloren war, seit dem ersten Tag, an dem er ihn getroffen hatte.
Ächzend richtete er sich auf und schwang die Beine über die Kante des Bettes.

Na fein, dann sollte es also so sein.
Schlurfend machte er sich auf den Weg in das angrenzende Badezimmer.
Eine Rasur...
Dachte er bei sich und sah müde in den Spiegel und an sich hinunter.
Er sah besser aus.
Die Nacht hatte ihm gut getan und die tiefen Furchen unter seinen Augen waren auch nicht mehr so schlimm, wie noch am Abend zuvor.
Als sein Blick jedoch noch ein Stückchen weiter nach unten wanderte, erschrak er plötzlich.

Sein Hals wurde nun von zwei blaurot schimmernden Blutergüssen geziert.
Daran konnte er sich gar nicht mehr erinnern...
Sah Crowley etwa genauso aus?!
Innerlich schlug er sich eine Hand vor die Stirn.
Wie um Gottes willen sollte er diese monströsen Flecke unkenntlich machen?!
Seufzend strich er sich darüber und zuckte leicht unter dem ungewohnten Gefühl zusammen, dass sich bis in seinen Bauch zog.

Kopfschüttelnd entschloss er sich gegen eine Rasur, hatte er doch nun ein viel wichtigeres Problem, dass er zu kaschieren versuchte.
Schnell ging er zu dem Holzschrank hinüber und kramte eilig in seinen Kleidern.

Das würde ihm dieser, Teufel von Mann, noch teuer zu stehen bekommen, da war er sich sicher.

Wenige Minuten später, trat er noch einmal vor den Spiegel und zog den hohen Kragen seines Hemdes noch ein wenig höher.
Zog die lose gebundene Krawatte noch ein bisschen fester, sodass diese den Kragen auch nahe an seinem Hals hielt und dieser nicht auf wundersame Weise verrutschte und nickte schließlich zufrieden.

Kurz darauf war er auch schon aus der Kabine getreten und in das angrenzende Speisezimmer maschiert. Beflügelt von dem Geruch von Rührei, Croissants und Kaffee hatte er seinen Weg dort hin, recht schnell bestritten und sich schließlich
fröhlich neben Mr. Springer fallen lassen, den dicken Herrn, der ihn gestern noch so überschwänglich vorgestellt hatte.

Freundlich begrüßte er die anderen Sponsoren und versank wenige Sekunden später, doch wieder ganz und gar in der Tätigkeit, seinen Tee zu genießen.

Dies war solange von Dauer, bis mit einem Mal eine hagere Gestalt an ihren Tisch heran getreten kam und es dem Engel bei dessen Anblick doch fast den Atem raubte.

Wieder holte er zischend Luft, was dazu führte, dass sich der Engel an seinem heißen Getränk verschluckte und hustend und prustend nach Luft rang. Sich fest auf die Brust klopfend schossen die Köpfe aller Anwesenden zu ihm herum und sahen ihn verstört und auch ein wenig besorgt an.

Peinlich berührt den Kopf hebend, brachte er ein leises "Entschuldigung." hervor und sah dabei zu, wie die Anderen kurz darauf ihr Interesse wieder dem rothaarigen Mann schenkten, der grinsend neben Mr. Springer stand und diesem freundlich die Hand schüttelte.

"Meine Herren, darf ich vorstellen, dieser stattlich aussehende Mann hier neben mir, ist Anthony J. Crowley. Unser allseits beliebter Sternekoch, hier an Bord."

Applaus ertönte von allen Seiten und dunkles Lachen erfüllte den Raum.
Crowleys Augen jedoch, hingen nur an einem der Herren, der ihn leicht rot um die Nase musterte.
Grinsend sah er dem Engel entgegen.
Hinter dem hellen Kragen des Blonden lugte ein strahlendes Lila hervor und auch wenn es dieser so gut es ging, zu kaschieren versucht hatte, so entgingen sie des Dämonen geschulte Augen doch nicht.
Sein Grinsen wurde noch etwas breiter.
Er hatte gute Arbeit geleistet.

Mr. Springer wand sich wieder an den großgewachsenen Herrn.
"Wie Sie vielleicht schon mitbekommen haben, ist mit uns nicht nur ein Großteil der reichsten Menschen Englands, an Bord gegangen, sondern auch unser ehrenwerter 'Mr. Fell' dem wir so einiges zu verdanken haben."

Crowley sah den Engel abwartend an, der sich kurz darauf auch schon erhob und dem Dämon freundlich lächelnd eine Hand entgegen hielt.
"Ist mir eine Freude Sie kennenzulernen, ich habe schon viel von ihnen gehört, Mr. Crowley."

Fest drückte der Engel des Dämonen Hand, seine Augen funkelten den anderen böse an, während sein Gesicht eine perfekte Maskerade, aus einem Lächeln zierte.

Crowleys Blick wurde sanft, während er vorsichtig mit dem Daumen über die Hand des Anderen strich.

Er wusste warum der Engel verärgert war, hatte er ihn doch schon wieder allein zurück gelassen und des Engels Blick nach zu urteilen, hatte ihn dies zutiefst gekränkt.

"Danke, mir ist ebenfalls schon einiges zu Ohren gekommen, über ihre Güte und die Großzügigkeit mit der sie den anderen begegnen. Und ich denke, es ist mehr als nur angebracht, mich für meine Unachtsamkeit zu entschuldigen."

Bittend sah er den Engel an, dessen Blick allmählich wieder weicher wurde.
Er verstand also.
Die stürmischen Wellen in des Engels blauen Augen schienen sich zu beruhigen und zurück blieb eine ruhige See, die wehmütig in ihrem tiefen Bett lag.

Schnell entzog der Engel dem anderen seine Hand wieder, da er die Nähe, die sie in diesem Moment miteinander teilten, doch nicht ertrug.

Fragend sah er den Rothaarigen an.
"Unachtsamkeit?" seine Stimme zitterte.

"Die Perle." wies der Andere ihn auf den Vorfall des gestrigen Abends hin.

"Achso." sagte er etwas niedergeschlagen und ließ sich wieder auf seinen Stuhl fallen.

Crowley ließ sich neben ihm nieder und linste zu dem Engel hinüber.

"Hatten sie eine ruhige Nacht?"
Fragte der Dämon beiläufig und legte sich die Serviette auf den Schoß.

"Ja, danke der Nachfrage. Und Sie?" der Engel sah auf, interessierte ihn die Antwort doch wirklich.
"Besser denn je."
Lächelte der Dämon verträumt und berührte des Engels Hand beiläufig, als dieser nach dem Salzstreuer griff.

"Würden Sie mir später Gesellschaft leisten? Ich könnte Sie ein wenig herumführen." bot Crowley leise an, sodass auch kein anderer dieser Schnösel auf die Idee kam, ihnen bei ihrem Rundgang Gesellschaft leisten zu wollen.

Schulter zuckend nickte der Engel und schluckte den bitteren Tee hinunter, ehe er seine Tasse wieder absetzte.
"Gerne." flüsterte der Engel zurück und sah dem Dämon tief in die bittenden, gelben Augen.

"Danke." raunte dieser zurück, ehe er still schweigend weiter aß und den Gesprächen der Anderen lauschte.

Good old fashioned Lover boyHikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin