HEART LIKE YOURS - EIN HERZ WIE DEINES

KAPITEL 22

KAPITEL 22

Erling.

*

Ich führe Madelyn zu einer Picknickdecke mitten am Strand. Der Sonnenuntergang ist im vollen Gange.
"Es sieht wunderschön aus hier.", schwärmt sie und schaut ins weite Meer.
Wir setzen uns auf die Decke, die mit Sushi geschmückt ist.
"Du kannst ja echt süß sein.", lächelt sie.
"Für dich bin ich was auch immer du willst.", zwinkere ich.
Madelyn lächelt mit leicht erhitzten Wangen.

*

Nach einer ganzen Weile, packen wir zusammen und laufen gemeinsam zu meinem Mercedes.
Ich verstaue alles im Kofferraum und folge Madelyn dann ins Innere des Autos.
"Danke für den schönen Abend.", lächelt sie, als ich losfahre.
Ich sehe für einen kurzen Augenblick zu ihr. "Dafür brauchst du dich bedanken."
Ich merke, dass ihr Blick noch einen Moment auf mir liegt, bis sie ihn dann abwendet.

Als wir uns einem McDonald's nähern, merke ich plötzlich wie Madelyn's Blick darauf verharrt.
"Willst du was haben?", frage ich sie und blicke kurz zu ihr rüber.
Ich sehe während des kurzen Blickes wie sie ihren Kopf leicht schüttelt. "Nein, schon gut."

Ich denke nicht lang nach und biege rechts ab sobald die Einfahrt für den McDonald's kommt.
"Was machst du?", fragt sie verwirrt als ich auf einem Parkplatz das Auto zum stehen bringe.
"Ich hab Lust auf ein Eis.", zucke ich grinsend die Schulter und steige aus.
Als ich die Tür hinter mir zufallen lasse, sehe ich wie Madelyn auf ihrer Seite ebenfalls aussteigt.
Sie läuft zu mir rüber und lächelt sanft.
"Danke.", haucht sie leise als wir unsere Füße Richtung Eingang bewegen.
Ich lege ihr meinen Arm um die Schulter und betrete dann den McDonald's mit ihr.

Vor ein paar Tagen hätte ich nie gedacht, dass ich mich auf Madelyn einlassen könnte. Und jetzt bin ich hier, mit ihr. Wir verbringen Zeit miteinander, waren auf unserem ersten richtigen Date und ich küsse sie sogar.
Diese Nähe hat mir zuvor so eine Angst gemacht.
Ich hatte Angst, ich könnte mich nicht zurückhalten, ich würde die Kontrolle verlieren.
Aber alles fühlt sich gerade so richtig an.
Seit Tagen hatte ich keine Zigaretten mehr geraucht, den Club gemieden - shit, sogar meine Kumpels habe ich gemieden.
Alles was gerade in meinem Kopf ist, ist Madelyn.
Nur Madelyn alleine.

*

Madelyn und ich haben uns beide ein Mcflury geholt und verlassen gerade den McDonald's.
Madelyn hackt sich bei mir ein während sie zufrieden ihr Eis schlingt.
Ich grinse in mich hinein.
"Erling, du hier?"

Alles in mir stockt, als ich die diese Stimme höre.
Ich bleibe stehen und sehe ungefähr zwei Meter vor mir Eric und eine weitere männliche Person stehen.
"Schön dich zu sehen.", grinst Eric.
Ich spanne meinen Kiefer an.
Alles, aber nicht das. Nicht hier, nicht jetzt, nicht während Madelyn hier ist.
"Du lässt gar nichts mehr von dir hören. Bist du mal wieder zu beschäftigt?"

Ich spüre plötzlich wie Madelyn ihren Griff um meinen Arm lockert und zu mir hochschaut.
"Alles gut?", flüstert sie mit Besorgnis in der Stimme.

"Entschuldige, wie unhöflich: ich bin Eric. Ein sehr guter Freund von Erling.", stellt Eric sich vor und macht einen Schritt auf uns zu während er Madelyn die  Hand entgegenstreckt.
Mit einem Griff ziehe ich Madelyn hinter mich, um sie für ihn unerreichbar zu machen.
Eric's grinsen wird augenblicklich mehr, als hätte er bloß darauf gewartet, mich zu provozieren.
Er hebt seine Hände kapitulierend.
"Ich wollte nur nett sein."

Ich sehe ihn mit einem vielsagenden Blick an.
"Verpiss dich.", zische ich leise unter schwer auszuhaltender Wut.
"Behandelt man so seinen Kumpel?", zieht er eine Augenbraue hoch.
Alles in mir will ihm auf die Fresse schlagen, ihn sogar umbringen, aber ich kann nicht.
Madelyn darf unter keinen Umständen diese Seite an mir sehen.
Eric's Blick huscht an mir vorbei. "Hat mich gefreut, liebes.", zwinkert er ihr zu bevor er mich ein letztes Mal angrinst und dann zu seinem Auto läuft - gefolgt von seinem Anhängsel.
Ich versuche meinen Atem zu regulieren - die Wut in mir verblassen zu lassen.
Madelyn taucht hinter mir hervor und versucht meinen Blick zu fangen. "Erling, was war das? Wer war der Typ?"

Ich knirsche mit den Zähnen bevor ich mir mit meinen Händen durch die Haare fahre.
"Erling?"

Dieser Typ ist so ein verfickter Bastard.
Er wollte mich provozieren und genau das hat er geschafft.
Das was mich am wütendsten macht ist, dass er jetzt von ihr weiß - wenn er es nicht durch andere Quellen bereits wusste.
Sie wird von mir immer mehr in meine Welt gezogen und das ist das letzte was ich gewollt habe.

"Erling, rede mit mir."

"Was?", zische ich aufgebracht. Diese Wut gilt nicht ihr - nur Eric.
Ihr Blick verändert sich von besorgt zu erschrocken.
Sie weicht ein wenig zurück und schluckt.
"Sorry.", kommt es von mir wie aus der Pistole geschossen.
"Tut mir leid. Ich wollte nicht...-Der Kerl macht mich einfach wütend.", seufze ich und fahre mir übers Gesicht.
"E-er ist nicht dein Freund?"

"Nein, nicht mehr.", murmle ich.
Es ist stockdunkel geworden, nur die Laternen erhellen Madelyn's Gesicht.
"Lass uns gehen.", sage ich und steuere auf das Auto zu. Madelyn folgt mir stumm und steigt auf der Beifahrerseite ein.
Ich atmete tief durch und steige dann selber ein.

Die Fahrt über ist es stumm zwischen uns - zum Glück.
Ich wüsste sowieso nicht was ich ihr sagen sollte.

Als wir an ihrem Wohnblock ankommen, steige ich aus und Madelyn tut es mir nach.
Stumm begleite ich ihr zum Eingang.
Sie bleibt stehen, als sie unten die Tür aufgesperrt hat.
"Danke fürs nachhause bringen.", sagt sie ohne jegliche Emotion und will den Eingangsbereich betreten. "Ich bring dich noch nach oben."

"Nein, schon gut.", sagt sie und sieht mich an.
"Madel...-"

"Geh nachhause, Erling. Ich schaff das schon nach oben zu fahren."

Ich schlucke. Sie entfernt sich von mir und geht zum Fahrstuhl. Durch die Tür hindurch beobachte ich sie wie den Fahrstuhl ruft und ihn irgendwann betritt.

So habe ich mir unser erstes Date nicht vorgestellt.
Innerlich hasse ich mich für alles.
Alles was ich heute getan habe, alles was ich in meinem Leben getan habe.

*