Milk And Honey

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Draußen stürmte es.
Die Äste der Weide peitschten unaufhörlich gegen das Fenster des kleinen Cottages und die Kerzen, die auf dem Fensterbrett standen, zitterten bedrohlich schnell, in dem stetigen Zug des Windes, der wie ein heulendes Gespenst, um das Haus schlich.

Im Inneren, vor einem brasselnden Feuer saß der Hausherr und stocherte müde in den heißen Flammen herum.
Mittlerweile war es schon fast zwei Wochen her, seitdem er London und den kleinen Buchladen, mit dem Großteil seiner Bücher zurückgelassen hatte.

Einen Tapetenwechsel hatte er gebraucht... Raus aus London, raus aus dem Getümmel an Menschen und zu guter letzt, weg von dem nur-fast-Armageddon.

Wenn er auch nur daran dachte, wurde ihm anders zumute....

"Autsch." entfuhr Es ihm mit einem Mal heißer, als er von einem lautstarken Klopfen an der Tür aus seinen Träumereien geschreckt wurde.
Wer um Himmels willen kam bitte auf die glorreiche Idee, bei einem solchen Unwetter vor die Tür zu treten?

Seufzend erhob er sich, ging langsam durch das geräumige Zimmer und verschwand in den dunklen Flur hinaus, um dem, nach Hilfe suchenden, die Türe zu öffnen.

Was er sah, ließ ihn fast vom Glauben abfallen. Vor der Tür, in einem schwarzen, völlig durchnässten Anzug, stand ein schniefender Dämon und sah dem Engel mit rot unterlaufenen Augen entgegen.
"Engel, ich glaube mir geht es nicht so gut." hauchte der Dunkle ihm krächzend entgegen.

"Crowley?! Um Gottes willen-," weiter kam der Engel jedoch nicht, fiel der Dämon doch wie ein Sack Mehl, so garnicht dämonenhaft, in sich zusammen und rauschte in Windeseile auf den Boden zu.

Gerade noch so, bekam der Engel dessen Hüfte zu fassen und umgriff eben jenen so fest an der Tallie, so dass er nicht auf dem harten Boden aufschlug.

Sich noch einmal unsicher draußen umsehend, zog der Engel den völlig erschöpften Dämon hinter sich in das kleine, mollig warme Haus und verschloss die Tür, wieder quitschend hinter sich.

Ächzend schleifte Aziraphale den dunklen Mann hinter sich her und in das angrenzende Wohnzimmer, wo er ihn schließlich auf das gemütliche Sofa hiefte und dann liegen ließ.

Kopfschüttelnd sah er auf den Mann.
Was war nur geschehen?
Crowley sah ja furchtbar aus....

Nervös kaute der Engel auf seiner Unterlippe, ehe er eine zitternde Hand an des anderen Stirn führte und erschrocken zurück wich.

Crowleys Stirn glühte, sein Körper zitterte und seine Lippen hatten einen ungesunden Blauton angenommen.

Doch was tun?
Was konnte helfen?
Eilig rannte er in die angrenzende Küche.
Wickel? Tee? Alles zusammen?

Mit einem Schnipsen seiner Finger hatten sich heiße Wickel, um des dämonen Schenkel geschlungen und dafür gesorgt, dass der Rothaarige nicht mehr ganz so stark zitterte.
Erleichterung durchflutete den Engel, ehe er sich daran machte, einen Kessel Wasser aufzusetzen, um zugleich noch einen Tee zu bereiten, der das Fieber senken sollte.

Was konnte der Dämon nur getrieben haben? Fragte sich der Engel innerlich, als er mit ein paar dicken Decken und Kissen zurück in das Wohnzimmer trat und damit begann, den Dämonen wie ein Geschenk in eben jene einzupacken.

Während diesem Prozedere stöhnte und keuchte der Dämon nur einige Male schmerzerfüllt auf, ehe er zurück in einen Albtraum ähnlichen Schlaf sank.

Stirnrunzelnd sah der Engel auf seinen Freund.
War er jemals krank gewesen?
konnte er sich doch selbst nicht mehr daran erinnern.
Jedoch hatte er einmal etwas von einem Schlummertrank gelesen... dass lag zwar schon einige Zeit zurück aber der Versuch, dem dämonen das Leben wieder ein bisschen zu versüßen, konnte ja nicht schaden.

Milch und Honig war also die Divise, so beschloss er jedenfalls, hatte er doch selbst wenig, bis keine Ahnung, wie in solchen Fällen zu handeln war.

Als die Milch kochte, nahm er sie vorsichtig, mit riesigen, roten Backhandschuhen von dem rauschenden Gasherd, stellte sie auf einen Untersetzer und sah gespannt dabei zu, wie die kleinen Blubberblasen immer weniger wurden, bis sie schließlich wieder ganz verschwanden.

Seufzend ging er zu dem hohen Regal hinüber, in dem er seine süßen Aufstriche lagerte und griff bestimmt nach dem braunen Glas, in dem die dickflüssig- gelbe Masse hin und her schwappte.

Mit einem Löffel gab er einige Tropfen in die heiße Milch und rührte solange, bis diese schließlich einen hellgelben Farbton annahm.

Schnell ging er mit der dampfenden Tasse in der Hand und einem spannenden Buch unter dem Arm zurück in das Wohnzimmer und stellte diese vorsichtig auf den Tisch.

"Was hasssssttt-hatschiiiii, du da?"
Wollte der Dämon mit kränklicher Stimme und schweren Augenlidern wissen.

Der Engel fuhr erschrocken zusammen, hatte er doch nicht damit gerechnet, dass der Dämon heute noch einmal die Augen öffnen würde.

"Das wird dir helfen, ist ein altes Rezept der Menschen, soll anscheinend Wunder wirken..." an dieser Stelle schüttelte er lächelnd den Kopf.
Menschen waren aber auch wirklich leichtgläubig...

Schnell griff der Engel nach der Tasse und hielt sie Crowley unter die Nase.

Das Gesicht zu einer Grimasse verzogen, kostete er das süße Heißgetränk und gab schließlich einen zustimmenden Laut und ein kleines Nicken von sich.

Erschöpft aber nicht mehr zitternd, legte er schließlich den Kopf zurück.

Fasziniert sah Aziraphale dabei zu, wie sein Freund immer kleiner und nunja, auch schuppiger wurde und schließlich ganz in dem Nest aus Decken und Kissen versank.

Langsam trat er an das Nest heran, aus dem ein kleiner, schwarzer Kopf schaute und ihn langsam blinzelnd ansah.
"Ist es so leichter für dich?" fragte der Engel interessiert und sah dabei zu, wie die Schlange vorsichtig nickte.

"Gut, hast du etwas dagegen wenn ich, -?" Aziraphale deutete auf den Platz neben ihn auf der Couch.

Die Schlange schüttelte den Kopf.

"Nun gut, also dann, darling..." Aziraphale ließ sich vorsichtig neben die schwarze Schlange auf das Polster fallen. "Aber dass du dich auch ja nicht zu lang machst..." gab der Engel lachend von sich, als er sich selbst eine Decke um die Hüfte schlang und die Falten vorsichtig glatt streichte.

Wäre Crowley nun keine Schlange und nicht ganz so erschöpft gewesen, so hätte er womöglich die Augen gerollt, doch so, in dieser Form, blieb ihm diese kleine aber bedeutsame Geste leider verwehrt.

Vorsichtig glitt die Schlange über die Kissen und zu seinem Freund hinüber, der noch immer damit beschäftigt war, den Stoff zu glätten.

Wie eine Katze rollte sich das schwarze Tier auf des Engels Schoß zusammen, ehe sie den Kopf einzog und sich leise zischend an des Engels warmen Schenkel schmiegte.

Liebevoll sah der Engel auf das Tier hinunter, ehe er nach dem Buch griff, die erste Seite aufschlug und leise zu lesen begann.

Aziraphale wusste, dass Crowley seine tiefe Stimme zu schätzen wusste, sowie die Betonung so mancher Wörter, wenn er las.... und wenn er dann auch noch dessen Kopf, beziehungsweise dessen Haar streichelte, war es schließlich ganz um seinen rothaarigen Freund geschehen.

Müde blinzelte Crowley noch einmal in Aziraphales Richtung, ehe er langsam immer tiefer in das Reich der Träume glitt und schließlich ganz darin versank...

Hatten die heiße Milch mit Honig und die sonore Stimme des Engels doch wirklich wahre Wunder gewirkt....

Good old fashioned Lover boyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt