Was tun?

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Lucy blieb die restlichen Weihnachtsferien auf dem Anwesen der Malfoys. Sie wurde strengstens überwacht, damit sie nicht abhauen konnte. Jederzeit standen zwei Todesser vor ihrer Tür, welche sie auch die ganze Zeit überallhin begleiteten. Voldemort wartete auf eine Entscheidung von ihr. Sie musste sich entscheiden, ob sie das Leben ihres Bruder schützt, dabei aber das Leben hunderter Unschuldiger opfert oder ihm den Plan von Harry verrät und somit viele weitere Leben rettet. Doch sagte er überhaupt die Wahrheit? Würde Harry tatsächlich so oder so sterben? Würde danach das Massentöten aufhören? Wer gab ihr schon die Garantie dafür?
Sie war verzweifelt. Sie streichelte Duncan und weinte Tränen.
„Was soll ich nur tun, Duncan? Ach, wenn du bloß reden könntest." weinte sie.
Plötzlich stand Duncan auf und lief aufgeregt zur Tür. Nach einigen Sekunden trat Draco ein.
„Draco?" Lucy war verwirrt.
„Der.. dunkle Lord möchte dich sprechen. Ich soll dich holen." sagte Draco und sah sie unglücklich an.
Lucy ging auf ihn zu.
„Wo sind meine Aufpasser?"
„Sie mussten etwas erledigen, deswegen hat man mich geschickt, um dich zu holen." erklärte er.
„Gut, dann lass uns gehen." sagte sie und ging voran. Sie merkte, dass er ihr nicht folgte. Lucy drehte sich um und sah ihn an.
„Ich wollte dir nur sagen, dass ich das alles niemals für dich wollte. Ich wollte dich nie in Gefahr bringen, Lucy." sagte Draco verzweifelt zu ihr. Lucy merkte, dass seine Augen tränten. Er versuchte auf den Boden zu sehen, damit es nicht auffiel. Lucy ging auf ihn zu, nahm sein Gesicht in beide Hände und sagte: „Du bist nicht Schuld. Ich bin auch ohne dich hier gelandet. Bald ist es vorbei. Ich vertraue Harry."
Daraufhin küsste sie seine Wange.
Er sah sie überrascht an.
„Wir müssen los." sagte er dann.
„Sicher."
Gemeinsam gingen sie in den großen Speisesaal hinunter, wo Voldemort bereits am Tisch saß.
Heute waren wieder ein paar Todesser mehr als sonst am Tisch.
„Hallo, Lucy. Ich nehme an, du hast deine Entscheidung getroffen?" fragte Voldemort sie neugierig.
Lucy sah ihn mit einem ernsten Blick an.
„Ich finde für dich heraus, was er vorhat." sagte sie entschlossen.
Sie konnte es kaum glauben, dass sie dies soeben über die Lippen gebracht hat.
„Du bist also doch klug, ich wusste es." grinste er.
„Allerdings muss ich sehen, ob du es ernst meinst. Ich gebe dir zwei Monate." fügte er hinzu.
„Zwei Monate? Ich weiß nicht mal, wo er sich befindet. Kontaktieren kann ich ihn auch nicht. Ich kann nur warten und hoffen, dass ich ihn irgendwann zu Gesicht bekomme." sagte Lucy zu ihm.
„Vier Monate. Ansonsten siehst du deinen geliebten Freund Draco nie wieder." sagte er zornig.
Lucy stockte der Atem. Auch die Malfoys sahen sich verzweifelt an. Das machte Lucys Situation noch viel komplizierter.
„Herr, wieso nehmen wir sie nicht als Geisel und locken Harry Potter an? Er wird sicher kommen, wenn er hört, dass wir seine Zwillingsschwester in Gefangenschaft haben." fragte ihn Lucius. Er wollte natürlich seine Familie schützen.
„Es wäre dumm, Harry Potter hierherzuholen. So wird er sich auf sein Eintreffen vorbereiten. Wenn wir ihn jedoch draußen erwischen, ist er nicht darauf vorbereitet. Harry Potter ist zwar mein Feind aber keineswegs dumm. Außerdem scheint mir seine Zwillingsschwester Lucy ein wenig.. anders zu sein als er." sagte Voldemort und sah Lucy daraufhin neugierig an.
„Ich bin keineswegs eine Slytherin geworden, weil mich dunkle Künste interessieren, falls du das denkst." sagte Lucy.
„Du wirst noch eine Weile bei uns bleiben, Lucy. Wurmschwanz hat etwas interessantes gefunden."
„Wovon sprichst du?"
„Er fand das Rezept eines Zaubertrankes. In wenigen Wochen wird deine alte Magie mir gehören. Dieser Zaubertrank überträgt, wenn beide Parteien es gleichzeitig trinken, die alte Magie auf die zweite Person. Du bist danach angreifbar, Lucy. Und ich werde unsterblich sein." Voldemort lachte laut. 
„Es gibt also tatsächlich einen Trank." sagte Lucy leise verzweifelt zu sich selbst. Die Todesser lachten so laut, dass es vermutlich niemand hörte.
Damit hatte Lucy nicht gerechnet. Sie hatte gehofft, dass es keinen Trank gab, der ihre Magie auf Voldemort übertragen könnte.
„Wie lange wird der Zaubertrank brauchen, Severus?" fragte Voldemort Snape.
„Ich muss sie warnen, Herr. Wurmschwanz fand nur eine halbe Seite. Es steht nicht darauf, was der Trank schlussendlich bewirkt."
„ICH FRAGTE: WIE LANGE?!" fragte Voldemort aufgebracht.
„Man muss ihn im Mondlicht des Vollmondes brauen, allerdings vier Zyklen. Das würde ungefähr vier Monate dauern." erklärte Snape und sah Lucy an.
„Besser spät als nie. Also los, fang direkt beim nächsten Vollmond an."
„Ja, Herr."
„Solange wirst du noch von meinen Leuten bewacht, Lucy Potter. Schließlich musst du mir erst noch deine Magie geben, ehe ich dich endgültig beseitigen kann." lachte Voldemort.
Lucy wusste nicht, was sie sagen sollte. Es wäre eine Katastrophe, wenn Lord Voldemort über ihre alte Magie verfügen würde.
Er hörte nach wenigen Sekunden auf zu lachen.
„Es sei denn, du entscheidest dich für die richtige Seite. Du bist eine kluge und mächtige Hexe, wie ich hörte. Nicht jede Hexe schafft es einen Patronus mit 13 Jahren heraufzubeschwören." Er sah sie auffordernd an.
Lucy sagte nichts sondern zog nur ihre Augenbrauen zusammen. Auf Voldemorts Seite wechseln? Auf die Seite des Mörders ihrer Eltern? Doch, wenn Harry etwas zustoßen würde.. was würde ihr dann übrig bleiben?
„Lucy Potter muss sicherlich darüber nachdenken. Bringt sie bitte auf ihr Zimmer." sagte Voldemort und sah zwei Todesser auffordernd an. Diese standen auf und brachten Lucy auf ihr Zimmer.
Die Tür wurde magisch verriegelt und sie setzte sich nachdenklich und geschockt aufs Bett. Draußen schneite es.
„Oh Harry, bitte sag mir, dass du es bald geschafft hast. Bitte. Wir hoffen alle auf dich." sagte sie leise und sah aus dem Fenster.
Die Ferien waren nun um. Die Schule begann wieder. Lucy wurde strengstens überwacht und zum Hogwarts-Express gebracht. Voldemort hatte wohl Angst, dass sie, genau wie Harry, ebenfalls verschwinden würde.
Im Hogwarts-Express befanden sich die Carrows, die Lucys Aufsicht übernahmen. 
Sie saß mit den Slytherins in einem Abteil, die die Herrschaft von Lord Voldemort und seinen Todessern feierten. Wo die anderen Slytherins waren, wusste Lucy nicht. Sie durfte leider nicht aufstehen und sich frei bewegen. Duncan schlief auf ihrem Schoß. Er war ihr einziger Trost. Es brachte nichts sich zu wehren. Sie war allein. Wie sollte sie gegen Lord Voldemort und seinen tausenden Anhängern ankommen? Wenn sie nur wüsste, wo Harry war.
Offenbar war er in Godric's Hollow und hat es geschafft zu entkommen. Das war das Einzige, was sie wusste, was sie auch ein wenig beruhigte.
In Hogwarts angekommen, brachte sie Duncan auf ihr Zimmer, ehe sie in die große Halle ging. Ausnahmsweise wurde sie nicht überwacht. Lucy hätte sowieso nicht gewusst, wohin sie sollte, wenn sie fliehen würde.
In der großen Halle ging sie nach dem Essen an Neville und Ginny vorbei und fragte sie unauffällig, ob es etwas Neues gab.
„Hast du es nicht mitbekommen? Luna wurde entführt." sagte Ginny.
Lucy war schockiert.
„Wie bitte?! Nein, ich habe nichts mitbekommen. Ich wurde leider strengstens überwacht." antwortete Lucy und deutete zu den Carrows.
„Vermutlich, weil der Klitterer gegen die Herrschaft von Lord Voldemort ist. Nun haben sie zur Strafe Luna entführt. Ich hoffe es geht ihr gut.." sagte Neville.
„Ich wünsche es auch.." sagte Lucy traurig. Das Leben an Hogwarts war schrecklich geworden. Kinder und Jugendliche mussten sich fürchten zur Schule zu gehen oder die Meinung zu äußern.
„Falls ihr etwas von Harry mitbekommt, dann gebt mir bitte Bescheid. Wir sind bald dem Untergang geweiht." flüsterte Lucy den beiden zu.
„Wie meinst du das?" fragte Neville verwirrt.
„Voldemort hat vermutlich einen Weg gefunden, meine alte Magie auf ihn zu übertragen. Wenn das passieren sollte, dann war's das."
Neville und Ginny sahen sich geschockt an.

Und doch liebt sie ihnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt