Geschockt

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„Okay.. dann.. geh ich jetzt." sagte Harry. Es war zu spüren, dass er noch sehr benommen wirkte von dem, was er eben in dem Denkarium sah. Er musste alles erst verarbeiten.
Lucy selbst konnte es noch nicht wahrhaben, dass Harry sterben musste. Sie konnte und wollte es sich nicht vorstellen.
Während er gerade losgehen wollte, hielt sie ihn fest.
„Sag mir, was soll ich ohne dich tun, Harry? Du bist mein Zwilling und der einzige, den ich noch in meiner Familie habe."
„Ich muss sterben, du hast es selbst gesehen. Ich werde sterben und die Welt wird dadurch besser werden."
„Bitte... opfere dich nicht, es muss einen anderen Weg geben! Dumbledore muss sich irren!" sie fing wieder an zu weinen.
„Ich muss.." sagte er und ging zu Tür.
„Nein.. NEIN!" rief sie. Doch ihr war klar, dass sie nichts daran ändern konnte.
„Wir werden uns eines Tages wiedersehen.." sagte er. Er ging nochmal auf Lucy zu, umarmte sie fest, küsste sie auf die Stirn und verließ anschließend dann das Büro.
Lucy stand geschockt da. War das alles gerade wirklich passiert? Snapes Tod? Musste Harry wirklich sterben?
Als ihr Kopf ihre Trauer realisieren konnte hielt sie sich die Hände vors Gesicht und weinte bitterlich.
Dort stand sie nun. Ganz allein. Im verlassenen Schulleiterbüro.
„Es ist noch nicht vorbei, Lucy. Du bist immer noch da und du wirst die Welt vor Schlimmerem bewahren können." hörte Lucy Dumbledores Stimme sagen. Sie war verwirrt und sah sich um.
Sie entdeckte an der Wand das Porträt von Albus Dumbledore. Daran hatte sie nicht mehr gedacht, natürlich konnte er durch das Porträt kommunizieren.
„Ich weiß nicht, ob ich es schaffe." schniefte sie und wischte sich eine Träne aus dem Gesicht.
„Severus hatte dir einst einen Trank gebraut. Dieser Trank verstärkt deine Kräfte und lässt dich dunkle Magie besiegen. Du bist in der Lage ihn zu töten, Lucy!" erklärte Dumbledore.
„Muss Harry dafür wirklich sein Leben lassen?" fragte Lucy verzweifelt.
„Du hast gesehen, dass er sterben muss. Er trägt einen Teil von Voldemorts Seele in sich. Er muss sterben, damit Voldemort angreifbar ist und du musst den Rest erledigen."
Sie tastete ihren Körper nach der kleinen Phiole mit dem Trank ab, doch sie fand sie nicht. Duncan war ebenfalls weg. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass ihr Kniesel weggekommen war, so sehr war sie von Snapes Tod benommen gewesen. Lucy fiel ein, dass die Phiole noch in ihrem Umhang in einer Tasche steckte. Sie musste wieder zurück zu Snapes Leichnam.
„Aber der Trank ist.. bei.. bei.. Severus Leiche. I-ich kann da nicht wieder hin. Was soll ich tun?!" fragte Lucy mit weinerlicher Stimme.
„Wozu hast du dein Kniesel?"
„I-ich weiß nicht, wo er steckt."
„Er ist ein Tierwesen, welches über Magie verfügt. Er wird dich finden und zu dir kommen, wenn du ihn brauchst." erklärte Dumbledore.
„Ich werde trotzdem den Trank holen müssen.." sagte Lucy und seufzte traurig.
„Pass gut auf dich auf, Lucy." sagte Dumbledore.
Lucy verließ daraufhin das Büro.
Sie lief an der großen Halle vorbei, wo noch all die Verwundeten umsorgt wurden. Sie sah nicht hinein. Sie konnte das ganze Leid nicht ertragen. Sie ging ohne Ablenkung direkt zur peitschenden Weide. Wieder nutzte sie den Desillusionierungszauber, um nicht von der peitschenden Weide erschlagen zu werden.
Sie betrat den Geheimgang und lief zur heulenden Hütte, wo immer noch Snapes Leiche lag.
Sie ging ganz langsam durch die Eingangsluke und starrte Snapes bedeckte Leiche an.
Sie hockte sich neben ihn und streichelte ihm über die Wange. Er war eiskalt und kreidebleich.
„Ich werde es schaffen. Du hast all das von Anfang an geplant. Ich werde dich nicht enttäuschen. Du warst der beste Ziehvater, den ich hätte haben können. Ich danke dir für alles." sagte sie zu ihm, auch wenn er sie nicht mehr hören konnte. Wieder kullerten Tränen über ihre Wangen. Aber sie musste stark bleiben.
Sie kramte in der linken Tasche ihres Umhangs. Diese war leer. Die Phiole musste in der rechten Tasche sein. Sie fasste in die Tasche und tatsächlich befand sich die Phiole darin.
Lucy starrte sie an.
„Woher soll ich wissen, wann der richtige Zeitpunkt ist? Wie lange habe ich überhaupt Zeit zu handeln, wenn ich den Trank genommen habe?" fragte sie, doch sie wusste, dass sie keine Antwort bekam.
Sie musste es selbst herausfinden und zurück zum Schloss gehen. Lucy wusste, dass wenn Harry stirbt, Voldemort zum Schloss zurückgehen würde, um zu triumphieren. Das hatte er ihr mitgeteilt.
Lucy würde dort auf ihn warten und im richtigen Moment zuschlagen.
Sie deckte Snape wieder mit ihrem Umhang zu, sah ihn vor Verlassen der Hütte noch einmal an und ging dann durch die Eingangsluke wieder hinaus.
Als sie mithilfe des Desillusionierungszaubers an der peitschenden Weide vorbeilief, blieb sie kurz stehen und schaute zum Schloss. Es war ein Trümmerhaufen. All das bunte, fröhliche Leben in diesem Schloss, war auf einmal nicht mehr da. Es war teilweise sehr stark zerstört, das Quidditchfeld brannte nieder und Hogwarts sah einfach nicht mehr wie das vertraute Hogwarts aus.
Lucy atmete laut aus und ging dann weiter zum Schloss. Sie blieb noch in ihrer Tarnung, um sicher zu gehen nicht angegriffen zu werden.
Wo war nur Draco? Oder Duncan? Sie sah die beiden nicht mehr. War das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen?
Gerade als Lucy aufs Schlossgelände zurückkehrte hörte sie Stimmen. Viele Stimmen. Triumphierende Stimmen, die immer näher kamen. Lucy wusste, was das bedeutete und sie blieb wie angewurzelt stehen.
Harry war tot.

Und doch liebt sie ihnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt