25| rubinrot

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Seraphin

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Seraphin

„Also", meinte sie gedehnt und grinste, „wohin gehen wir überhaupt?"

Ich zuckte mit den Schultern. Wenn ich ehrlich war, hatte ich absolut keine Ahnung. Schließlich war das alles nur irgendein Vorwand, damit ich mit ihr reden konnte. Nachdem mir Valentin wieder einmal klargemacht hatte, dass sie sich normalerweise nicht so verhielt, hatte ich es nicht mehr ausgehalten. Auch wenn ich wusste, dass er höchstwahrscheinlich nicht recht damit hatte und mich nur wieder einmal blamieren wollte. Andererseits musste ich es einfach wissen.

„Irgendwohin", gab ich zurück und schenkte ihr ein Lächeln. „Am besten ohne, dass es anfängt zu regnen." Besorgt blickte ich an den dunkelblauen Himmel, der sich alleine in den letzten Minuten ziemlich verdunkelt hatte.

Genovefa schüttelte amüsiert ihren Kopf. „Bist du aus Zucker, oder was? Ein bisschen Regen hat noch keinem geschadet." Sie sah absolut überzeugt von ihren Worten aus.

„Das schon, aber ich habe keine Lust mich zu erkälten", erwiderte ich unbeeindruckt von ihren Argumenten, wenn man diese so nennen konnte.

Sie zog ihre Augenbrauen hoch und starrte mich von der Seite her herausfordernd an. „Und wenn schon, das geht auch weg." Dann blieb sie abrupt mitten auf der hölzernen Brücke stehen, die sich über den schmalen Flusslauf spannte. Ohne mich weiterhin zu beachten, trat sie näher an das kunstvoll verschlungene Metallgeländer heran und blickte hinab auf das rauschende Wasser.

„Unglaublich schön, oder?" Genovefa klang ehrlich beeindruckt. Ich gesellte mich zu ihr, um ebenfalls diesen Ausblick zu betrachten. Es war faszinierend wie das Wasser sich kräuselte, Wellen schlug und sich seinen eigenen Weg bahnte. „Definitiv."

Fast als hätte sie nur auf meine Antwort gewartet, drehte sie sich zu mir und ihre graugrünen Augen schienen mir regelrecht in meine Seele zu blicken.

„Also", sagte sie gedehnt, „weshalb sind wir hier? Wegen Valentin?" Als sie meinen überrumpelten Gesichtsausdruck registrierte, musste sie schmunzeln. „Was denn? Hast du ernsthaft gedacht, dass ich nicht mitbekommen würde, dass die Wette von Valentin eingefädelt worden war?"

Ich suchte nach einer passenden Antwort, aber ich fand nichts. „Nicht wirklich, schließlich habe ich selbst immer noch nicht verstanden, was er damit eigentlich bezwecken wollte."

Sie lehnte sich gegen das Geländer und ein amüsiertes Funkeln lag in ihren Augen. „Das verwundert mich, immerhin ist es Valentin. Was er vorhat, liegt meistens direkt auf der Hand...für mich zumindest."

„Schon klar", meinte ich, „muss wohl so ein Zwillingsding sein." Ich kam mir ein bisschen ausgeschlossen vor, weil ich es selber nicht bemerkt hatte.

„Ist ja nicht schlimm", erwiderte Genovefa nach eine Weile. „Ich kenne ihn halt länger. Aber es ist ganz einfach, er wollte meine Reaktionen darauf beobachten. In dieser Hinsicht ist er schon ziemlich gerissen."

Sie ergriff meine Hand und zog mich vom Geländer weg, sodass wir unseren Weg über die Brücke fortsetzen konnten. Ihre Finger fühlten sich angenehm kühl auf meiner Haut an und mir wurde wieder bewusst, dass ich es ihr trotzdem sagen musste. Am besten so schnell wie möglich, bevor ich noch einen Rückzieher machen wollte.

Tief durchatmen, du bekommst das schon irgendwie hin.

„Gen, uhm...wo wir das Thema schon einmal angesprochen haben", begann ich vorsichtig und suchte nach den richtigen Worten. Dummerweise kam mir mein Kopf dabei wie leergefegt vor. Zu allem Überfluss spürte ich, dass es anfing zu regnen. „Ich..." In diesem Moment wusste ich, dass ich eindeutig keine Ahnung hatte, was ich sagen sollte. Vielleicht wäre es am besten, wenn ich einfach den Mund halten würde.

„Ich finde dich nicht mal so übel", beendete sie meinen Satz energisch und grinste. „Am Anfang hatte ich mir zwar gedacht, dass mir das gerade noch gefehlt hat, aber so ist es nicht. Du bist unglaublich."

Für einen kurzen Moment wagte ich es nicht ihr in die Augen zu sehen, weil ich schon befürchtete, dass ich rot geworden war. Etwas, das mir normalerweise eher selten passierte. Mein Herz schlug schneller und es begann stärker zu regnen.

Ich machte mir Sorgen, dass sie irgendetwas dagegen haben würde, aber sie schien nur noch mehr zu strahlen, als sie erkannte, dass es richtig zu regnen begann.

Genovefa verstärkte ihren Griff um mein Handgelenk und zog mich das letzte Stück der Brücke mit sich, bis wir wieder auf normalem Boden standen. Dann ließ sie mich los, nur damit sie sich aufgeregt im Kreis drehen konnte. Die Regentropfen funkelten in ihren Haaren und sie sah absolut begeistert aus. Als ich sie lächeln sah, erinnerte ich mich wieder daran, was ich eigentlich tun wollte.

Ich hielt ihr meine Hand entgegen und sie ergriff sie, wobei sie stehen blieb. „Vielleicht ist es ein bisschen verrückt", fing ich vorsichtig an, „aber ich mag dich. Wirklich sehr."

Genovefa verdrehte amüsiert ihre Augen. „War das so schwierig?", fragte sie mich und zog mich mit sich, bis wir uns gemeinsam ausgelassen im Kreis drehten. „Auch wenn du einfach hättest sagen können, dass du dich wahrscheinlich in mich verliebt hast. Hätte die Sache einfacher und schneller gemacht, nicht?"

„Hey, nur nicht frech werden", entgegnete ich, obwohl ich es kaum fassen konnte. Irritiert war ich zwar schon, dass sie es gewusst hatte, bevor ich es überhaupt gewusst hatte, allerdings war ich in Anbetracht meiner Gefühle wohl ziemlich blind. Aber es war nicht wichtig. Wichtig waren nur wir, zumindest in diesem Moment. Mitten im Regen, der mich langsam, aber sicher durchnässte. Aber es fühlte sich gut an.

Dass sie irgendwann ausrutschen würde und mich mit sich reißen würde, damit hatte ich nicht gerechnet. Wie ein verwirrtes Knäuel aus Armen und Beinen landeten wir hart auf dem Straßenboden. Ich halb auf ihr.

Anstatt irgendwie sauer zu sein, begann sie herzhaft zu lachen und ich fiel mit ein. Die Zeit schien stehen zu bleiben. Nur wir beide, mitten im Regen.

Ihre Augen schienen in meinen zu versinken, als mein Blick langsam zu ihren Lippen glitt.

„Darf ich?", wisperte ich leise und sie grinste als Antwort. „Natürlich, Idiot."

Ich beugte mich etwas näher zu ihr nach unten. Dann küsste ich sie. Sanft.

Und ich wusste genau, dass sie alles war, was ich jemals gesucht hatte.

Auch wenn das die alleinige Schuld von How far I'll go war. Ohne dieses Lied, wären wir wohl niemals ins Gespräch gekommen.


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Why not...Where stories live. Discover now