01| fliederblau

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Genovefa

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Genovefa

Ein leichtes Lächeln zog sich über mein Gesicht, als ich erkannte, dass ich an der besten Stelle des Films angelangt war.

Kurz überlegte ich, entschied mich dann aber dafür den Fernseher etwas lauter zu drehen. Zwar waren meine Mitbewohner heute nicht anwesend, aber ich hatte trotzdem nicht wirklich Lust darauf, jemanden mit meinem Gesang zu Tode zu nerven.

Ich holte noch einmal tief Luft, als die Filmmusik einsetzte. Dann war ich dafür bereit den Text so laut - und wahrscheinlich so falsch - wie nur möglich mitzuschmettern.

Begeistert wippte ich mit meinen Füßen im Takt der Musik und sprang kurzerhand von unserem blauen Sofa auf, um mitzutanzen. Zwar war ich mir nicht sicher, was mich an dieser Stelle so beflügelte, aber trotzdem war es einfach ein unglaubliches Gefühl.

Es war, als würde nur dieser Augenblick existieren, ganz im Einklang mit der Musik, und dazwischen diese winzige Pause, gerade lange genug, um Atem zu holen. Währenddessen versuchte ich auch noch meinen aufkeimenden Lachanfall im Keim zu ersticken. Ich fühlte diesen Vibe eindeutig zu sehr.

Als es schließlich zum dramatischen Part kam, senkte ich meine Stimme und versuchte sie an die anderen anzupassen, indem ich mich bemühte sie tiefer klingen zu lassen. Leider musste ich feststellen, dass ich daran kläglich scheiterte.

Die ganze Situation brachte mich so unheimlich aus dem Gleichgewicht, dass ich anfing einen Lachkrampf zu bekommen, obwohl das nicht einmal zur Stimmung des Films passte.

In dem letzten Versuch die Sache dramatischer zu gestalten, ließ ich mich in Zeitlupe zu Boden sinken und widmete mich dann meinem dringenden Bedürfnis zu lachen. Und das, obwohl ich nicht wusste, was genau ich daran so komisch fand.

Nachdem ich mich für einige Minuten auf dem Boden herumgerollt hatte und mich prächtig amüsiert hatte, kam ich mir langsam ziemlich dumm vor.

Mein Lachen flaute langsam wieder ab und mein Atem wurde regelmäßiger.

Um zumindest den Film nicht zu verpassen, rollte ich mich auf den Bauch und blinzelte zum Fernseher empor. Von hier unten war die Bildqualität wirklich der reinste Wahnsinn. Im negativen Sinne.

Plötzlich schien der Fernseher einen Doppelhall zu bekommen, als von irgendwo eine Stimme ins Lied miteinfiel, die ich vorher noch nie gehört hatte.

Irritiert und mit gerunzelter Stirn bedachte ich die Schauspieler und fragte mich, wie ich das vorher nie bemerkt haben konnte. Denn die neue Stimme sang zwar synchron mit den anderen, aber sie passte sich von der Lautstärke nicht an die anderen an. Hatte meine Ausgabe dieses Films vielleicht irgendwie einen Fehler? Womöglich war sie deswegen so billig gewesen. Und ich hatte mich schon gewundert, wieso sie so ein Schnäppchen gewesen war.

Ich rappelte mich vom Boden auf und begutachtete den Fernseher aus einer stehenden Position. In mir machte sich die leise Angst breit, dass der Fernseher kaputt sein könnte und gleich explodieren würde. Manchmal waren meine Gedanken schon ziemlich surreal. Wahrscheinlich lag das daran, dass ich wieder einmal zu viel Fernsehen konsumiert hatte.

Trotzdem kam es mir immer noch nicht vor, als würde die neue Stimme aus dieser Schrottkiste vor mir kommen. Dafür war sie viel zu klar und rauschte nicht. Sie klang so anders...

Natürlich, schoss es mir durch den Kopf. Die Stimme kam von draußen.

Fast wie automatisch schoss mein Blick zu dem Fenster, dass sich neben dem Sofa befand. Es stand offen. Dumpf erinnerte ich mich daran, dass ich es vorhin geöffnet hatte, um durchzulüften und es offensichtlich danach vergessen hatte.

Ich hatte schon fast zu lange gebraucht, um die Lösung des Rätsels herauszufinden. Dabei war es doch so einfach. Wo war ich nur ständig mit meinen Gedanken? Wenn ich Pech hatte, dann hatte mich wer auch immer singen gehört. Ganz schlecht. Sehr kritisch.

Für einen Augenblick überlegte ich, ob ich die Stimme nicht einfach ignorieren und darauf hoffen sollte, dass sie einfach vergessen würde, was sie soeben gehört hatte. Allerdings funkte mir meine Neugier dazwischen und hielt mich davon ab. Ich wollte wissen, welche Art von Mensch das war, die zufällige Filmmusik mitsingen würde.


[650 Wörter]

Why not...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt