Alles eine Lüge

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Lucy war sauer. Nun hatte Harry übertrieben. Er hatte einen unbekannten Zauberspruch auf Draco angewandt und somit fast für seinen Tod gesorgt. Sie war so oft sie konnte und durfte bei Draco. Dieser schlief jedoch viel, um sich von seinen Wunden zu erholen. Wahrscheinlich wusste er nicht mal, dass sie bei ihm war. Ihr war es jedoch egal. Sie wollte sicherstellen, dass es ihm gut ging. Harry sah sie nur noch im Unterricht. Sie ging ihm aus dem Weg und wollte nicht mehr mit ihm sprechen. Sie erfuhr, dass er mit Nachsitzen davongekommen war, was sie noch mehr ärgerte. Es wunderte sie, dass Snape ihm keine schlimmere Strafe aufbrummte. Irgendwann fing Snape sie nach seinem Unterricht ab.
„Ich muss Sie unter vier Augen sprechen." sagte er. Sie warteten, bis die restlichen Schüler den Unterrichtsraum verließen.
„Ich nehme an, du wusstest, in wessen Händen sich das alte Lehrbuch befand?" fragte er skeptisch.
Lucy sah zu Boden und nickte.
„Du hast mich also belogen." sagte er.
Wieder nickte sie beschämt.
„Es tut mir leid, dass ich nicht ehrlich zu dir war. Ich wollte Harry nicht in Schwierigkeiten bringen." sagte sie traurig.
„Du hast fast den Tod eines anderen Schülers zu verantworten!"
„Ich habe damit nichts zu tun!" verteidigte sie sich.
„Es wäre niemals so weit gekommen, wenn du mir die Wahrheit gesagt hättest. Das Buch hätte ich deinem Bruder abgenommen!"
Lucy wusste, dass er Recht hatte. Nun fühlte sie sich noch schlechter und trauriger. Dass sie Mitschuld an Dracos Situation hatte, ließ sie auf sich selbst sauer werden.
„Ich werde dich nicht mehr anlügen." sagte sie und sah Snape an.
„Das möchte ich auch hoffen! Ich ziehe dich groß, als wärst du meine eigene Tochter, opfere meine wertvolle Zeit für dich und das ist der Dank!" sagte er wütend.
Lucy stiegen Tränen in die Augen.
„Ich werde dich nicht mehr stören, entschuldige bitte..." sagte sie traurig und drehte sich um, um zu gehen. Snape schwieg und sah ihr zu, wie sie den Unterrichtsraum verließ.
Lucy fühlte sich schrecklich. Diese Worte aus Snapes Mund zu hören verletzte sie.
Natürlich war sie ihm dankbar, dass er sich ihr als Baby annahm. Sie wollte lediglich ihren Bruder beschützen und musste dafür in Kauf nehmen, dass ihre große Liebe beinahe starb. Sie wollte nun besser überlegen, ehe sie Entscheidungen traf.
Lucy fiel wieder in ein tiefes emotionales Loch. Sie wollte Draco wieder besuchen gehen, so wie sie es die letzte Woche jeden Tag tat.
Er war wach, als sie die Krankenstation betrat.
„Du bist wach." sagte sie erleichtert.
„Du solltest gehen." sagte Draco.
„Ich bleibe bei dir." sagte Lucy entschlossen und griff nach seiner Hand. Er setzte sich im Bett auf.
„Du solltest Hogwarts verlassen." sagte er ernst.
Lucy wusste nicht was er meinte und lachte.
„Mach dich nicht lächerlich. Wo soll ich denn hin? Das Schuljahr ist erst nächsten Monat vorbei."
„Ich meine es ernst." sagte er und klang ein wenig besorgt.
„Würdest du mir nun bitte endlich sagen, was los ist?"
„Das kann ich nicht."
„Draco, ich kann das langsam auch nicht mehr! Ständig sagst du mir, dass du es nicht sagen kannst. Ich will für dich da sein, doch wie soll es gehen, wenn du nicht ehrlich zu mir bist?!"
„Dann geh doch endlich! Ich habe dich nicht um Hilfe gebeten!" sagte er wütend zu ihr. Lucy sah ihn geschockt an.
„Was ist nur aus dem Jungen geworden, in den ich mich verliebt habe?" sagte sie weinerlich, stand auf und verließ die Krankenstation.
Warum enttäuschten sie alle nur? Sie fühlte sich einsam und weinte. Für heute war der Tag vorbei. Sie wollte nur noch in ihr Zimmer und ihre Ruhe vor allen haben.
Nach einigen Tagen sah sie Draco wieder in der großen Halle. Er wurde also von der Krankenstation entlassen. Immerhin wusste sie, dass es ihm wieder gut ging. Sie fühlte sich jedoch immer noch allein und traurig. Alle, die sie liebte, taten ihr weh.
Eines Abend beschloss sie zum Astronomieturm hochzugehen. Es tat ihr gut mit Sirius zu sprechen, auch wenn er sie nicht hörte und ihr nicht antworten konnte, doch sie konnte sich das Leid von der Seele reden.
„Wie gern hätte ich gerne länger Zeit mit dir verbracht. Wieso musstest du gehen? Wieso nur?! Ich werde diese Bellatrix finden und dich rächen!" sie weinte und sah in den Himmel.
„Alle tun mir weh! Harry, Draco, Severus.. ich vermisse dich. Du kennst das Gefühl allein zu sein.. du hättest mich verstanden. Ich würde alles geben, um dich wiederzusehen!" sagte Lucy weinerlich. Sie lehnte sich ein wenig mehr übers Geländer, als sie eigentlich sollte und sah hinunter. Es würde eine Möglichkeit geben mit Sirius und ihren Eltern wieder vereint zu sein. Würde sie überhaupt jemand vermissen?
Doch bevor sie weiter drüber nachdenken konnte, ertönte ein leiser Knall und plötzlich standen Harry und Professor Dumbledore auf dem Astronomieturm. Professor Dumbledore sah sehr geschwächt aus.
„Harry? Professor Dumbledore? Was ist hier los?!" fragte Lucy geschockt und verwundert.
„Holt Severus Snape. Bitte. Er kann mir helfen und weiß, was zu tun ist." sagte Dumbledore geschwächt.
Die Zwillinge sahen sich an. Beide hatten wenig Lust zu Snape zu gehen.
„Los. Macht schon." sagte Dumbledore, der immer mehr zu Boden sackte.
„Lucy, komm her." sagte Harry und warf sich und Lucy den Tarnumhang rüber. Sie liefen Richtung Ausgang, als plötzlich Draco den Astronomieturm betrat. Ehe Harry und Lucy reagieren konnten, wurden sie scheinbar mit einem Ganzkörperklammerfluch getroffen. Sie konnten sich nicht mehr bewegen oder sprechen und standen etwas Abseits vom geschehen.
„Wer ist noch hier?! Ich habe Sie reden hören!" sagte Draco, der seinen Zauberstab auf Dumbledore richtete. Lucy war geschockt. Was hatte er nur vor?
„Ich führe manchmal Selbstgespräche, wissen Sie?" sagte Dumbledore und Draco sah sich um, entdeckte jedoch niemanden.
„Was führt Sie hierher, Draco?" fragte Dumbledore ihn ruhig. Draco entwaffnete ihn.
Man hört Kampfgeräusche von den Schlossgängen heraufdringen.
„Ich habe die Todesser ins Schloss gelassen. Und nun werde ich Sie töten." sagte Draco. Lucy sah erschrocken zu, was aus dem Jungen, den sie über alles liebte, geworden ist.
„Sie haben vorher bereits versucht mich umzubringen, was Ihnen leider nicht geglückt ist. Wie haben Sie das angestellt mit der verfluchten Kette, die mir Katie Bell überbringen sollte?" fragte Dumbledore, der immer nun fast schon geschwächt auf dem Boden lag.
„Madam Rosmerta. Sie steht unter dem Imperius-Fluch und hat sie ihr in meinem Auftrag überreicht. Ich habe Sie mit einer verzauberten Münze informiert." erklärte er.
„Sie sind sehr klug, Draco. Wie haben Sie ihre Todesser-Freunde ins Schloss bekommen?"
„Durch das Verschwindekabinett im Raum der Wünsche! Das andere steht bei Borgin und Burkes. Ich habe das im Raum der Wünsche repariert! Es hat lange gedauert aber es hat funktionier! Verstehen Sie denn nicht?! Ich muss sie töten! Sonst tötet er mich und meine Familie!" sagte Draco und Lucy verstand nun. Draco riss seinen linken Ärmel hoch und zu sehen war das dunkle Mal. Aus Lucys Auge floss eine Träne die Wange herunter.
„Draco, ich kann Sie und Ihre Familie verstecken und in Sicherheit bringen! Sie sind kein Mörder!" sagte Dumbledore.
Lucy sah, wie Draco überlegte und seinen Zauberstab ein wenig sinken ließ. Dann jedoch ging die Tür auf und Todesser kamen herein.
Die Geschwister Amycus und Alecto Carrow feuerten Draco an Dumbledore endlich zu töten.
Der Werwolf Fenrir Greyback ging auf Dumbledore zu, um es selbst zu erledigen.
Ein weiterer Todesser hielt ihn jedoch davon ab.
„Das ist Dracos Aufgabe!" sagte dieser.
Plötzlich betrat Snape den Turm.
„Der Junge ist wie sein Vater. Er hat keinen Mumm dazu es zu tun!" sagte Amycus zu Snape. Snape schob den zitternden Draco beiseite und richtete seinen Zauberstab auf Dumbledore. Lucy konnte nicht reagieren oder sich bemerkbar machen. Sie konnte nur geschockt zusehen.
„Severus, bitte." sagte Dumbledore.
Dann sagte Snape auch schon „Avada Kedavra!" und Dumbledore fiel vom Turm.
Lucy flossen noch mehr Tränen. Draco und Snape waren Todesser. Der eine, den sie über alles liebte und der andere, den sie wir einen Vater liebte, waren beides Todesser. Bei Draco konnte sie es vermuten, bei Snape jedoch nicht. Er war ein Mörder und brachte vor ihren Augen Dumbledore um. Sie konnte nicht reagieren. Sie stand total unter Schock.
Die Todesser beschwörten über der Schule das dunkle Mal und liefen den Astronomieturm herunter. Der Ganzkörperklammerfluch löste sich von den Zwillingen, was jedoch bedeutete, dass Dumbledore nun wirklich tot war. Lucy stand geschockt da. Auch Harry war noch starr. Irgendwann rüttelte er Lucy.
„Ich gehe Snape hinterher! Beschütz die anderen! Hörst du?! Beschütz die Schule!" sagte Harry zu ihr. Lucy starrte ihn an und nickte nach einigen Sekunden nur.
Ihr ganzes Leben war eine Lüge. Der Mann, der sie großzog war ein Todesser und Mörder.
Harry rannte vor. Lucy brauchte noch einige Sekunden um sich zu sammeln. Dann lief sie ebenfalls die Treppe hinunter und rannte den Kampfgeräuschen entgegen. Sie kämpfte zusammen mit einigen anderen Mitgliedern von Dumbledores Armee gegen die Todesser. Lucy war jedoch unkonzentriert. Sie versuchte die anderen mit ihrem Schutzzauber zu beschützen, jedoch konnte sie sich nicht konzentrieren. Sie stand immer noch unter Schock.
Auf ein Mal schoss ein Todesfluch an Hermine vorbei, der Lucy wachrüttelte. Lucy musste ihre Freunde beschützen. Sie konzentrierte sich, stellte sich ein wenig vor ihre Freunde und hob ihren Zauberstab in die Höhe. Bisher hatte sie einen Schutzzauber nur auf eine einzelnen Person abgeben können. Jedoch waren ihre Freunde nun in ernsthafter Gefahr. Sie konzentriere sich darauf sie zu beschützen und schloss die Augen. Aus ihrem Zauberstab kam ein fast durchsichtiger Nebel, der sich um Lucy und ihre Freunde legte.
„Was ist das?!" fragte einer der Todesser.
„Sie ist es! SIE IST ES!" Amycus.
„Lasst uns verschwinden!" rief Greyback.
Die Todesser verschwanden in Windeseile.
„Was war das?" fragte Ginny
„Alte Magie." lächelte Hermine.
„Du hast uns beschützt mit alter Magie?" fragte Neville, der leicht verletzt war.
Lucy nickte.
„Lasst uns hier abhauen." sagte Ron.
Lucy ging mit den Gryffindors gemeinsam in den Gemeinschaftsraum.
Professor McGonnagall kam zu ihnen und sagte, dass alle, die am Kampf beteiligt waren, zum Krankenflügel kommen sollen.
Lucy folgte den anderen wie in Trance. Sie bekam mit, dass Bill Weasley verletzt war, jedoch war sie noch sehr geschockt von der Wahrheit, die ihr so lange verborgen blieb. Sie setzte sich abseits von den anderen auf ein Bett und starrte die Wand an.
Irgendwann hörte sie Harry hereinkommen, der alles erklärte. Snape und Draco waren verschwunden. Außerdem war Snape der Halbblutprinz. Sprach Snape nicht immer von Ehrlichkeit? Zu ihr war er auch nicht ehrlich, was Lucy ebenfalls verletzte. Kannte sie diesen Mann überhaupt?
Lucy stand auf und ging zu Professor McGonnagall.
„Entschuldigen Sie, Professor.. wo soll ich jetzt hin? Jetzt wo.. Severus weg ist und herauskam, dass er ein Mörder ist?" fragte Lucy sie leise.
Professor McGonnagall rief Molly Weasley zu sich.
„Ich denke, Mrs. Weasley hätte kein Problem, Sie aufzunehmen."
„Aber selbstverständlich bist du bei uns willkommen, Kleines." sagte Molly und nahm Lucy in den Arm. Lucy flossen Tränen die Wangen runter.

Und doch liebt sie ihnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt