Kapitel 48

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-LEVIN

,,Findet sie gottverdammt!" schreie ich meine Leute das erste Mal an. Ich bin normalerweise eher der ausgeglichene Typ, der rational denkt, statt impulsiv zu reagieren. Normalerweise.

,,Ist das zu viel verlangt?" Meine Männer begutachten mich schweigend. Niemand bringt auch nur ein Wort raus. ,,Wenn Kolone sie hat..." Bei dem Gedanken kommt mir der Würgereiz und mein Magen dreht sich. ,,dann ist mein Stiefbruder wahrscheinlich auch dort." Alle sehen mich ungläubig an. ,,Sie wollen beide Rache an mir nehmen und werden Shiva schlimmes antun." erkläre ich, in dem großen Raum, wo mir jeder zuhört. Ausnahmslos jeder.

,,Wer ist dieses Gör, dass WIR uns für dieses Weib den Arsch aufreißen müssen?" kommt es vorlaut aus der hintersten Ecke. Es ist einer meiner Neulinge. Einer, der offensichtlich nicht verstanden hat, dass man mich nicht hinterfragt, sondern meine Befehle umsetzt. Mir gehört das alles und ich, grade ich, muss mich rechtfertigen? Ich? Nein, das sehe ich gar nicht erst ein. Der Mann scheint erkannt zuhaben, dass ich Ausschau nach ihm halte, denn er steht auf und sieht direkt in meine Richtung.

Gill steht hinter mir und versucht mich zu besänftigen.

,,Wer bist du, dass du es wagst, derart über meine Frau zu sprechen?!" Der rothaarige Bursche kommt auf mich zu. ,,Ich bin Alexander." Er sieht trotzig aus, während er auf mich zukommt. Bereit, auf ihn los zu gehen, stehe ich dort und warte darauf, bis dieser ungehobelte Neuling bei mir steht. Doch er lässt sich ganz schön Zeit. ,,Kolone ist gefährlich. Willst du deine eigene Männer in den Tod schicken? Für so eine..." Er stoppt, nachdem er hinter mich gesehen hat. Ich denke, dort steht einer meiner stellvertretender, der ihm angedeutet hat, den Mund zu halte. Aber andererseits scheint nur der andere Teil meiner Männer eine Begründung zu wollen. ,,Ich wäre bereit mein Leben für sie zu geben und ihr seid verpflichtet, jedes Mitglied-" ,,Sie gehört nicht zu uns." unterbricht mich Alexander. Meine Handflächen jucken und ich würde ihm gerne seine roten Locken vom Kopf reißen. ,,Sie. Ist. Mein." wiederhole ich, ganz kurz davor auszuflippen.

Sofort sehen mich alle anderen mit weitaufgerissenen Augen an. Sie haben es offensichtlich erst jetzt kapiert. Ja, Shiva gehört zu mir und was zu mir gehört, gehört hierzu. Und was hierzu gehört, wird beschützt. Egal wer oder was es ist.

Dieser Alexander sieht mich fassungslos an. ,,Sie gehört zu dir." flüstert er nun. ,,Super, der Neuling hat es verstanden." sage ich voller kaltherziger Ironie. ,,Sonst noch Fragen?"

Ich warte viele Minuten ab, doch niemand, der sich zu Wort meldet. ,,Und jetzt sucht sie!" befehle ich, gefühlt schon zum hundert tausendsten Mal an diesem Tag. Was soll ich auch sonst tun? Sie selber suchen? Würde ich ja, aber ich kann leider nicht so gut mit Computern und dieser neuwertigen Technologie umgehen, wie es meine Informatiker können. Dafür beneide ich sie auch.

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,,Wir haben die Überwachungskamera vom Meeting ergattert!" schreit einer meiner besten Leute, grade, als ich den Saal verlassen wollte. Ich eile auf Harper zu, die mich bittet, ihr in den Informatikraum zu folgen. ,,So?" frage ich nach, um die ganze Sache zu beschleunigen. Sie spielt ein Video auf der Leinwand ab. Ich sehe drei Männer. Aber wo sind El und Shiva? der Mann in der Mitte ist Kolone. Diese ekelhaft gegelten Haare würde ich überall auf dieser Welt erkennen. Rechts sitzt mein Bruder. Und links von Kolone ist ein Fremder. Sofort springen meine Alarmglocken an. Wer ist das? Es sieht so aus, als würden sie sich besprechen. Was haben sie nur vor? ,,Wer ist der linke?" Harper tippt auf ihren Rechner rum und öffnet auf der Leinwand eine Akte. ,,Mikael Sant." Sant? Scheiße, der Name sagt mir etwas... nur leider nichts gutes... Ich will Harper grade Fragen, worüber sie reden, denn ich weiß, dass Harper von den Lippen ablesen kann, da beginnt sie ihre rötlichen Haare auf die Seite zu legen, was ein Zeichen ist, dass sie etwas zu sagen hat. ,,Shiva... sie wollen sie... Psyche labil machen." Mit Bauchschmerzen, die heftiger sind, als all das, was ich je gefühlt habe, höre ich der Stimme neben mir zu. ,,Mit allen Mitteln." ist das letzte, was sie noch entziffern kann, denn die drei schauen oft weg.

Gestresst gehe ich mir mit meiner Hand durch mein Haar.

,,Sie reden von keinen Ort." ihre entschuldigende Blicke lassen mich an meiner bisherigen Hoffnung zweifeln. Was, wenn wir sie nicht finden? Was, wenn wir zu spät sind?

Enemys to LoversWo Geschichten leben. Entdecke jetzt