22| erdbeerrot

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Genovefa

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Genovefa

„Und du bist dir sicher, dass ich das hinbekomme?", fragte mich Elias unsicher, während er weiterhin auf und ab tigerte. Die Zweifel die ihm ins Gesicht geschrieben standen waren eindeutig echt. Und sinnlos.

Ich ließ mich auf unser Sofa sinken und warf meinem Handy einen schlecht gelaunten Blick zu. Wenn mich Seraphin nicht angerufen hätte, dann hätte ich es jetzt nicht mit einem verzweifelten Elias zu tun. Wieder einmal seine Schuld. Wobei nein, das war wohl eher die Schuld meines idiotischen Zwillingsbruders. Und das alles nur, weil er sich einbildete, dass zwischen mir und Seraphin irgendwann was laufen könnte. Zumindest hatte er das gestern leicht angedeutet. Und wenn ich ehrlich war, dann hätte ich da nicht einmal irgendein Gegenargument parat.

„Natürlich bekommst du das hin", sprach ich Elias gut zu und meinte es auch so. „Es gibt doch schließlich auch einen Grund dafür, weshalb du dich dazu entschlossen hast Friseurlehrling zu werden. Abgesehen davon, deine Haare hast du auch schon vorher hinbekommen." Das war nicht einmal gelogen.

Elias sah mich zweifelnd an und hielt mitten in der Bewegung inne. Vielleicht glaubte er mir endlich. Als er sich dann aber neben mich auf das Sofa schmiss und die Augen schloss, wusste ich, dass er immer noch Bedenken hatte. „Was ist, wenn ich irgendetwas verhaue? Bei mir selbst ist es mir ja ziemlich egal, aber ich will nicht das Leben von anderen ruinieren."

Vorsichtig berührte ich ihn an der Schulter und stupste ihn an. Elias schlug augenblicklich wieder die Augen auf. „Hör mal, ich verstehe dich", versuchte ich es erneut, „aber es wird nichts Schlimmes passieren." Er biss sich auf die Unterlippe. „Du bekommst das schon hin. Außerdem weiß Seraphin, auf was er sich da einlässt. Auch wenn ich Wetten generell ziemlich bescheuert finde."

Elias schmunzelte. „Kann ich nachvollziehen, aber so wie sich das angehört hat, trägt diese Wette garantiert die Handschrift deines Bruders. Klingt für mich zumindest ziemlich nach Valentin."

Ich verdrehte die Augen. Wenn sogar Elias auf meinen Zwillingsbruder tippte, dann hatte ich wohl recht gehabt. „Der macht mich in letzter Zeit sowieso fertig", beschwerte ich mich und streckte mich auf dem Sofa aus. „Ihm sind wohl ein paar Sicherungen durchgebrannt, weil er ernsthaft denkt, dass zwischen mir und Seraphin irgendwas läuft."

Erst viel zu spät fiel mir ein, mit wem ich da überhaupt redete. Natürlich würde Elias diese Äußerung meinerseits auch nicht einfach so im Raum stehen lassen.

„Und läuft da was?" Irgendwie hoffte ich, dass ihm sein Grinsen aus seinem Gesicht fallen würde. Wahnsinnig interessant wie schnell er seine Selbstzweifel vergessen hatte.

Sicherheitshalber zuckte ich mit den Schultern. Da konnte ich nicht wirklich etwas falsch machen. „Keine Ahnung. Anfangs dachte ich noch, dass er genauso schlimm wie Paul wäre, weil er ein Künstler ist und so, aber... Eigentlich ist er gar nicht so übel."

Für einen Moment kam es mir wieder vor, als würde ich seine Wärme spüren, als er mich umarmt hatte. Schnell schüttelte ich das Gefühl wieder ab.

„Ich schätze mal, dass ich dir keine Beziehungstipps geben sollte", meinte Elias, nach einem Augenblick des Schweigens. Seine Stimme klang ungewohnt ernst. „Aber lass dir nicht immer von deinem Zwillingsbruder hineinpfuschen. Du weißt selber, was das beste ist."

Nach kurzem Zögern nickte ich. Natürlich wusste ich das. Hoffentlich. Irgendwie.

„Und jetzt hören wir auf herumzuphilosophieren und machen uns an die Arbeit. Ich muss noch eine Farbe finden, die am ähnlichsten zu seinem Wunsch ist", führte uns Elias wieder zurück zu unserem eigentlichen Gesprächsthema und zwinkerte mir zu. „Schließlich will ich seine Frisur nicht unbedingt ruinieren."

„Irgendwo wird sie garantiert sein. Du hast Unmengen von Farben", warf ich ein.

Er zuckte mit den Schultern. „Aber um genau die perfekte Farbe zu finden, muss ich sie auch suchen."

Ich musste lächeln. Was schnelle Themenwechsel anging, die beherrschte er perfekt. „Na, dann lass uns loslegen", beschloss ich und sprang vom Sofa auf.

Es würde noch genug Zeit bleiben, um über meine Gefühle nachzudenken.


[640 Wörter]

Why not...Where stories live. Discover now