Pfefferminztee II

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Natürlich hatte der Engel einen Plan ausgebrütet.
Sollten diese verflixten Briefe doch niemals denjenigen erreichen, für dessen Augen sie eigentlich, ursprünglich einmal bestimmt gewesen waren.

Hatte er doch in eben jenen, stehts seine verkorksten Liebeserklärungen an den großgewachsenen Mann kund getan.
Sich innerlich ohrfeigend, dachte er daran zurück, wie er für viele Künstler der vergangenen Epochen als Inspiration gedient hatte.
Und so nach und nach, ein Bild nach dem anderen aus dem Gedächtnis oder der Feder des Engels entsprungen war.

So, waren nicht nur die schönsten Sonette von Goethe und Shakespeare sein eigenes Werk gewesen, nein, auch in der Kunst hatte er oftmals, gut und gerne, seine Finger im Spiel gehabt.
Dachte er doch stehts, an ein sehr ausdrucksstarkes Bild, eines besonders gepeinigten, rothaarigen aber auch gefallenen Engels zurück.
Hatte er doch während dieser Zeit den Schmerz seines Freundes, dem begnadeten Künstler Alexandre Cabanel geklagt und die Trauer, die er mit dem Wissen eben jenes Moments verband ...
Fast so als wäre er selbst gefallen...
Was er bis zu jenem Zeitpunkt noch nicht gewusst hatte war, dass dieser seine emotionalen Ergüsse doch tatsächlich als einen Anreiz, für eines seiner, zu einem späteren Zeitpunkt, meist bewunderten Werk genommen hatte.

Diese Art der Bekundug, hatte irgendwann ein solches Außmaß angenommen, dass wenn man es gewollt hätte, über tausende von Museen auf der ganzen Welt, mit diesen Kunstwerken, hätte füllen können.

Doch nach all der Zeit, hatte die Anzahl der wahren Künstler die auf der Erde gewandelt hatten, abgenommen und so auch diese Art von Beweis für seine tiefe Zuneigung.

Seufzend strich sich der Engel das blonde Haar zurück.
So wie er es immer tat, wenn er nervös war.

Was geschehen war, war geschehen und rückgängig machen konnte er es sowieso nicht.

Aziraphale wollte gerade aus der kleinen Buchhandlung stürmen, (die doch eigentlich garkeine war,) als er nocheinmal von seiner weiblichen Begleitung zurückgerufen wurde.

"Wie willst du-, Was hast du vor?!" rief sie im gehen und stoppte am Türrahmen, um den Engel besser ansehen zu können.
Dieser zuckte nur mit den Schultern, hatte aber das dringliche Bedürfnis weiter zu laufen.
Umso länger sie hier standen, desto mehr Zeit würden sie verlieren.

"Wann hast du die Briefe abgeschickt?"
Wollte er von der schwarz haarigen Frau wissen und schien sie, mit seinem Blick schon fast zu durchlöchern.

"Gestern Abend." sagte sie und runzelte nachdenklich die Stirn.

"Na dann komm, wir müssen uns beeilen!" rief der Engel und war doch fast schon wieder fünf Schritte voraus geeilt.

Kopfschüttelnd rannte sie ihm nach und versuchte mit dem Engel schritt zu halten.

Wenn er daran dachte, dass auch das Lied 'Good old fashioned lover boy' von Queen von ihm stammte, bekam er das Bedürfnis zu schreien.
Freddie war immer sehr zuvorkommend gewesen, hatten sie sich doch prächtig verstanden.
Und damit meinte er nicht nur, die Liebe, die sie jeweils beide zu zwei verschiedenen Männern teilten, nein, er war es gewesen, der ihn auf die glorreiche Idee gebracht hatte, Briefe an seinen Freund zu verfassen und in eben jenen, all seinen Gefühlen freien Lauf zu lassen.
Natürlich hatte er diese Idee damals dankend angenommen und beherzigt, hatte er doch nie daran geglaubt, dass es auch nur einer wagen würde, dahinter zu kommen und diese auch noch abzuschicken.

Dazu kam, dass er mit den Jahren, seine persönliche Unterschrift, mit denen er die Briefe unterschrieb, geändert hatte.

Am Anfang war es ein schnörkeliges
'Aziraphale' gewesen.
Lieblos und ohne irgendwelchen schick schnack.
Irgendwann hatte sich ein 'Dein' dazugesellt.
Nur um sicher zu gehen, dass er wusste das sie Freunde waren....
wenn nicht beste Freunde.
Und nun Jahre später, hatte es sich schließlich zu
'Dein Engel' umgewandelt.
Ein Titel, denn er immer mit angeschwollener Brust und einem gewissen glitzern in den Augen darunter gesetzt hatte.
Ziemlich peinlich, wenn man den Fakt berücksichtigte, dass er IHM doch garnicht gehörte.

Good old fashioned Lover boyWhere stories live. Discover now