Kapitel 36

871 13 0
                                    

-LEVIN

Scheiße, wieso kann sie denn nicht einmal bei mir bleiben, sondern muss immer direkt abhauen? Na klar kann ich total nachvollziehen, dass sie damit überfordert ist und dieses Geständnis absolut plötzlich kam, aber wieso tut sie immer so, als hätte ich sonst was getan? Es war eine Flasche. Ich meine, leid tut sie mir ja schon... Wieso musste ich das auch ausgerechnet jetzt sagen?

Nachdem ich bin angezogen habe, mache ich mich auf die Suche nach meiner Kleinen. Wo sie wohl steckt? Mit großen Schritten gehe ich die Treppe herab. Gill kommt auf mich zu. ,,Wo steckt sie?" Mein Angestellter deutet mit seinem Kopf in die Richtung der Küche. Logisch leite ich daraus ab, dass sie im Garten hockt. Wie immer eigentlich.

Als ich an der gläsernen Tür stehe sehe ich, dass Shiva weint und mit dem Welpen unter der Bettdecke kuschelt. Lolas Rute wedelt am Ende der Bettdecke. Leise öffne ich die Tür und versuche den Kloß in meinen Hals herunterzuschlucken.

,,Shiva..." flüstere ich hinter ihr stehend. ,,Ich muss hier weg und dein- was weiß ich wer- fährt mich nicht." jammert sie. Sie will weg? Ganz weg? Weg von mir? Eine anderen Grunde finde ich in ihren Worten nicht! Panik steigt in mir auf, ich will sie nicht verlieren. Ich darf nicht. So sanft wie irgendwie möglich lege ich meine Hand auf ihre Schulter, um sie beruhigen zu können, jedoch zuckt sie sofort weg. ,,Fass mich nicht an." Sie schaut mich wütend an. ,,Fass mich nie wieder an!" schreit sie mich an, während sie aufsteht. ,,Du hast mich die ganze Zeit über nur benutzt!" Was redet sie da? Nein! Das habe ich nicht! Ich liebe sie, wieso glaubt sie mir nicht? Bis auf ein oder zwei mal habe ich sie nie daran zweifeln lassen. Vielleicht waren diese paar Mal auch zu viel...?

,,Bitte, Shiva, lass uns reden." Sie schüttelt den Kopf und geht an mir vorbei. Erst an der Glastür dreht sie sich zu mir um. ,,Damit du mir noch mehr Lügen erzählen kannst?" Sie geht weiter als ich ihr nicht antworte. Was soll ich denn auch antworten? Egal was ich sagen würde, es würde rein gar nichts an dieser Situation ändern, weil sie mir nicht glaubt. Aber warum zweifelt sie? Ich verstehe es wirklich nicht! Jedes der guten Worte entsprach und entspricht immer noch der Wahrheit. So nehme ich sie wahr: makellos. Sie ist doch mein Mädchen, ich kann sie doch nicht kampflos weiter ziehen lassen...

,,Geh weg!" bittet sie mich, als ich mich zu ihr stelle. Der Empfangsbereich ist so riesig- und doch für uns beide zu klein. Ich hasse es, sie so fertig zu sehen. ,,Bitte lass mich gehen. Ich kann das mit uns beiden nicht mehr." Sie gibt auf? Sie gibt uns auf? Das kann doch nicht wahr sein... ,,Ich will vorher, dass wir nochmal vernünftig miteinander reden." Sie hebt die rechte Augenbraue und sieht mich abwartend an. ,,Das ist meine Bedingung." beharre ich. ,,Und was soll das bringen? Wirst du mir die gleichen Lügen ein weiteres mal auftischen? Wirst du wieder behaupten, du liebst mich seit Tag 1? Glaubst du wirklich, dass ich so dumm bin und dir nochmal glaube?" Lola rennt raus, weil wir mittlerweile nur noch miteinander schreien. ,,Aber ich liebe dich!" ,,Man verletzt nicht die, die man liebt!" hält sie dagegen. Das schlimme ist, dass ich ihre Position hier verstehen kann. Sie hat recht. Menschen die man liebt verletzt man nicht, aber ich liebe sie doch! Ich kann sie beim besten Willen nicht gehen lassen.

Sie hat Recht, sie ist kein Hund, den ich gegen seinen Willen bei mir halten kann... ich muss sie gehen lassen, auch wenn alles in mir danach schreit diese wunderschöne blondhaariges Mädchen bei mir im Keller zu fesseln, so das sie nie von mir gehen kann. Aber es würde nichts bringen. Nicht das geringste. Es würde den Hass auf mich nur größer machen und das kann ich nicht mit ansehen. Ich will nicht sehen, wie der Hass auf mich Tag täglich wächst. Es würde mein Herz brechen.

,,Es tut mir leid." sage ich, als Gill Shiva die Tür aufhält. Sie sieht mich traurig und enttäuscht zugleich an. ,,Vielleicht funktioniert's im nächsten Leben. Ich hätte gewollt, dass du der Vater meiner Kinder wirst." haucht sie mir den Tränen nah. Vielleicht hätte es geklappt, wenn ich nicht so ein arrogantes Arschloch wäre. ,,Ich liebe dich." flüstere ich zurück. Verletzt schüttelt Shiva den Kopf und schreitet durch die Tür. ,,Du musst da bleiben." sagt sie zu Lola. ,,Nimm sie mit! Sie soll dich beschützten." ,,Danke." Nur mit der Bettdecke um sich gebunden steigt meine erste große Liebe in meinen Bentley ein. Ihr ging es nicht schnell genug hier weg zu kommen.

Ich sehe, dass Shiva beim einsteigen weint und ich sehe auch, dass sie durch das Autofenster zu mir sieht.

Mit einem lauten Knall fällt die Tür vor meiner Nase zu und ich fühle mich schlagartig so leer, so alleine, so verloren. Jede einzelne verfluchte Zelle meines Körpers will ihr nachrennen, aber es würde nichts bringen. Man muss der Wahrheit ins Gesicht blicken.

Ich habe niemanden mehr. Niemanden. Jedenfalls niemand, der mir etwas bedeutet. Ich habe nur noch meine zwei Geschwister und meinen elendigen Vater. Ich bin ganz alleine in diesem viel zu großem Haus.

- - - - - - - - - - - - - - - - -

Mein Telefon klingelt. ,,Hm?" Wer wohl dran ist? ,,Wo bist du?" ,,Zuhause hahhah" ,,Bist du besoffen?" Ich schüttle den Kopf. ,,Levin! Es ist 9 Uhr am Morgen!" ,,Nd?" Ich höre etwas lautes, was mich zurückschrecken lässt. ,,Wo ist die Kleine?" Die Kleine? Jeder scheint sich für dieses Weib zu interessieren. Was ist nur das besondere an ihr? ,,K'ne Ahnung." ,,Wo? Du weißt wo sie ist. Sie ist doch sowas wie deine Freundin." ,,War." korrigiere ich meinen nervigen kleinen Bruder.

Enemys to LoversWhere stories live. Discover now