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ᴊᴀɴɢ ᴅᴀᴇsʜɪᴍ | Mein Schlafzimmer ist beinahe vollständig in die nächtliche Schwärze gehüllt. Nur die Lichter der Straßen strahlen gedämpft in mein Zimmer. Ich habe die Jalousien oben gelassen, lediglich die seichten, beinahe durchsichtigen Gardinen zugezogen, sodass die ganzen Straßenlichter nicht ungebremst zu mir scheinen. Ich liege mit dem Rücken zur Tür und somit mit dem Gesicht zu den Fenstern. Ich habe die Tür zwar ge– aber nicht abgeschlossen – hauptsächlich deswegen bekomme ich es mit, als diese geöffnet wird. Meine Augen schließen sich automatisch und mein Atem stockt, als ich die leisen Schritte Eunwoos vernehme. Was zur Hölle will er hier? Ich beiße die Zähne zusammen, hoffe darauf dass er nichts macht und versuche möglichst still zu liegen. Seine Schritte werden langsamer, als er zum Bett kommt und sogar um dieses herumschleicht. Leise, vorsichtig und regelmäßig versuche ich Luft zu schnappen. Er stellt sich vor mich, lässt das Umfeld noch dunkler wirken. ,,Daeshim…“, murmelt er rau, scheint sich kurz sogar hinzuknien. Es hört sich zumindest so an, als würden seine Knie knacken. Ich spüre, wie seine Hand mir näher kommt, ohne sie zu sehen. Ich unterdrücke ein nervöses Ausatmen und schweres Schlucken. Zwei seiner Finger schieben meine Haarsträhnen zur Seite. Ganz sanft, wie ein leichtes Hauchen oder ein sanfter Wind. Er klemmt sie hinter mein Ohr, bleibt einen Augenblick still stehen und entfernt sich dann doch wieder von mir.

Und überraschenderweise schließt er die Tür wieder gänzlich.

Augenblicklich setze ich mich auf. Kerzengerade. Und mit beinahe geschockt aussehendem Ausdruck sind meine Augen wieder weit geöffnet. Meine Müdigkeit ist wie weggeblasen und für einen Moment denke ich, dass ich mir das eben passierte nur eingebildet habe. Eigentlich aber weiß ich, dass es nicht so war. Ich lege vorsichtig meine Hand an die Stelle, die Eunwoo berührt hat. ,,Was war das denn?...“, wispere ich, verstehe noch immer nicht, warum er überhaupt hier war. Hätte er mir weh tun wollen, hätte er es sicher getan, nicht wahr? Er hätte sich nicht zurückgehalten! Und selbst wenn doch nicht hätte er mir nicht durch die Haare streichen müssen…

Den Umständen entsprechend schlafe ich erneut recht unruhig und fühle mich – obwohl ich ausschlafen kann – noch schrecklich müde, als ich mich aus den Bett quäle und ins Badezimmer wanke. Mein Kopf dröhnt leicht und meine Augen brauchen einen Moment, um sich an das Tageslicht zu gewöhnen, dabei bin ich doch mit Sonnenlicht wachgeworden. ,,Scheiße…“, hauche ich leise und stütze mich einen Moment auf dem Waschtisch ab, ehe ich den Toilettendeckel hochklappe.

Die nächsten Minuten habe ich das Gefühl leicht benommen zu sein, schließe immer wieder die Augen und bekomme mit der Zeit den Eindruck, dehydriert zu sein. Ich muss was trinken… Schnell ziehe ich mir noch eine neue Boxershorts an, reiße dann die Tür zum Flur auf und male mir bereits das Gefühl eines Glas kaltem Wassers aus. Meine rechte Hand gleitet an der Wand entlang. Ein Schritt. Stoßweise atme ich aus. Noch ein Schritt. Ich schließe die Augen und verliere den Kontakt zu der feinkörnigen Tapete. Der dritte Schritt. Und damit verschwimmt die Umgebung um mich herum.

Ich falle.

Ich sehe noch, wie mir der Boden näher kommt, weiß, dass ich kaum eine Chance habe meinen Fall abzubremsen. Nicht mal mehr ein Laut kann meinen Körper verlassen, bevor ich das Bewusstsein verliere.

In meinen Gliedern kribbelt es, meine Hände schmerzen und mein Kopf dröhnt noch immer. Es dauert einen Moment, der mir wie eine Ewigkeit vorkommt, bis ich realisiere, dass eine Hand an meiner Wange liegt. ,,Daeshim!“ Ein scharfes Zischen dringt in meine Ohren und am liebsten würde ich mich gleich aufsetzen und nach Luft schnappen – aber ich kann mich nicht bewegen. Nicht richtig zumindest… Ich versuche mich aufzusetzen und wegzukommen, falle aber zurück. Mein Rücken knallt auf den Boden, mein Kopf wird von Eunwoos Arm gebremst. ,,Junge Daeshim was ist falsch mit dir.“, zischt eben dieser mir aber gleich zu und reißt meinen Kopf so um, dass ich ihn ansehen kann, ,,Da will man frühstücken und hat nh halbe Leiche auf dem Boden liegen.“ ,,Es tut mir leid–“ ,,Trink doch mal mehr! Gott, stell dich nicht noch dümmer an als du bist!“ Eunwoo seufzt schwer und schüttelt den Kopf, als ich mich erneut aufsetzen will und zur Seite kippe. Diesmal aber schaffe ich es, mich zu halten und schwer ächzend in die Höhe zu drücken. ,,Ich trinke genug!“, murre ich ihm entgegen, drücke mich weiter von ihm weg und betrachte sein Antlitz schwer schluckend. Seine Kiefer mahlen aufeinander, ehe er sich mühelos in die Höhe stemmt und die dunklen Haare zurückstreicht. ,,Das glaube ich nicht.“, murmelt er nüchtern, zuckt dann aber mit den Schultern, ,,Wenn du nochmal bewusstlos wirst, schlägst du dir hoffentlich den Kopf auf.“ Na schönen Dank auch… Ich seufze innerlich auf, beiße mir aber auf die Zunge, um jegliche Laute zu unterdrücken und drehe meinen Kopf auf die gegenüberliegende kahle Wand. Statt aber wegzugehen, kniet er sich vor mich, quetscht meine Wangen unangenehm fest zusammen und zwingt mich, ihn anzusehen. ,,Mach dir einen Termin beim Arzt.“, murmelt er, ,,Oder ich gebe deinen Eltern bescheid.“ Und damit zieht er mich im die Höhe. Nein, eigentlich zerrt er an meinen Armen, reißt mich an sich hoch und drängt mich – meinen eigentlichen Plan nachgehend – Richtung Küche. Schwerfällig setze ich mich auf einen der Stühle und greife nach der noch vom Vorabend gefüllten Karaffe. Mein Kopf brummt und ich habe das Gefühl, es wird noch stärker, als ich Eunwoo einen Blick zuwerfe. Er schnalzt mit der Zunge, beugt sich von der anderen Seite der Kücheninsel vor, stützt sich auf dieser ab und sieht mich aus kalten Augen an. ,,Wenn du weiter umkippst, will ich eine Gehaltserhöhung.“, murmelt er, schlägt dann mit seiner flachen Hand auf die Steinplatte und drückt sich wieder hoch. ,,Also, was hast du am Wochenende geplant?“, will er wissen, als ich das eben aufgefüllte Glas leere. Überrascht von der Frage hebe ich die Augenbrauen, setze das Glas an und zucke leicht unschlüssig mit den Schultern. ,,Nichts…“, gebe ich dann aber doch schnell zu und bereite mich beinahe darauf vor, dass er sich darüber lustig machen wird. Doch das tut er nicht. Er verzieht lediglich das Gesicht. ,,Na toll…“, seine Mundwinkel ziehen sich nach unten, seine Arme verschränken sich, ,,Iss was und mach dich fertig. Ich werde sicher nicht den ganzen Tag mir dir hier rumsitzen.“, entgegnet er dann, ,,Dafür ist mir meine Zeit zu schade.“ ,,Und was… möchtest du machen?“, frage ich leise, fülle mein Glas erneut und setze es wieder an meinen Lippen an. Insgeheim befürchte ich, deswegen gleich schon wieder mein Bad aufsuchen zu müssen. ,,Überlege ich mir noch.“, zuckt er lediglich mit den Schultern, schnappt sich in einer flüssigen Bewegung eine Banane und setzt sich damit nicht allzu weit von mir entfernt an den Esstisch.

Mein Frühstück fällt kurz dafür aber nährstoffreich aus, ehe ich mich tatsächlich daran mache, mich herzurichten. Ich kämme meine Haare, führe eine kurze Skin–Care–Routine durch und ziehe mir eine frische Jogginghose und dazugehörigen Hoodie an. Darunter noch ein Langarmshirt, da das Wetter langsam aber sicher nun doch umschlägt, kälter und herbstlicher wird. Eine Tasche findet zudem ihren Platz auf meiner Schulter und da ich nicht weiß, was Eunwoo vor hat, sitze ich kurz darauf mit Sneaker an den Füßen in Flur und sehe gespannt dabei zu, wie er selbst sein Portmonee und Handy einpackt und sich kurz darauf selbst Schuhe anzieht. Im Gegensatz zu mir nimmt er sich eine der gefütterten Jacken aus dem Schrank und betrachtet mich kurz, während er nach dem Autoschlüssel greift. ,,Du wirst frieren.“, schnaubt er belustigt. ,,Ich– aber ich habe noch ein Shirt darunter.“, sage ich schnell und springe auf. Hin und her gerissen sehe ich dabei zu, wie er bereits schnellen Schrittes das Apartment verlässt und widme dem Schrank einen kurzen Blick. Mir etwas zu fest auf die Lippe beißend, sehe ich wieder zu Eunwoo, welcher den Aufzug fast erreicht hat. Auch die sich selbst schließende Tür ist nicht mehr allzu weit geöffnet. Wahrscheinlich hätte ich noch Zeit gehabt, eine Jacke zu erhaschen, eile aber doch lieber Eunwoo hinterher, aus Angst er würde mich alleine stehen lassen oder mir weh tun, wenn ich nicht schnell genug bin.

,,Was machen wir?“, möchte ich wissen, als ich wieder mal neben dem Fahrer Platz genommen habe und wir die Tiefgarage bereits verlassen haben. ,,Raus fahren.“, zuckt er mit den Schultern. ,,Eunwoo…“, murmle ich unzufrieden, will aber jetzt auch nicht mehr wissen als das. Stattdessen lehne ich mich zurück, entscheide mich nichts mehr zu sagen, bis er vor einem Supermarkt hält. Wir sind schon aus der Stadt raus, kommen dementsprechend auf dem Parkplatz eines recht großen Supermarkts zum stehen. Der Größere stellt den Motor ab, streicht seine Haare zurück und setzt sich eine Kappe auf. ,,Kommst du mit?“ ,,Was denn–“ Er steigt aus und ich folge ihm. Wissend wirft er mir einen Blick zu und führt augenblicklich seine Hand in meinen Nacken. ,,Wir holen uns Wasser und einen Snack.“, lässt er mich dann wissen und kneift leicht in meine Haut, ,,Und dann fahren wir in die Natur.“ ,,In die Natur?“, widerhole ich leicht fragend, lasse mich näher an ihn ziehen, als uns eine Gruppe Jugendlicher im Eingangsbereich entgegenkommt. ,,Ein wenig spazieren und das halbwegs angenehme Wetter ausnutzen.“, zuckt er mit den Schultern und überrascht mich tatsächlich damit. Damit verbringen wir aktiv Zeit miteinander und nur Gott weiß wie lange. Auf seine Worte hin nicke ich leicht aber verständnisvoll. Hätte er mir bloß etwas gesagt, dann hätte ich etwas anderes angezogen. Tatsächlich trägt er selbst ja aber kaum etwas anderes und so hoffe ich, dass er mich nicht durch den tiefsten Wald scheuchen wird. Und ich hoffe, dass ich nicht nochmal bewusstlos werde, denn ich befürchte beinahe, er würde mich einfach dort liegen lassen.

Schnell haben wir jeweils eine Wasserflasche in der Hand, haben eine Packung Riegel und zwei Sandwiches besorgt. Beinahe ebenso schnell kommt es mir vor, dass wir das Auto tatsächlich abgestellt haben und an der frischen Luft stehen. Irgendwie komme ich mir komisch vor, hier alleine mit ihm zu sein und durch die Natur zu spazieren. Der Parkplatz selbst schließt an einen dichten Wald an, dessen Trampelpfade wir aber nur knapp zwanzig Minuten folgen. Eunwoo ist immer ein paar Schritte vor mir, läuft aber nicht allzu schnell und wirft hin und wieder einen Blick zu mir herüber. Ich bin ganz außer Atem, als wir die letzten Meter des Waldes überbrücken. Wir sind auf einem kleinen Berg – eigentlich eher bloß auf einem Hügel – und blicken auf eine wild bewachsenen Wiese herab. Das Gras ist hoch und hell, mit violetten und rosanen Blumen verziert und von einem schmalen Weg durchzogen, welcher zurück nach unten führt. ,,Ein See?“, flüstere ich außer Atem und muss ein zufriedenes Lächeln unterdrücken. Der recht starke und doch irgendwie angenehme Wind streift durch meine Haare, raubt mir kurz die Fähigkeit zum Atmen. ,,Wohl eher ein etwas größerer Teich.“, verdreht Eunwoo die Augen, stößt mir gegen die Schultern und schubst mich damit gleich zwei Schritte nach vorne. Blöder Idiot! ,,Gehen wir dort hin?“ ,,Ja.“, nickt er sofort und mit solch einen selbstverständliche Ton, als müsste ich an meinem Verstand zweifeln, ,,Warum sollte ich sonst hier her? Denkst du ich will wie blöde zwischen Bäumen und Gras herlaufen?“ Schnell überholt er mich, nimmt wieder einen Abstand von etwa drei Metern zu mir auf und kümmert sich nicht darum, als ich immer mal wieder stehen und bleibe und von unserem Umfeld Fotos schieße. Ich nehme tiefe Atemzüge, erfreue mich an der schönen Landschaft und bin überrascht, dass wir hier alleine zu sein scheinen. Es ist Wochenende und dieser Ort ist keineswegs versteckt oder unerreichbar.

Einen weiteren tiefen Atemzug nehmend drehe ich mich um meine halbe Achse, lächle zufrieden und sehe – kaum öffne ich meine Augen wieder – dabei zu, wie sich die großen Bäume im Wind wiegen. Auch davon mache ich ein Foto, ehe ich mein Handy vorerst endgültig wegräume und einen weiteren Moment den Ausblick genieße.

– ,,Beweg deinen Schnöselarsch hier her!"

Erschrocken zucke ich zusammen, drehe mich rasch um und sehe mit aufgerissenen Augen zu Eunwoo herunter. Er ist bereits ein ganzes Stück weiter unten. Ihm fehlt nicht mehr viel, bis er dem Teich erreicht hat, auf dem noch einigen Seerosen schwimmen. Mir dagegen fehlt noch einiges mehr, um dort anzukommen. Ich nicke ihm leicht zu. ,,Komme.“, murmle ich, dabei wird er es gar nicht hören können. Ich beeile mich, sehe die nächste Minute nur auf dem Boden, um nicht zu stolpern und muss feststellen, dass Eunwoo unbekümmert weiterläuft, als ich mich in Bewegung setze.

Knapp eine Stunde sind wir schon unterwegs, als wir uns auf die recht instabil aussehende Bank setzen – sie scheint aber Stand zu halten und zumindest Eunwoo scheint sich absolut keine Gedanken um ihre Stabilität zu machen. Er kramt sein Sandwich hervor, nimmt einen großzügigen Schluck aus seiner Wasserflasche und wirft mir einen kritischen Blick zu. ,,Warst du hier noch nie oder warum hast du wie ein blöder Tourist Bilder gemacht?“, zischt et leise, packt das Sandwich aus und nimmt beinahe aggressiv den ersten Bissen. Er ist aber auch wirklich nie zufrieden, was?!


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swimming with sharks ☾𖤓Where stories live. Discover now