11| pfirsichcreme

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Seraphin

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Seraphin

„Ich kenne eure Tante Ludmilla nicht einmal", versuchte ich mich halbherzig herauszureden. Zwar war dienstags immer mein kurzer Tag, und ich hatte auch nicht wirklich was geplant, dennoch beschlich mich das leichte Gefühl, dass ich das wahrscheinlich bereuen würde.

Valentin zuckte mit den Schultern und sah mich flehend an. „Glaubst du ich kenne sie wirklich gut? Ich habe sie schon seit mindestens fünf Jahren nicht mehr gesehen." Anscheinend hatte ihm das Klima im Badezimmer nicht so gut bekommen, denn er drängte sich an seiner Schwester vorbei zum Türrahmen und flüchtete dann vom Vorraum aus zum Tisch.

Genovefa schickte ihm einen scharfen Blick hinterher und begab sich dann ebenfalls aus dem Badezimmer. Ich hingegen konnte es immer noch nicht fassen, dass sie Zwillinge waren. Allerdings sollte ich mich momentan wohl eher nicht von dieser Tatsache ablenken lassen.

Da ich auch nicht der Einzige sein wollte, der noch im Vorraum herumstand, schlenderte ich zu meinem Sessel, den ich in Beschlag nahm, bevor es jemand anderes tun konnte. Valentin hatte es sich wieder einmal auf dem Tisch gemütlich gemacht und sie stand neben dem Mistkübel, der sich schon fast wieder im Vorraum befand und beäugte unser Zimmer misstrauisch.

„Und wieso müsst ihr dann auf ihre Geburtstagsfeier?", bohrte ich nach, während ich mich möglichst unauffällig nach einem Fluchtweg umsah. Vielleicht konnte ich mich ja doch noch davor drücken.

„Weil sie ihren achtzigsten Geburtstag im kleinen Kreis feiert und Mutter beschlossen hat, dass sie uns zwingen kann dorthin zu gehen. Damit zumindest irgendjemand dort ist." Valentins Antwort war schneller gekommen, als ich gedacht hätte. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen war er allerdings nicht besonders zufrieden über diese Entwicklung. Aber gut, ich wäre wahrscheinlich auch nicht zufrieden, wenn ich auf eine Geburtstagsfeier mitgeschleppt werden würde. „Es wäre halt gut für uns, wenn du auch mitkommen würdest, denn vielleicht sorgt das irgendwie dafür, dass wir alle vom Familiendrama verschont werden", fügte Genovefa hilfsbereit hinzu.

Skeptisch sah ich die beiden an, die während unseres Gesprächs immer wieder kurze Blicke austauschten. Was sie da so erzählten klang jetzt nicht wirklich verlockend. „Ähm, ich glaube da passe ich doch lieber." Mir würde schon noch irgendetwas einfallen, was ich tun konnte. Und mit Sicherheit war alles besser als diese Geburtstagsparty. „Außerdem...Familiendrama klingt nicht wirklich einladend."

Valentin warf Genovefa einen entnervten Blick zu und sah mich dann wieder bittend an. „Es ist garantiert einladender, wenn jemand da ist, den sie nicht kennen", warf er ein und hob flehend die Arme. „Bitte. Du kannst dir auch wünschen, was du willst."

Ich schnaubte belustigt. „Das hast du mir in der ersten auch versprochen, als ich für dich die Zigaretten von irgendeinem Dealer abholen sollte. Und eingehalten hast du das auch nie."

Er machte ein zerknirschtes Gesicht und sah schnell zu Genovefa, die nun nähergekommen war und sich direkt vor ihm aufbaute. Fast schon ein lustiger Anblick, da er sie überragte, was nur dem Tisch zu verdanken war, aber trotzdem extrem eingeschüchtert aussah.

„So ist das also", zischte sie. „Mein feiner Bruder besorgt sich Zigaretten."

„Das...so war es nicht", schob er schnell hinterher und fuchtelte nervös mit den Armen herum. „Das war nur'n Kumpel und es waren auch nicht meine Zigaretten...also irgendwie schon, aber eigentlich nicht. Und ich vertrage sie nicht einmal." Er klang immer gehetzter, während er nach den richtigen Worten suchte. „Du kannst mir gar nichts beweisen", entschied er schließlich beleidigt und stand auf, damit er sie noch mehr überragen konnte als ohnehin schon. Leicht beleidigt stemmte er seine Hände in die Hüfte. „In diesem Zimmer gibt es nur einen aktiven Raucher, und das bin nicht ich", pfefferte er noch hinterher.

Dadurch sah sie allerdings nicht im Mindesten besänftigt aus. „Ach ja? Dir ist klar, dass das die ganze Sache nicht besser macht, oder?"

Wahrscheinlich wäre das so ziemlich der passendste Moment für mich gewesen, um mich still und heimlich zu verkrümeln. Allerdings wurde es doch gerade richtig spannend und das wollte ich mir nicht entgehen lassen.

„Wieso nicht?" Valentin klang so gereizt wie ich ihn selten erlebt hatte. Dafür, dass sie Geschwister waren, schafften sie es ja meisterlich sich zur Weißglut zu bringen.

Genovefa verdrehte genervt die Augen. „Jungs", seufzte sie und schloss die Augen, als müsste sie sich erst wieder sammeln. Eigentlich hatte ich erwartet, dass sie sich noch weiterhin streiten würden, doch als sie die Augen wieder öffnete, blickte sie mich an.

„Wir ignorieren diesen Idioten jetzt einfach", meinte sie; „und wenden uns wieder der eigentlichen Thematik zu."

Verdammt.

Es wirkte fast, wie wenn sie mit einem magischen Zauberwort oder dergleichen den Streit unterbrochen hatte, denn Valentin legte nur einen gekränkten Gesichtsausdruck auf und ließ sich dann wieder auf den Tisch zurücksinken.

„Bitte komm mit", bat er mich und seine Stimme klang immer noch etwas säuerlich. Thematiken konnte er wohl gut wechseln, aber Emotionen anscheinend nicht. „Es wird auch nicht schlimm werden oder so. Du tust mir damit lediglich einen Gefallen, den ich dir gerne zurückgeben kann." Mit einem kurzen Blick auf seine Schwester fügte er noch hinzu: „Solange es natürlich nichts Illegales ist, versteht sich."

„Für was hältst du mich?", fragte ich leicht beleidigt. Das ging eindeutig zu weit.

„Gut, ich komme mit. Aber nur unter einer Bedingung: Nächsten Monat gibt es keine einzige illegale Aktion in diesem Zimmer. Wie du das Ethan und Simon verklickerst soll mir gleich sein."

Unter Genovefas strengem Blick nickte Valentin ergeben. „Von mir aus."


[876 Wörter]

Why not...Where stories live. Discover now