Heart Shaped Chocolates

224 18 2
                                    

Der Saal verstummte.
Und was zurück blieb, waren doch einzig und allein die schallenden Töne des schwarzen Klaviers, die in zarten Strömen durch die Luft flogen und jeden in ihren Bann zogen, der ihnen auch nur für eine kurze Zeit lauschte.

Gebannt sah der Engel auf des Dämons schnelle Finger, die binnen Sekunden, zärtlich über die Tasten schwebten und dem Instrument so wunderbare Klänge entlockten, dass er sich doch fast wünschte, er wäre es, dem der Dämon solche Töne entlockte.

Der Engel schnaubte.
Hatte er doch fast schon damit gerechnet, dass das alles so enden würde....
Ewig hatte er an diesem Abend mit Crowley diskutiert, hatte dieser doch einer Weihnachtsfeier in dessen neuen Firma, mit all den neuen Leuten nichts abgewinnen können.
Und nun?
Nun saß dieser unverschämt gut aussehende Mann dort an dem, auf Hochglanz polierten Klavier, in der Mitte des Raumes und klimperte ein Weihnachtslied nach dem anderen, fröhlich vor sich hin.
Die rote Weihnachtsmütze, dazu passend, auf dem Kopf.

Verdrossen sah Aziraphale in Richtung des Buffets, hatte er sich doch nun schon zum fünften Mal eine der dunklen Schokoladenkugeln genommen und diese genüsslich in seinen Mund ploppen lassen.
Nicht, dass das irgendetwas an seiner Stimmung geändert hätte.... Und doch musste er zugeben, dass das Zusammenspiel an getrockneten Himbeeren, zusammen mit dem vollmundigen Geschmack der Zartbitterschokolade, seine Geschmacksnerven, doch förmlich zum explodieren brachten.

Genießerisch schloss er die Augen, ehe er wirsch aus seinen Tagträumen gerissen wurde, und ihn der schallenden Applaus zurück in das hier und jetzt holte.
Blinzelnd sah er in Richtung des Flügels.
Doch dort saß niemand mehr.
Auch die Traube an Menschen, die sich zuvor noch darum versammelt hatte, hatte sich wieder aufgelöst.

Fragend sah er sich um, ehe sich warme Hände auf seine Tallie legten und der heiße Atem Crowleys auf seinen Nacken traf.

Sofort stellten sich ihm alle Nackenhaare auf, ehe er sich entspannte und etwas mehr, gegen den Dämonen hinter sich, sinken ließ. Seufzend schmiegte er sich in dessen sanfte Berührung.

"Ich habe dich vermisst." säuselte der Rothaarige leise, ehe er einen federleichten Kuss auf des Engels Halsschlagader hauchte und doch dort noch einige Sekunden lang verweilte.

"Pfff, so hat das von hier aus aber nicht ausgesehen." zischte Aziraphale aufgebracht zurück und war doch beinahe selbst von sich überrascht.
Kannte er sich doch so gar nicht...

"Na, na...." des Dämons Lippen begannen zu wandern.
"Hast du mich denn nicht auch vermisst? Nicht mal ein kleines bisschen?"

Der Engel zog schmollend eine Schnute, ehe er noch immer aufgebracht, den Kopf schüttelte und die Arme vor der Brust verschränkte.
"Nein, nicht einmal ein kleines bisschen!"

Der Dämon wich zurück.
"Hm, und was kann ich machen, dass du mir, was auch immer ich dieses mal angestellt habe, verzeihst?" interessiert sah Crowley auf seinen Engel, der doch noch immer, wie ein trotziges Kleinkind seinen Kopf in die Luft gereckt hatte.

"Du hast mir versprochen, dass wir heute zusammen tanzen. Außerdem habe ich Kopfschmerzen und.... -" der Engel stockte, ehe er peinlich berührt zu Boden sah. "Ich habe vielleicht oder vielleicht auch nicht, die Schokolade vom Buffet leer gegessen..."

Der Dämon riss überrascht die Augen auf, ehe seine Mundwinkel langsam zu zucken begannen und er ein schallendes Lachen nicht mehr zurück halten konnte.
"Du hast was?!"
Fragte er lachend, sodass ihm fast die Tränen kamen.

"Ich habe die Schokolade leer gefuttert.... Aber ich kann nichts dafür! Sie war so lecker und ich hatte solche Langeweile... Ich konnte ja nicht ahnen, dass sie so schnell leer sein würde." schmollend sah der Engel zu dem, nun leeren Blech, hinüber.

"Und deshalb wolltest du so schnell gehen?" fragte der Dämon noch immer schmunzelnd, als er den Engel wieder an sich heran zog und ihm die letzten Überbleibsel der Zartbitterschokolade vom Kinn strich.
Nickend und auch etwas beschämt, sah der Engel zu dem Rothaarigen auf.
"Ja. " kam es kleinlaut aus seinem Mund, ehe er nervös auf seine Finger starrte.

Lächelnd hob der Dämon des Engels Kinn an, ehe er zärtlich seine Lippen mit denen des Osttorhüters verschloss und zaghaft mit seiner Zunge um Einlass bat.
Leise stöhend, gewährte der Engel ihm diesen und genoss doch in vollen Zügen, wie sich Crowleys weiche Lippen auf seinen eigenen anfühlten.
Minuten verstrichen, in denen sie einfach nur so da standen, ehe sich der Dämon wieder grinsend von ihm löste und sich ebenfalls genießerisch über die Lippen leckte.

"Du hast recht, Engel, die Schokolade schmeckt wirklich fantastisch... Vielleicht sollten wir in Betracht ziehen, auf dem Nachhauseweg einen kleine Zwischenstopp bei dem Chocolate an der Ecke einzulegen. Was hältst du davon?"

Abwartend sah Crowley in des Engels blaue Augen, die doch mit einem Mal zu glitzern begannen wie tausende Sterne, am blauen Nachthimmel.

"Oh, darling, dass wäre einfach wundervoll!" rief der Engel glücklich aus und riss begeistert die Arme in die Luft.

"Na, dann komm." raunte der Dämon heißer, ehe er den Engel hinter sich her und durch die Menge zog, bis sie schließlich mit einem leisen 'Bing' im Aufzug des Gebäudes verschwanden und diese öde, Schokoladen-freie Feier hinter sich ließen.

Good old fashioned Lover boyWhere stories live. Discover now