Kapitel 72

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-SHIVA

Levins Augen weiten sich vor Erkenntnis. Voller Verzweiflung fährt Levin sich durch sein schwarzes Haar. ,,Gut." stößt er in einem Seufzen aus. Innerlich triumphierend sehe ich ihn an. Augenblicklich spaziere ich an die beiden bedrohlich wirkenden Männern vorbei. Sie lassen mich nicht nur vorbei- nein- sie machen mir sogar noch Platz. Das zeugt doch von Respekt, oder? Prinzipiell müsste das ein positives Zeichen sein. ,,Bringt Lola in den Keller. Sie soll fertig gemacht werden." Ohne Levin richtig zu zuhören greife ich nach einer Waffe, die mir hingehalten wird. Ich greife nach der Pistole. Sie ist schwarz. Erstaunlicherweise ist sie viel leichter als ich dachte. Einer von den beiden bedrohlichen Männer schaut mich abschätzend an. ,,Lade nach!" fordert er mich auf. Ohne ein Zögern lasse ich das Magazin fallen und halte ein neues darunter und schiebe es darein. Es ist holprig- ja- aber es war zufriedenstellend genug für alle anwesenden. ,,Gut." sagt der blondhaarige vor mir. ,,Nimm die." sagt er, als er mir noch mehr Magazine gibt. Ich stecke so viele ein, wie ich tragen kann. Als alle meiner Taschen voll sind reicht Levin mir ein Messer. Ich sehe mir das Messer genau an.

Das Messer hat eine lange gezackte Klinge mit einen langen schwarzen Griff, der für guten Halt sorgt. Beim nähern betrachten stelle ich eine Gravierung fest. Dort steht in weisen Buchstaben. Es sind fünf. L. S. S. D. R. Wofür stehen diese Buchstaben? Stehen sie für ein Motto oder sowas? Der blonde reicht mir für das Messer ein Polster, damit ich es unter meiner Hose verstecken kann. Sie meinen, so wäre ein möglicher Überraschungsmoment auf meiner Seite.

Ich zog mir schnell irgendeine Jeans und ein Crop-Top an. Ich brauche etwas, um mich frei zu bewegen, aber ich will auch nicht zu viel Haut zeigen, weshalb ich mir noch eine schwarze Sweatshirt-Jacke darüber ziehe. Statt barfuß entschied ich mich dann noch für Sneaker.

Ich war noch gar nicht richtig im Flur bei den anderen angekommen als ein lauter Knall ertönt. Durch die dünnen Vorhänge vor den riesigen Fenster im Foyer sehen wir einen roten Ball. Alles ist für einen Moment lang rot. Als ein paar Sekunden vergehen, stelle ich fest, dass es kein roter Ball ist, sondern Feuer. Das Feuer ist direkt vor dem Fenster, von dem ich den Feuerball vermutete. Meine Alarmbereitschaft wächst mit jeder verstreichenden Sekunde. Levins Männer wollen rauslaufen, doch ich hindere sie. ,,Das ist genau das, was sie wollen! Sie rechnen nur damit!" mische ich mich ein. Alle sehen mich verdutzt an. ,,Wir müssen Stellung bewahren. Früher oder später werden sie rein kommen." Es folgt kein Widerspruch, was ich merkwürdig finde. Ich dachte immer Levin sei immer einer, der sich sein Kommando von keiner Frau abquatschen lassen würde. Ich habe ihn doch eindeutig schlechter eingeschätzt als er wirklich ist.

Ich positioniere mich liegend auf die oberste Treppenstufe. Auf den Treppenbeginn würde niemand achten und von hier aus kann ich genau sehen, wer sich wann dem Haupteingang nähert. Niemand könnte hier irgendwen einfach überrumpeln.

Levin gab mir ein Walkie-Talkie worüber wir ständig im Kontakt sind. ,,Wie sieht es aus?" fasst er sich kurz. Er und seine Männer sind nach hinten gerannt und warten auf mein Kommando. Mehr hat er mir nicht verraten. ,,Ich sehe keinen." sage ich ihm. ,,Levin..." räuspere ich mich. ,,Ich liebe dich und egal was je zwischen uns passiert ist und passieren wird- ich liebe dich. Daran wird sich auch nichts ändern." Endlich habe ich meinen Mut bei den Haaren gefasst und ihm gesagt, wie ich empfinde... schließlich könnte es heute das letzte Mal sein...

Ich will gar nicht erst daran denken, dass heute der letzte Tag mit Levin sein könnte... es zerbricht mir schon beim kleinsten Gedanken daran mein Herz.

,,Und ich liebe dich, Kleines. Du bist das beste, was mir je passiert ist." Nur mit diese Worten schlägt mein Herz schneller. Es scheint mir so als würde ich schmelzen und mein Herz scheint vor Aufregung aus meiner Brust springen zu wollen.

Und dann, aus dem Nichts, sehe ich einen dunkel gekleideten Mann, der sich der Haustüre schleichend nähere. ,,Sehe jemanden." Ich ziele mit einer Waffe auf ihn. Mit der anderen halte ich den Knopf am Funkgerät gedrückt. ,,Soll ich schießen?" frage ich nach wie vor im Flüsterton. ,,Hast du freie Sicht?" fragt mich ein Fremder. ,,Ja, allerdings muss ich durch Glas schießen." antworte ich. ,,Gut, Kleines. Du wartest einfach geduldig, ob jemand durch die Haustür kommt, wenn ja, schieß. Gib es mir aber sofort durch!" rauscht die Stimme von den Mann, den ich liebe, durch die Leitung. ,,Sicher," gebe ich wieder als Antwort.

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,,Ein Mann." sage ich. Die Tür wird aufgebrochen und auf einmal steht dort ein einzelner bewaffneter Mann, der sich umschaut. Ich zögere, doch dann betätige ich den Abzug. Statt, wie gehofft, treffe ich nicht den Kopf, sondern den Hals. ,,Erledigt." flüstere ich. Die Tür steht jetzt offen. Wie gebannt sehe ich nun also auf die offene stehende Tür. Der Mann liegt am Eingang... Das Licht von der untergehenden Sonne scheint herein. Die letzten Sonnenstrahlen erhellen die Veranda.

Enemys to LoversWo Geschichten leben. Entdecke jetzt