KAPITEL 24

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KAPITEL 24




MADELYN.




Eine Stunde vor dem Video



Ich beende meine letzten Spanisch Übungen für heute und räume dann alles zurück in meine Tasche.
Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass es 20:00 Uhr ist.
Oh, Mist.
Mein Termin.
Schnell schlüpfe ich in meine weißen Nike Air Force und greife meine Umhängetasche.
Nachdem ich die Tür zugesperrt habe, entferne ich mich eilig von dem Wohngebäude.

*

Ich komme in der Wohnsiedlung meines nächsten Termins an. Es ist keine heruntergekommene Gegend wie so oft, aber auch keine luxuriöse Gegend wie die von Erli- wie auch immer.
Innerlich schlucke ich.
Ich darf keinen Gedanken mehr an ihn verschwenden, auch, wenn es mir sehr schwer fällt.
Ich kann einfach nicht fassen, dass ich mich so in ihm geirrt haben soll.
Er soll dieses schreckliche Monster sein?
Erling? Mein Erling?
Zu mir war er nie so. Er war immer hilfsbereit und lieb, lustig und zuvorkommend.
Ich will das nicht glauben, aber ich habe es mit meinem eigenen Ohren gehört - ihn mit meinen eigenen Augen gesehen, als er so ausgerastet ist und diesen Typen geschlagen hat.

Ich schüttele meine Gedanken ab und klingle an der Haustür.
Wenige Momente später öffnet sich die Tür.
Ein Mann, um die 30, steh an der Tür und lächelt.
"Hallo, ich bin Madelyn, die Hilfskraft.", stelle ich mich  mit einem Lächeln vor.
"Hey, ich bin Tom. Komm doch rein.", sagt er freundlich und tritt zur Seite.
"Danke.", lächele ich und trete ins Haus.
Hinter mir schließt er die Tür.
Ich blicke durch das Haus bis eine Person aus der Küche tritt und vor mir erscheint.
Erst bin ich verwirrt, denn die Person kommt mir bekannt vor, aber ich weiß nicht woher.
"Hallo.", sagt er leicht grinsend.
Als er immer näher kommt und nur noch wenige Meter von mir entfernt ist, erkenne ich ihn endlich.
Er ist Erling's Freund - oder nein, eben nicht.
Erling meinte, sie wären keine Freunde. Ihre Begegnung auf dem Parkplatz war komisch.
Innerlich bekomme ich ein Unwohlsein.
Ist es Zufall, dass  gerade er mich bucht?
Ich weiß es nicht. Aber was ich weiß ist, dass mir nicht ganz wohl dabei ist.
Vielleicht sollte ich lieber gehen.

"H-hast du mich gebucht?"

"Ja.", antwortet er und setzt sich auf die Couch. Er legt sein rechtes Bein auf seinem linken ab und macht es sich auf der Couch bequem.
"Uhm.", murmle ich leise. "Vielleicht ist es besser, wenn jemand anderes das Haus putzt.", traue ich es mich zu sagen.
"Wieso denn das?", fragt er. "Doch nicht wegen Erling, oder? Unsere Probleme haben doch nichts mit dir zu tun."

Ich senke den Blick. Ich weiß nicht was ich ihm sagen soll.
Plötzlich steht er auf und kommt auf mich zu.
Mein Atem beschleunigt sich.
"W-Was...? - Ich-Ich glaube, ich gehe lieber.", sage ich und drehe mich um zur Tür, die aber mittlerweile von diesem Tom bewacht wird.
Ich schlucke bevor ich mich wieder umdrehe und dieser Eric nun genau vor mir steht.
"Ich glaube, du gehst nirgendwo hin."
Dies sagt er mit so einer Kälte und Ernsthaftigkeit, dass es mir kalt den Rücken runterläuft.
Ohne wirklich nachzudenken, drehe ich mich um und will an Tom vorbeilaufen, aber Eric packt von hinten meine beiden Oberarme und zerrt mich mühelos mit sich.
Ich schreie auf. "Hilfe! Hil...-"
Eric dreht mich unsanft am Oberarm zu ihm rum und verpasst mir ohne jegliche Vorwarnung eine Ohrfeige.
Ich verliere das Gleichgewicht und falle zu Boden.
Tränen bilden sich in meinen Augen als ich den pochenden Schmerz in meiner Wange und meiner Lippe spüre.
Mit zittriger Hand taste ich meine Wange und Lippe ab und sehe wenig später Blut an meinen Fingern.
"Steh auf.", zischt er und greift mich unerwartet an meinen Haaren und zerrt mich auf die Beine.
Ich wimmere leise vor Schmerz und Angst zugleich.
Er schmeißt mich auf die Couch und setzt sich dann neben mich. "Wenn du noch einmal schreist, dann hol ich meine Knarre und Steck sie dir in dein Rachen und drücke ab, verstanden?", bedroht er mich.
Ängstlich nicke ich.
Eric rückt näher an mich heran, legt seinen Arm um meinen Hals, was mir das weglaufen unmöglich macht und das Atmen erschwert.
Ich ekle mich vor seiner Berührung und fürchte sie gleichzeitig.
Er zückt sein Handy und tippt darauf rum bis er irgendwann eine Videoaufnahme startet.


*

Er steckt das Handy wieder weg nachdem er ein Video aufgenommen hat. Dann löst er seinen Arm von mir und steht auf. Ängstlich sehe ich zu ihm hoch und fürchte das schlimmste.
Das video ging an Erling. Eric muss ihn wirklich hassen. Kann ich es ihm verübeln? Wenn Erling wirklich seine Freundin missbraucht hat, hat er jedes Recht dazu.
Aber wieso zieht er mich da rein? Was habe ich damit zu tun? Muss ich für die Taten von Erling büße tun?

Er greift mein Handgelenk und zerrt mich die Treppe hoch. Als wir im letzen Zimmer des Flures ankommen, öffnet er die Tür und schmeißt mich auf das Bett.
Ich zittere und weiche bis an das Bettende.
Was hat er vor?

Er läuft zu einer Kommode, öffnet die Schublade und sucht nach etwas.
Ängstlich folge ich seinen Bewegungen bis er dann auf mich zu kommt und meine Handgelenke greift und sie mit einer Hand fixiert während er sie mit Kabelbinder zusammenbinden will.
"Nein.", weine ich und zapple herum. Wenn er mich erst fesselt, war's das. Es gibt nichts was ich mehr tun könnte, um ansatzweise eine Chance zu haben ihn abzuwehren.
"Schnauze.", zischt er und bindet meine Handgelenke erfolgreich zusammen. Dann nimmt er erneut ein Kabelbinder und befestigt die gefesselten Handgelenke an das Bettgitter.
Er läuft zur Tür und verlässt den Raum wortlos.
Als die Tür zufällt, schließe ich für einen Moment meine Augen.
Ich träume. Ich träume. Ich muss träumen.
Das ist nicht wahr.
Tränen laufen über meine erhitzte Wange.
Ich will nicht sterben.
Mein Leben ist nicht perfekt oder einfach, aber ich bin nicht bereit dazu zu sterben.
Gerade wünsche ich mir einfach nur hier rauszukommen. Ein Teil von mir wünscht sich sogar bei Erling zu sein, in seinen Armen, wo ich mich immer sicher gefühlt habe.

HEART LIKE YOURS  - EIN HERZ WIE DEINES Where stories live. Discover now