20| blizzardblau

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Seraphin

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Seraphin

Für einen kurzen Moment zögerte ich und mein Finger schwebte knapp über ihrer Telefonnummer. Schließlich entschied ich mich dafür sich wirklich anzurufen.

Wenn ich das nicht mal bereuen würde.

Nervös klemmte ich mir das Handy zwischen Schulter und Ohr und öffnete währenddessen das Fenster im Gang. Frische Luft hatte ich jetzt dringend nötig. Irgendwie hoffte ich, dass sie nicht abheben würde. Denn eigentlich wollte ich das alles nicht. Nicht wirklich. Aber ich hatte meine Abmachung mit Valentin besiegelt und mein Wort würde ich halten. Außerdem würde ich davon schon noch profitieren, denn so musste ich ihm ein ganzes Monat nicht in Englisch helfen. Was eine echte Erleichterung war.

Meine Finger zitterten, als ich mein Handy wieder in die Hand nahm. Die kalte Luft von draußen brannte fast schon in meiner Lunge. Okay, da hatte ich wohl etwas zu sehr übertrieben. So kalt war es dann auch wieder nicht. Es war eher eine beruhigende Kälte, die mich davon abhielt, sofort durchzudrehen. Womöglich war das eines dieser Dinge, die ich nicht so genau überdacht hatte. Aber gut, hatte ich jemals etwas genau überdacht? Wohl eher nicht.

Das Tuten in der Leitung beunruhigte mich. Vielleicht wäre es doch eine bessere Idee aufzulegen.

Kurz bevor ich schon aufgeben wollte, ertönte ein leises Knacken in der Leitung und ich wusste, dass ich mit ihr verbunden war. Fuck. Hätte sie nicht noch einen Augenblick länger warten können, bevor sie abhob?

„Was gibt es?" Ihre Stimme klang leicht genervt und ein schepperndes Geräusch ertönte im Hintergrund. Vielleicht hatte sie keine Zeit. Hoffentlich. Es klang, als wäre sie ziemlich beschäftigt. „Seraphin, ich bin nicht bescheuert", beschwerte sie sich, als ich immer noch nichts gesagt hatte, „ich weiß, dass du noch dran bist."

Ich atmete noch einmal tief aus und ein, bevor ich überhaupt irgendetwas sagte. „Wenn du im Moment keine Zeit hast, kann ich auch später anrufen." Was dann hoffentlich niemals ist. Einfach nur eine leere Ausrede, weil ich es mir doch anders überlegt hatte. Valentin würde ich das noch irgendwie schonend beibringen.

Sie schnaubte. „Glaubst du das kaufe ich dir einfach so ab?" Um das laute Krachen im Hintergrund zu übertönen, musste sie schon fast schreien. Hartnäckig war sie, das musste man ihr lassen.

„Eigentlich nicht, aber ich hatte irgendwie gehofft, dass ich eine Ausrede bekommen könnte, damit ich wieder auflegen kann." Ich wusste nicht einmal genau, weshalb ich ihr die Wahrheit gesagt hatte. Vielleicht einfach aus der Hoffnung heraus, dass sie von mir so genervt sein würde, dass sie auflegen würde.

Für einen Moment herrschte Stille, auch bei ihr im Hintergrund. „Ist...ist es wirklich so schlimm mit mir zu reden?" Ihre Stimme war leise und sie klang sanfter als sonst. Bis jetzt waren mir ihre Worte immer scharfkantig vorgekommen.

Zuerst schüttelte ich meinen Kopf, bis ich bemerkte, dass sie das höchstwahrscheinlich nicht mitbekommen würde. Daher verneinte ich nur. Sie zu beleidigen war so ziemlich das letzte, das ich tun wollte. Und es stimmte sowieso nicht. Es war nicht schlimm sich mit ihr zu unterhalten, ganz im Gegenteil, es war erfrischend.

Erneutes Scheppern im Hintergrund erklang, gefolgt von ihrer genervten Stimme: „Elias, kannst du das nicht in deinem Zimmer erledigen?" Es kam mir ganz so vor, als würde sie mit einem jüngeren Geschwisterteil reden. Hatte sie so etwas überhaupt? Besonders viel wusste ich nicht über ihre Familie. Außer, dass Valentin ihr Zwillingsbruder war. Und selbst das hatte ich erst vor Kurzem geschnallt. Aber gut, vor nicht allzu langer Zeit hatte ich sie auch noch nicht so gut gekannt.

„Dein Bruder?", fragte ich also interessiert und hoffte, dass ich sie womöglich in eine längeres Gespräch verwickeln konnte. Wenn ich Glück hatte, würde sie mich gar nicht mehr fragen, weshalb ich sie denn eigentlich angerufen hatte.

Das belustigte Lachen, dass ich von ihr hörte, hätte ich allerdings nicht erwartet. „Wo denkst du nur hin?", meinte sie prustend, als sie sich wieder halbwegs beruhigt hatte. „Nein, Elias ist mein Mitbewohner. Zumindest einer von diesen drei liebenswerten Trotteln. Falls ich dir einen Tipp geben darf, such dir niemals einen Friseurlehrling als Mitbewohner. Es ist schrecklich."

Ich ließ mich gegen die Wand neben den Fenstern sinken. Sie hatte ohne, dass sie gewusst hatte, weshalb ich angerufen hatte, auf mein eigentliches Gesprächsthema gewechselt. Was wollt das Schicksal nur von mir? Aber gut, jetzt musste ich es auch durchziehen.

„Hey, sie meint das gar nicht so." Die eindeutig männliche Stimme, die auf einmal aus meinem Handy ertönte, ließ mich zurückschrecken, wobei ich mir meinen Kopf schmerzhaft an der weißgestrichenen Wand hinter mir anschlug. Verdammtes Schicksal. „Ich bin von denen allen noch der bessere Mitbewohner."

„Ich unterhalte mich gerade", meldete sich Genovefas Stimme wieder zu Wort. Unverständliche Worte, die mich nicht mehr wirklich erreichten folgten darauf. Dann herrschte wieder für einen Moment Stille, bevor sie wieder anfing zu reden. „Weshalb hast du eigentlich angerufen?" Die Neugier, die in ihrer Stimme mitschwang, ließ mich annehmen, dass ich wahrscheinlich nicht noch einmal das Thema wechseln konnte.

Ich schluckte schwer und entschied mich letztendlich doch dafür ihr meinen wahren Grund zu nennen. Ansonsten hatte sich das Schicksal nur wieder unnötig bemüht mich in diese Situation zu bringen.

„Es geht um eine Wette", gestand ich ihr schließlich und schloss die Augen.

Nun war ich eindeutig geliefert.

Aber so was von.


[855 Wörter]

Why not...Where stories live. Discover now