Der Orden

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Lucy genoss die Zeit mit Sirius, vor allem, da sie ihn noch allein für sich hatte. Das Verhältnis zwischen ihnen, was sich in so kurzer Zeit aufgebaut hatte, war bereits so vertraut und stark, dass Lucy das Gefühl hatte, sie hätte ein Stück Familie mehr. Sie hatte viel Spaß mit ihm und er behandelte sie wie seine eigene Tochter. Was zwar für Lucy ein schönes Gefühl war, jedoch konnte es auch nach hinten losgehen. Denn sobald sie das Thema ‚Malfoy' ansprach, war Sirius genervt, wütend und angespannt. Er verstand nicht, was sie an Malfoys Sohn so toll fand. Das, aber auch nur das, war das einzige Streitthema zwischen den beiden, ansonsten hatten sie eine gute Zeit zusammen. In den letzten Tagen, bevor die anderen kommen sollten, zeigte Sirius sogar Lucy Fotos von sich und ihrem Vater James.
„Es gibt auch ein Bild mit deinen Eltern, dir und Harry. Jedoch .. fehlt deine Mutter auf diesem Bild. Irgendjemand war in den zwölf Jahren, in denen ich in Askaban steckte, hier und riss die Hälfte mit ihr ab." sagte Sirius bedrückt. Lucy stockte der Atem. Sie nahm sich das zerrissene Bild und schaute es sich genau an. Es war der selbe Hintergrund von dem Bild ihrer Mutter, was sie im Amulett hatte. Es musste die fehlende Hälfte sein. Lucy war geschockt. Snape musste in den vergangenen Jahren hier gewesen sein, das Bild gefunden haben und Lilys Gesicht abgerissen haben. Irgendwann hatte er es in ein Amulett gesteckt und es angepasst und anschließend Lucy geschenkt.
„Ist etwas?" fragte Sirius verwundert.
Wenn Lucy ihm die Wahrheit sagt, würde er Snape noch mehr hassen.
„Nein, ich.. hätte nur gerne das ganze Bild gesehen." sagte Lucy.
„Ich weiß, Kleines." sagte Sirius und streichelte ihr über den Rücken.
Plötzlich hörten die beiden jemanden durch die Haustür kommen.
„Ich bin es nur." ertönte die Stimme von unten. Es war Dumbledore.
Lucy und Sirius gingen die Treppe hinunter und begrüßten ihn.
„Lucy, ich bin hier, um dich um etwas Wichtiges zu bitten." sagte Dumbledore zu ihr.
„Alles, Sir." sagte Lucy. Sie war neugierig, was er von ihr wollte.
„Du darfst deinem Bruder unter keinen Umständen etwas von deiner Magie und vor allem nichts davon erzählen, dass Severus dich großgezogen hat. Das ist wichtig. Außerdem bitte ich dich darum, Harry keine Briefe zukommen zu lassen. Ihn darf nichts von dem hier erreichen." erklärte er.
„,Von dem hier'? Was meinen Sie damit, Sir?" Lucy verstand nicht ganz.
„Von dem Orden des Phönix. Er darf davon erstmal nicht erfahren, bis er hier eintrifft."
Lucy fand es nicht schön Harry nicht schreiben zu dürfen. Er würde sich sicherlich Sorgen machen.
„Warum darf er von all dem nichts wissen? Wenn ich fragen darf?" Lucy konnte nicht schlussfolgern.
„Du weißt, dass zwischen Harry und Voldemort eine Verbindung besteht.. ich denke, dass Voldemort diese Verbindung nutzt und in Harrys Gedanken und Erinnerungen sieht. Es dient zu deinem Schutz, möglichst viel vor Harry und somit vor Voldemort geheim zu halten." erklärte Dumbledore.
„Professor, wenn ich erwähnen dürfte.. ich habe Harry leider schon von der alten Magie erzählt und Professor Moody.. ich meine Barty Crouch Junior wusste auch davon.. es wird so oder so bereits zu Voldemort durchgesickert sein."
„Dann pass gut auf, dass er nicht noch mehr erfährt." sagte Dumbledore zu ihr.
„Sirius, wann werden die anderen eintreffen?" Dumbledore sah nun zu Sirius.
„In wenigen Tagen. Es ist alles vorbereitet. Harry wird alles Letztes eintreffen." sagte Sirius.
„Gut. Mehr wollte ich nicht. Wir sehen uns." sagte Dumbledore und ging wieder zur Haustür. Er verabschiedete sich von Sirius und Lucy und ging.
„Ich darf Harry nichts schreiben? Er wird mich hassen oder sich ziemliche Sorgen machen. Eins von beidem auf jeden Fall." sagte Lucy zu Sirius.
„Nicht lange, Kleines. Dann wird er verstehen. Du solltest dich nun langsam bettfertig machen." sagte Sirius zu ihr. Lucy nickte. Es war bereits spät und sie war ziemlich müde. Sie gab ihm einen Gute-Nacht-Kuss auf die Wange und begab sich dann in ihr Zimmer.
Einige Tage später trafen die Weasleys mit Hermine ein. „Oh Kind, du bist ja wieder gewachsen und wieder ein mal hübscher und erwachsener geworden als wir uns das letzte Mal sahen." sagte Mrs. Weasley zu Lucy und drückte sie ganz fest an sich.
Ron verdrehte die Augen. „Mom, du erdrückst sie noch." sagte er zu ihr. Mrs. Weasley ließ Lucy daraufhin los und schmunzelte.
„Geht schon mal hoch, Kinder. Wir Erwachsenen müssen wichtige Dinge klären." sagte sie dann zu allen. Die Kinder seufzten genervt oder verdrehten die Augen, gingen jedoch hoch. Lucy ging als letztes hoch. Sie hörte die Haustür und wollte schauen, wer kam. Ein schwarzer Mann, den sie nicht kannte, Alastor Moody und tatsächlich kam als letztes Snape durch die Haustür.
„Severus!" rief Lucy. Sie rannte die Stufen wieder runter und fiel ihm in die Arme. Er streichelte ihr über den Rücken.
„Du bist also Lucy Potter." sagte Moody zu ihr.
„Sie sind also der richtige Alastor Moody." grinste Lucy und gab ihm die Hand.
„Ganz richtig." zwinkerte er ihr mit dem gesunden Auge zu und grinste ebenfalls.
„Ich bin Kingsley Shacklebolt, freut mich." sagte der schwarze Zauberer.
„Freut mich auch." sagte Lucy und gab ihm ebenfalls die Hand.
„Nun aber ab hoch mit dir, Lucy. Wir haben wichtige Dinge zu bereden." hörte Lucy Mrs. Weasley sagen.
„Ich wollte nur Severus begrüßen." rechtfertigte sich Lucy und ging dann wieder die Treppen hinauf. Lucy wollte gerne wissen, was die Erwachsenen zu bereden haben.
„Psst." hörte sie jemanden über sich.
„Wir können hören, was die Erwachsenen bereden." sagte Fred Weasley und deutete auf ein Ohr, was an einer Schnur befestigt war.
Lucy lächelte. Auch wenn sie mit den Weasleys nicht viel zu tun hatte, fand sie die Zwillinge echt cool. Sie stellte sich neben sie und George ließ das Ohr herunter. Leider mussten sie feststellen, dass die Tür verhext wurde. Nichts und niemand konnte die Erwachsenen belauschen, denn das Ohr wurde direkt von einem Fluch zerstört.
„Mist." sagten Fred und George gleichzeitig.
„Was nun?" fragte Lucy.
„Nun müssen wir uns etwas Neues überlegen." sagte Fred und die beiden verschwanden in ihrem Zimmer.
Lucy ging auf ihr Zimmer. Wie gern wäre sie auch im Orden. Sie war doch fast erwachsen. Sie war kein kleines Kind mehr, wieso taten die Erwachsenen so geheimnisvoll? Sie ließ ihre Tür einen Spalt offen, um zu hören, wann Severus wieder ging.
„Möchtest du wirklich nicht zum Essen bleiben, Severus?" hörte Lucy Molly Weasley fragen.
„Nein, danke. Ich habe noch zu tun." antwortete Snape. Lucy sprintete die Treppe hinunter.
„Du gehst schon?" fragte Lucy ihn und sah ihn traurig an. Sie wollte nicht, dass er schon ging. Snape nickte und ging zur Haustür. Er öffnete die Tür, zögerte, ging dann jedoch raus ohne sich umzudrehen. Lucy stand traurig da. Sie hasste es, dass Sirius und Severus sich hassten. Sie hasste es, dass Harry und Draco sich hassten. Warum können sich nicht alle gegenseitig akzeptieren?
Sie ging enttäuscht in ihr Zimmer und entschied sich dazu, ihre Klamotten vom Koffer in den Schrank zu räumen. Sie hatte seit Tagen aus dem Koffer gelebt, möchte nun aber Ordnung schaffen. Beim Auspacken bemerkte sie einen Pullover. Es war immer noch Dracos Pullover, den er ihr gab, als sie durchnässt und ausgekühlt war. Sie nahm ihn aus dem Koffer und roch daran. Er roch immer noch nach ihm. Sie vermisste Draco. Wie sollte sie ihn nur in den Ferien sehen, wenn Sirius absolut dagegen war? Snape konnte sie immer überzeugen, er konnte ihr keinen Wunsch abschlagen. Sirius hingegen war da knallhart. Sie sollte Draco einen Brief schreiben, doch bloß wo bekam sie eine Eule her? Sie musste dringend zur Winkelgasse. Am besten unter dem Vorwand Schulbücher und neue Umhänge kaufen zu gehen. In wenigen Tagen müsste bereits der Brief eintreffen mit den benötigten Schulmitteln. Also wartete Lucy bis die Tage vergingen und tatsächlich kam der Brief mit den neuen benötigten Schulbüchern an. Sie ging sofort in die Winkelgasse. Die anderen wollten mit ihr einige Tage später gemeinsam gehen, doch sie bestand darauf sofort zu gehen. Also kamen Ron und Hermine mit. Die anderen Weasleys wollten später gehen. Lucy ging an einem Zauberer vorbei, der den Tagespropheten verkaufte. Sie sah auf dem Titelblatt Harry und kaufte sich sofort ein Exemplar.
„Harry Potter - Lügner oder Auserwählter?!" las Lucy die Überschrift laut vor. Sie las sich den Artikel durch. Angeblich sei Voldemorts Rückkehr eine Lüge und nur ein Vorwand Dumbledores um neuer Zaubereiminster zu werden.
„Die spinnen doch!" sagte Lucy empört.
„Sie denken ernsthaft, dass Dumbledore Zaubereiminister werden will und Harry deswegen Lügen verbreitet?!" auch Ron war sichtlich empört darüber.
„Schrecklich. Wir hingehen kennen jedoch die Wahrheit und wir sollten hinter Harry stehen. Egal, ob jemand was anderes behauptet." sagte Hermine.
„Er wird sauer sein. Er hört von niemanden von uns etwas.. ich hoffe nur, dass er den Tagespropheten nicht liest." sagte Lucy und dachte an ihren Bruder.
„Ich muss übrigens zu den Posteulen, Leute. Ihr könnt ja kurz hier warten. Das wird schnell gehen." sagte Lucy zu Hermine und Ron.
„Du wirst doch nicht etwa Harry schreiben!?" fragte Hermine.
„Bleib locker, ich schreibe nicht Harry sondern jemand anderen. Du weißt schon..." Lucy wusste, dass Hermine verstand. Sie wollte vor Ron nicht sagen, dass sie Draco einen Brief schreiben wollte.
„Was? Wovon redet sie?" hörte Lucy Ron fragen, als sie zur Post ging.
Sie ging zu dem Tisch, an dem Zettel und Stift lagen und schrieb drauf los.

Lieber Draco,

Ich wohne zurzeit bei Sirius. Leider möchte er nicht, dass ich zu euch in den Ferien komme. Könnte ich einen Tag vor Abfahrt nach Hogwarts zu euch kommen? Heimlich natürlich. Bitte lass es mich wissen. Sie konzentrieren sich eh alle auf Harry, da fällt es nicht auf, wenn ich einen Tag vor Schulbeginn fehle.

In Liebe,

Lucy.

Sie war sich nicht sicher, ob sie das „In Liebe" streichen sollte. Doch sie traute sich und ließ es stehen. Sie ging zur Postfrau hinterm Tresen, bezahlte und gab ihr ihren Brief.
„Der wird heute noch rausgehen." sagte die Postfrau zu ihr.
„Alles klar, vielen Dank und einen schönen Tag noch!" trällerte Lucy. Sie hoffte, dass Draco schnell antworten würde. Lucy wusste, dass Lucius Malfoy ein Todesser war, doch sie dachte, dass ein Tag bei den Malfoys schon nicht gefährlich sein würde. Sie hätten es vordergründig auf Harry abgesehen und nicht auf sie. Außerdem vertraute sie Draco blind und seiner Mutter ebenfalls. Sie dachte nicht, dass Lucius etwas tun würde ohne mit Narzissa vorher gesprochen zu haben. Und da Narzissa sie aufnahm wie ihre eigene Tochter, dachte sie nicht, dass sie bei den Malfoys Böses erwarten würde.
Lucy verließ die Post und ging mit Ron und Hermine wieder zurück zum Grimmauldplatz 12.
Lucy hörte im Haus das erste mal jemanden meckern und ziemlich üble Schimpfwörter sagen. „Blutsverräter und Schlammblüter in meinem Haus?!"
Sie konnte die Stimme nicht zuordnen.
„Sei still!" hörte sie Sirius sagen. Als Sirius die Treppen runterkam und die drei sah, sagte er. „Das war nur meine Mutter. Ekelhaftes Weib."
„Deine Mutter? Wie das?" fragte Lucy verwundert. Das Haus war zwar groß, jedoch konnte sie sich nicht vorstellen, wo sich Sirius Mutter hier befinden sollte.
„Sie steckt in einem Bilderrahmen und weil sie nur Blödsinn erzählte, hänge ich einen Vorhand davor. Man hört sie eigentlich kaum, allerdings ist durch den Zug der Haustür der Vorhang abgefallen." erklärte Sirius.
„Lucy, Ron, Hermine. Schön euch zu sehen!" Remus Lupin kam aus der Küche heraus und begrüßte die drei.
„Wow ihr seid gewachsen." sagte er erstaunt.
„Und Lucy du siehst immer mehr aus wie Lily." fügte er hinzu. Lucy lächelte. Sie war stolz darauf auszusehen wie ihre tapfere Mutter, die ihr Leben für ihre Kinder gab.
„Kommt essen, Kinder. Molly hat das Mittagessen bereits fertig." sagte Sirius und ging in die Küche. Lucy und die anderen aßen gemeinsam und sie stellte fest, dass das Haus immer voller und voller wurde.
Dumbledore kam die Haustür herein und während alle noch aßen, ging Molly zur Tür und begrüßte ihn. Plötzlich merkte Lucy, dass Mrs. Weasley sehr aufgebracht schien.
„Wie bitte?! Harry vor Gericht?! Macht der arme Junge nicht schon genug durch?!"
Lucy hörte auf zu essen, um mehr zu hören. Sie und die anderen starrten sich fragend an.
„Leider, ja. Wir müssen ihn abholen und hierher bringen." hörte sie Dumbledore sagen. Sie hörte Dumbledore und Mrs. Weasley den Flur entlanglaufen. Dann standen sie beide auch schon  in der Küche.
„Hallo zusammen. Ich möchte euch gar nicht beim Essen stören. Sirius, sorgen sie bitte dafür, dass Harry in wenigen Tagen von Ordensmitgliedern abgeholt wird. Er muss in einer Woche vor Gericht erscheinen." sagte Dumbledore.
„Sehr wohl, Sir." sagte Sirius. Lucy erkannte, dass er sich Sorgen machte. Genauso wie alle anderen. Warum sollte Harry vor Gericht erscheinen? Was hatte er so Schlimmes verbrochen?

Und doch liebt sie ihnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt