Kapitel 38 (15 Monate später)

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-SHIVA (15 Monate später)

,,Komm, Lola!" rufe ich nach dem einzigen, was Levin mir, außer den Anziehsachen und diesem Haus lies. Levin hat nie gesagt, oder Gill bessergesagt, dass ich hier irgendwann ausziehen muss. Mit Levin habe ich im vergangenen Jahr nicht mehr gesprochen. Nicht einmal. Plötzlich steht mein Chef vor mir und sieht auf Lola, die grade im Anmarsch ist. ,,Miss Delareu Sie hatten doch noch nicht vor zu gehen oder? Das machen Sie oft in letzter Zeit." Ich sehe meinen Boss an, der nicht viel größer ist als ich, aber sich trotzdem bei jeder Gelegenheit versucht, sich selbst eine Stufe höher zu stellen. Arrogant, wie er eben ist, zupft er sich sein Sako zurecht. ,,Ich habe keine Arbeit mehr, Sir." Misstrauisch beäugt er mich. ,,Dann kommen Sie mal mit in mein Büro. Das lässt sich ändern." Er geht vor. Lola legt sich wieder unter meinen Schreibtisch und ich folge meinem Boss El in sein Büro.

Auf Anweisung schließe ich die Bürotür hinter mir. El kommt mir näher und sieht mich eindringlich an. Auf einmal steht er dicht vor mir. ,,Und wenn Sie damit fertig sind, kommen Sie zu mir." Dieser Macho-Boss überreicht mir einen großen Stapel Akten. ,,Rufen Sie die Kunden an. Vereinbaren Sie einen Termin und füllen Sie die Checkliste aus." ,,Ja, Sir." Am liebsten würde ich ihm den Stapel Akten um die Ohren schlagen, statt ihn zu bearbeiten.

Ich arbeite in einer riesigen Spedition, die das ganze Lang beliefert. Es gibt auch selbst gegründete Tochterunternehmen. Das bedeutet, die Firma ,,Lasss" liefert von Paketen, bis hin zu Möbel und auch Autos. Egal welche Art.

Hier ist in letzter Zeit weniger zutun, aber ich bin froh drum diesen Job bekommen zu haben, auch wenn mein Boss ein echtes Arsch ist. Es gibt schlimmeres. Ich bekomme ein sehr gutes Gehalt von 7 Tausend Dollar im Monat als Informatikerin im Bereich Bürokauffrau.

Natürlich muss der letzte Kund mit mir diskutieren. ,,Was haben Sie für eine Treppe?" frage ich ihn höflich beim abarbeiten der Checkliste für die Side-by-Side Möbel. ,,Wie der Nachbar." sagt mir eine Stimme mit viel Akzent. ,, Aus Holz oder Stein?" ,,Normal halt!" Was ist an dieser Frage zu schwer zu beantworten? Was? Das ist doch eine einfache Frage, besonders, wenn ich mir die vorherigen Fragen nochmal durchlese. ,,Was ist denn normal?" versuche ich ein letztes Mal ruhig an zusetzten. ,,Wie mein Nachbar." Ich geb's auf. Ich lege den Hörer auf und atme tief durch und schreibe einfach Holz auf die Checkliste und dazu: Kunde hat keine Angabe dazu gemacht. So wissen die Auslieferer bescheid.

Ich klopfe an der riesigen Bürotür. ,,Kommen Sie rein!" Kleinlaut betrete ich sein Büro. ,,Ah, Sie sind es." sangt er viel sanfter. ,,Ja, Sir, ich bin fertig mit den Akten." Er sieht auf die Uhr. ,,Sind noch viele da?" Ich schüttle den Kopf. ,,Ehrlichgesagt bin ich die letzte im Büro, es ist ja schon 22 Uhr." Er nickt. ,,Richtig." Wir sehen uns an. ,,Setzten Sie sich doch bitte." Ich komme seiner Aufforderung nach.

,,Sie wissen, dass sie einer meiner besten Mitarbeiter sind." Er steht auf und holt zwei Whiskeygläser und kommt mit einer teuer aussehenden Flasche zurück. ,,Oh, ich trinke nicht. Aber vielen Dank!" sage ich ihm höflich. ,,Ein Glas, ist kein Glas." Ich sehe ihn mit hochgezogener Augenbraue an. Was ist an den Worten ich trinke nicht, nicht zu verstehen? ,,Ich trinke nie." verbessere ich mich selbst. Vielleicht lag es ja auch einfach nur an meiner Wortwahl.

Seine blauen Augen sehen mich eindringlich an. ,,Darf ich dann ein Wasser anbieten?" ,,Klar!"

Nachdem er mir ein Glas Sprudelwasser gab, begann er, weiter zu sprechen. ,,Da Sie einer meiner besten Leute sind, bitte ich Sie mit auf ein wichtiges Geschäftsmeeting zu kommen. Wir würden nach Dubai für eine Woche fliegen. Selbstverständlich haben Sie genug Freizeit für sich. Es geht sich um nur ein Meeting." Ich schaue ihn aufmerksam an. Eine Woche Dubai? Wieso bietet er das ausgerechnet mir an? Wie er doch schon selbst sagte, ich bin einer der besten, warum nimmt er dann nicht der oder die beste mit? ,,Natürlich müssen wir uns auf das Meeting gut vorbereiten. Es werden mehrere Inverstoren dabei sein." Ich nicke. ,,Aber was ist mit Lola?" El setzt sich hin und sieht ich an. ,,Sie darf natürlich mit. Ich weiß, dass Lola Ihnen sehr viel bedeutet." Erleichtert sehe ich ihn an. Das ist schon sehr entgegenkommend und scheint durchdacht. Ich glaube, ich würde wirklich eine Chance verpassen, wenn ich nicht mitfliegen würde.

,,Was denkst du darüber, Shiva?" ,,Ich denke, ich würde was verpassen, wenn ich nicht mitfliegen würde." offenbare ich ihm. ,,Gut. Es geht dann morgen los." Schon morgen? Ich öffne den Mund. Was hätte er getan, wenn ich nein gesagt hätte? Wäre er dann alleine geflogen? ,,Wer fliegt denn noch mit?" ,,Niemand." sagt er kurzerhand. ,,Du bist alles, was ich brauche, um die Inverstoren zu überzeugen." Ich bedanke mich vielmals für die große Chance, die er mir bietet. Das hier fühlt sich wie ein viel zu guter Traum an. Endlich kommt mal meine Zeit! Ich wusste, es geht irgendwann wieder bergauf.

Enemys to LoversWhere stories live. Discover now