Angriff in der Winkelgasse

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Och neeee! Langsam war es wirklich nicht mehr lustig, stellte Harry entnervt fest. Wie verkommen konnte so ein kleiner Fischspieß denn bitte gewesen sein? Ihm war schon wieder elend und wieder gleich nach dem Aufstehen! Hastig rannte er ins Bad und hängte seinen Kopf über das Klo, heilfroh, dass Tom schon vor einer halben Stunde ins Ministerium gerufen war, da es schon wieder einen Muggel in einem magischen Ort gegeben hatte, bewaffnet bis an die Zähne und der Mann hatte zwei Frauen, drei Männer und ein Kind erschossen.

Als Harry das erfahren hatte, war ihm erst so richtig elend geworden. Bis dahin hatte er das Gefühl gehabt, seinen Magen kontrollieren zu können. Von der Vorstellung war er schnell erlöst worden. Pustekuchen! Von wegen! Nach dem Bild, das er gesehen hatte, war ihm richtig elend geworden. Also hatte er sich hierher zurückgezogen.

Harry fühlte sich auch so schrecklich, weil er einen Verdacht hatte, warum auf einmal immer wieder gewalttätige Muggel an ungesicherten magischen Orten auftauchten und die führten zu extremen Selbstvorwürfen. Wieder mal wünschte er sich weit, weit weg. Vielleicht hätte er doch mit Tom fahren sollen, irgendwo hin ins Ausland, weit weg von hier, wo mal wieder alles in die Brüche zu gehen schien, andererseits, jetzt war es wohl wichtiger als je zuvor, dass Tom hier war, um die Suchen zu koordinieren und herauszufinden, wer zur allgemeinen Hexenjagd gerufen hatte, denn etwas Anderes schien es nicht wirklich zu sein. Mit anderen Methoden, als im Mittelalter, aber doch eindeutig zu erkennen. Allein dieser Gedanke brachte ihn erneut zum Würgen, doch es kam Nichts mehr hoch, wie auch? Sein Magen musste ja irgendwann mal leer sein!

Als der Brechreiz endlich aufhörte, lehnte er sich im Bad an die Wand, seine Stirn gegen die kühlen Kacheln gedrückt. Es dauerte, eine ganze Weile sogar, bis er sich sicher genug fühlte, um aufzustehen. Den Blick in den Spiegel meidend wusch er sich sein Gesicht, spülte seinen Mund aus und zog sich dann wieder an. Ein Blick auf die Uhr sagte ihm, dass er besser los sollte, denn wenn er nicht in wenigen Minuten bei den Malfoys sein würde, würde einer von ihnen unzweifelhaft hierher kommen, um zu sehen, was mit ihm los war. Das Letzte was er brauchen konnte, war ein hysterischer Lucius, der Tom holte und ihn gleich noch mit hysterisch machte. Die Beiden würden ihn zu Poppy schleppen und die würde ihn aus Prinzip für die nächsten drei Tage ins Bett stecken! Und das kam nicht in Frage!

Noch ein Mal atmete Harry tief durch, dann stand er auf, zwang ein Lächeln auf sein Gesicht und trat zum Kamin, trat durch die Flammen. Offensichtlich gerade noch so rechtzeitig, wobei er merkte, dass auch Flohen seinem Magen nicht gut getan zu haben schien. Denn natürlich war ihm prompt wieder schlecht. Nun, was nicht drin war, konnte nicht hoch kommen, beruhigte er sich selbst, lächelte dann die Drei an, die sich um den Kamin versammelt hatten. „Hi", lächelte er. „Hab ich was verpasst? Eine Staatsversammlung oder so?"

Narcissa musste Harry nur kurz ansehen, um zu wissen, was zu seiner Verspätung geführt hatte. Nicht, dass sie das nicht schon geahnt hätte. Die allmorgendliche Übelkeit schien den Jungen heftig getroffen zu haben. „Nein, mein Bester, du hast wohl nur die Uhr aus dem Auge verloren", lächelte sie. „Lucius wollte schon hinter dir her, um zu sehen, was los ist."

„Nichts, ich... bin nur noch mal eingeschlafen, als Tom gegangen ist", rechtfertigte Harry sich.

‚Mit dem Kopf an den Badezimmerfliesen', ergänzte Narcissa den Satz ohne große Umstände in aller Stille. „Na, dann komm. Das Frühstück wird sonst kalt, ich fürchte nur, dass mein Mann jetzt zu wach ist, um sich beklauen zu lassen."

Harry lächelte etwas. „Ich hab schon zu Haus gegessen, aber zu einem Tee würde ich sicher nicht nein sagen..."

Wieder musste Lady Malfoy grinsen, sie führte ihre Leute wieder zu Tisch, wo heute auch Bella, ihr Mann und deren Bruder saßen, schob dem Jungen eine Tasse zu und was der nicht wusste - darin war ein gängiger Schwangerschaftstrank, der Morgenübelkeit unterband, sie ahnte, dass dann gleich eine Art Fressgelage anfangen würde. Aber gut, Harry konnte es brauchen. Wirklich. Er musste zunehmen, dringend. Nun, wenn man bedachte, wie gering der Teeanteil in der großen Tasse und wie hoch der an Aufbaupräparaten war, sollte es aber wohl gehen.

Durch die ZeitenWhere stories live. Discover now