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Seraphin

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Seraphin

„Sieht so aus, als würde meine Schwester langsam anfangen Künstler zu mögen", stellte Valentin fest und lehnte sich gegen die Fensterscheibe. Wenn ich ihn nicht kennen würde, hätte ich wahrscheinlich Angst, dass er aus dem Fenster fallen würde. Irgendwann zumindest. Allerdings kannte ich ihn schon zu lange, um mich groß darüber zu sorgen. Er war verrückt, aber er kam klar. Kalkuliertes Risiko würde man es wahrscheinlich nennen.

„Ich würde es so nicht nennen", gab ich zurück. „Nur weil wir uns in letzter Zeit öfter begegnet sind, muss das noch lange nicht heißen, dass sie mich leiden kann."

Valentin sah mich mit gerunzelter Stirn an, fast als würde er versuchen festzustellen, ob ich das ernst meinte. Langsam begann ich mich zu fragen, wie wir überhaupt auf dieses Gespräch gekommen waren. Vermutlich war das einer der Nachteile, wenn weder Ethan noch Simon im Zimmer waren.

„Aber du kannst sie gut leiden?", fragte er interessiert wie jemand, der auf seine Beute lauerte.

Ich drehte mich mitsamt dem knarrenden Holzsessel um, damit ich nicht immer den Kopf verrenken musste. „Wieso fragst du?" Es war auf jeden Fall sicherer, wenn ich auf der Hut war. Dafür, dass er mir die meiste Zeit ziemlich verrückt vorkam, hatte er doch ein erstaunliches Talent für Fangfragen.

Valentin zuckte mit den Schultern, aber sein Grinsen verriet alles. „Was für ein Bruder wäre ich, wenn ich nicht versuchen würde potenzielle Verehrer auszufragen?"

Zu meinem Leidwesen brauchte ich fast schon zu lange, um seine Worte zu realisieren. Mein überraschter Gesichtsausdruck musste ihn wohl amüsiert haben, denn sein Grinsen wurde noch eine Spur breiter.

„Meinst du das ernst?", fragte ich entgeistert.

Er nickte nur. „Natürlich. Ich meine immer alles ernst was ich sage. Auch wenn das meistens ziemlicher Unsinn ist."

„Ist mir auch überhaupt noch nie aufgefallen", erwiderte ich sarkastisch. „Manchmal fragt man sich wirklich, ob du dein Hirn zum Denken benutzt, oder ob du damit schlichtweg nur irre Gedanken produzierst."

Als er geschmeidig vom Fensterbrett herunterglitt, sah er nicht im Mindesten beleidigt aus. Aber das hatte ich auch nicht erwartet. Es war schließlich immer noch Valentin.

„Wenn wir ehrlich sind, dann benutze ich mein Gehirn dafür mich dummzustellen", verriet er mir mit Flüsterstimme. „Das erleichtert mir das Leben enorm. Abgesehen davon ist es immer sehr amüsant, wenn sich Leute darüber lustig machen."

Valentin schlenderte um die beiden Tische herum, die zu einem großen gruppiert worden waren und ließ sich dann mir gegenüber auf seinen Sessel plumpsen.

„Aber ich habe das Gespräch eigentlich nicht begonnen, damit wir über den Unsinn reden, den ich mir ausdenke", fuhr er gedehnt fort, „denn eigentlich wollte ich mit dir über meine Schwester reden."

Why not...Where stories live. Discover now