Unterbrechung einer Sitzung

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Der Mond schien silbern über dem Anwesen, Harry konnte ihn durch die Krone der Bäume gut erkennen, er war nicht ganz voll, aber mehr als drei Tage würde er nicht mehr dafür brauchen. Er war sehr hell und eigentlich war die Luft eisig kalt. Er erinnerte ihn an eine der Nächte, an denen sein Onkel ihn aus dem Haus geworfen hatte, als er noch klein gewesen war und er im Geräteschuppen Unterschlupf gesucht hatte, wo ein altes Schaffell ihn wenigstens so weit gewärmt hatte, dass er nicht erfroren war. Durch einige Lücken in den schlecht verarbeiteten Holzbrettern hatte er damals auch den Mond sehen können. Er war eine Art Trost gewesen, der Einzige, den er damals gehabt hatte. Immer mit dem Gefühl, wie vertraut ihm diese Situation gewesen war, was eigentlich unmöglich hätte sein sollen, vor allem beim ersten Mal, als es passiert war.

„Harry?", fragte Tom, er hatte seinen Geliebten schon seit einer Weile gesucht, sie hatten sich früh von der Hochzeit zurückgezogen, die trotz Lucius' Unwille schön geworden war, da sein Kind beschlossen hatte, seinen Mann zu quälen, es hatte gestrampelt, wie verrückt, bis Harry bei einem besonders gut gezielten Tritt in die Leber fast zusammengebrochen wäre. Komisch nur, dass das Kleine sofort wieder ruhig gewesen war, als sie nach Hause gekommen waren. Harry hatte sich dann schlafen gelegt und Tom war noch mal zurück gegangen, um Lucius bescheid zu sagen, der nur mit miserablem Lächeln gezwungen genickt hatte, sichtlich wenig begeistert über die Flut Rothaariger, die sein Haus belagert hatte.

Als er zurückgekommen war, hatte er Harry aber nicht mehr im Bett gefunden. Er hatte sich Sorgen gemacht, ohne zu wissen, warum. Vielleicht, weil er wusste, dass die Schwangerschaft oft Harrys eigene Erinnerungen an seine Kindheit wieder wach gerufen hatten, auch seine Alpträume waren seither wieder öfter aufgetreten, er hatte Angst, dass ihrem Kind etwas ähnliches zustoßen konnte, da konnte Tom noch so viel beteuern. Es war eine Angst, die dank der Brutalitäten, die sein Kleiner erfahren hatte, tief in ihm verwurzelt war.

Er hatte fast das gesamte Haus abgesucht, als Dobby ihm erzählt hatte, dass Harry, trotz der Kälte, nur in Hausschuhen, Hemd und Hose, im Garten stand. Nicht im Wintergarten, sondern draußen, wo es fror.

Und genau da stand der Jüngere gerade, den Blick auf den Mond gerichtet, eine Hand auf seinem Bauch. „Harry", rief er, riss sich seine eigene Robe herunter und legte sie über die Schultern, die leicht zitterten. „Was machst du hier? Es ist eisig kalt! Willst du etwa krank werden?!"

Erst, als der schwere, warme Stoff sich auf seine Schultern legte, wandte Harry sich um, deutete auf den Mond. „Es ist, wie... eine Erinnerung, als... hätte ich früher schon hier gestanden und den Mond beobachtet, nicht, als ich noch kleiner war, sondern... viel früher und... Ma, ... als ich gestorben bin, sie hat so was gesagt, die Bindung, dass wir verheiratet sind, ohne Hochzeit, ich..."

Ja, Tom erinnerte sich, wie oft er Godric im früheren Leben gefunden hatte, auf dem Astronomieturm, am Fenster, im Freien, den Mond beobachtend. Warum der Andere es getan hatte, wusste er nicht, nur, dass der in der Nacht von Godrics Tod einen blutroten Kreis gehabt hatte. Er zog Harry an sich, sprach einen leisen Wärmezauber. „Das ist kein Grund, sich zu Tode zu frieren", schalt er sanft.

Harry lächelte etwas, sah zu Tom, runzelte dann aber die Stirn: „ Du... weißt etwas, oder?", fragte er dann leise. „Über... das, was ich früher war, wer ich gewesen bin?"

„Ja."

„Bitte, kannst du... es mir nicht sagen?"

Tom schüttelte den Kopf. „Ich will nicht, dass du dich aufregst, außerdem ist es besser, wenn du es selbst herausfindest", erklärte er sanft. „So habe ich es auch erfahren. Aber je mehr du es versuchst, an die Oberfläche zu zwingen, umso weiter wird es sich dir entziehen."

„Ich würde es so gern wissen... ich... es ist, als wäre es wichtig! Tom, was, wenn es das ist und ich es nicht weiß? Wenn.. ich es wissen muss, um Dumbledore...!"

Durch die ZeitenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt