...leben wollen

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20. 11.1006

Ich bin geladen, ich hasse sie! Ich hasse sie alle, diese Muggel! Sie sind Schuld an Rics unnötigem Tod! Sie haben ihn dort hinein getrieben! Sie waren es, die ihm alles genommen haben! Ich habe sie umgebracht. Alle. Ich konnte nicht anders, ich habe einfach nur noch Schwarz gesehen. Sie sind an meinem Elend Schuld, und an dem so vieler Anderer, und warum? Weil sie goldgeil und machtgeil sind! Selbst die Kinder! Vergiftet vom Hass und den Vorurteilen der Eltern!

Vor drei Tagen habe ich Hogwarts ein für alle Mal verlassen, ich gehöre hier nicht mehr hin, ich bin ein Mörder und ich kann es noch nicht mal bereuen, ich habe ohnehin keine Kinder mehr unterrichtet und mein Labor ist zu den meisten Teilen schon in meinem Manor gewesen. Es war keine große Arbeit, dann noch die letzten Sachen zu holen.

Ich habe es keinem der Anderen erklärt, aber ich glaube, sie haben schon lange damit gerechnet, dass ich gehen werde. Und auch, wenn sie etwas Anderes behauptet haben, ich denke, sie sind auch erleichtert, dass ich nicht mehr hier bin. Ich bin wohl nur noch eine Belastung gewesen, in letzter Zeit, mit meinen Wutausbrüchen und dann wieder den Depressionen. Ich habe meine Basiliskin zurückgelassen mit dem Befehl, die Kammer unter allen Umständen zu verteidigen, zusammen mit dem Grundstück, solang es hier Zauberer gibt, als eine Art Abschiedsgeschenk an die Schule.

Vor drei Monaten hatte er dann endlich mit Hilfe eines Zauber und der Bücher seiner Eltern das Wappen im Schwert identifizieren können, anschließend habe ich es unter einem der Steinen in der großen Halle vergraben. Ric hätte es sicher so gewollt. So, wie er diese Schule geliebt hat.

Ich habe Erstaunliches über Ric erfahren, Dinge, die er mir nie erzählt hat, weil er sie verdrängt hat und nicht mehr daran denken wollte. Sein Vater war ein Muggel, seine Mutter Zauberin, sie haben geheiratet, waren auch ganz glücklich und Lord und Lady in einem rohstoffreichen Gebiet, sie waren reich und die Bevölkerung mochte sie, da alles gut ging.

Aber natürlich hatten sie Neider, die es nicht geschafft haben, ihr Leben in den Griff zu bekommen, sie haben Rics Eltern überfallen, sie und seine Geschwister getötet, sie hätten auch ihn getötet, hätte er sich nicht raus teleportiert. Und dann haben sie auch sein Land in den Ruin getrieben. Er hieß mal Jasper von Hohenstein und hat auf dem Kontinent gelebt. Irgendwo.

Jetzt lebt da niemand mehr. Ich habe gewütet und Reue kenne ich nicht mehr. Ich wollte nur Rache.

Denn diese Leute sind schuld, dass Ric seinen Lebenswillen verloren hat, nicht für lang, aber lang genug, um seine Magie davon zu überzeugen, einen Prozess einzuleiten, der ihn umbringen würde. Das ist der Grund für seine Krankheit gewesen. Sein Wunsch, tot zu sein, weil seine Familie es auch war. Und über zwanzig Jahre später, als er leben wollte, hat dieser unselige Wunsch ihn eingeholt.

Wegen dieser falschen, ekligen, widerlichen Muggel!

Ich vermisse ihn, ich vermisse ihn so sehr, jeden Tag mehr. Ich will zu ihm, doch ich weiß, vermutlich kann ich das nicht mehr. Ich habe gemordet und bereue es nicht. Manchmal gerate ich in einen Zustand blinder Wut, den ich nicht mehr kontrollieren kann, dann werfe ich blindlings mit Dingen um mich.

Aber ich werde mein Versprechen einhalten. Und dann werde ich versuchen, wieder zu Ric zu gelangen.

„Guten Morgen", lächelte Tom, als er beobachtete, wie Harrys Augen sich langsam öffneten. Er liebte dieses Schauspiel einfach, wenn dessen Stirn sich etwas runzelte und er im Bett herumtastete, dann die Lider zu flattern begannen.

Harry lächelte, als er wach wurde, küsste den Älteren. „Morgen", gab er nur zurück und kuschelte sich noch mal zurecht. Er war wach, er würde auch sicher nicht noch mal schlafen, doch er genoss es, an den Älteren gekuschelt zu liegen, wohl wissend, dass sie gleich aufstehen mussten.

Durch die ZeitenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt