Party ohne Harry?

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Es war herrlich warm, als Harry wieder aufwachte, wie er feststellte. Warm und ruhig, nicht zu hell, nur das etwas unruhige Flackern von einem Feuer, soweit er das durch seine kaum geöffneten Augen feststellen konnte. Er fühlte sich sogar ausgeruht. Noch nicht wirklich wieder wach, aber wesentlich besser, als seit einer Weile.

Moment!

Warum zum Henker fühlte er sich so? Sonst hatte er doch auch immer Alpträume gehabt, sobald er die Augen geschlossen hatte! Und... warum zum Henker schnurrte er? Außerdem - wohin hatte sein Schwanz sich verkrochen? Der lag nicht mehr brav um seine Taille! Kurz bewegte er seinen Schwanz, was mit einem tiefen Lachen belohnt wurde.

„Na?", fragte Tom sanft. „Wieder unter den Lebenden?" Er hatte seinen Geliebten auf dem Sofa von Severus gefunden, eng in sich selbst zusammengerollt und leise vor sich hin wimmernd, so, wie er seinen Kleinen fast jede Nacht vorgefunden hatte, mitten in einem Alptraum, der vermutlich in dem Moment seine Fortsetzung gefunden hatte, in dem er das Bett morgens wieder verlassen hatte. Ja, er hatte die dunkelblaue Wange mehr als verdient. Er hatte schon wieder Mist gebaut, statt nachzudenken...

Kaum hatte er sich mit Harry vor den Kamin gesetzt, hatte dessen Schwanz sich um sein Handgelenk gelegt, ihn fast schon verzweifelt festgehalten. Da hatte er es begriffen. Er musste seinen Stundenplan wirklich umschreiben, Severus hatte Recht, er hatte genug Leute für den verdammten Job, er hatte Wichtigeres zu Bedenken - seine eigene, kleine Familie.

„Tom?", fragte Harry etwas groggy, er spürte, wie der Ältere ihm sanft aufhalf. Ah, da war sein Schwanz, stellte er dabei fast, während er diesen vorsichtig vom Gelenk des Anderen löste. „Bissu nich... bei der Arbeit...?"

„Ich hab früher aufgehört", gab Tom nur schulterzuckend zurück.

„W'rum? Du musst doch..."

„Nein, ich muss nicht, ich habe eine Menge fähiger Leute, die das tun können, ich habe auch das Recht auf etwas Freizeit", lächelte er.

„Tom..."

„Was ist?"

„Deine Wange, was...?" Nun doch um einiges wacher richtete Harry sich auf.

„Oh, das ist nichts, mach dir keine Sorgen."

„Das ist ein Handabdruck! Du.. hast du dich etwa geprügelt?", vorsichtig strich Harry über den riesigen blauen Fleck, er spürte, wie etwas seiner Magie in die geschundene Stelle sackte und die Schwellung sowie die aggressive Farbe einfach verschwinden ließ.

„Nein, ich bin nur an Etwas erinnert worden..."

„Was heißt das?", fragte Harry. „Was war denn los?"

„Nichts Wichtiges, ich verspreche es", gab Tom sanft zurück, er küsste den Jüngeren, als er sah, dass dieser etwas erwidern wollte, legte dann eine Hand auf den Bauch des Jüngeren. „Hat Junior dir viele Probleme gemacht? Er war eben eine ganze Weile unruhig."

„Er... spielt gern Fußball mit meiner Leber und schläft anschließend auf meiner Blase, aber sonst ist alles gut", lächelte er und legte seine Hand auf die des Anderen, sah Tom aber dann wieder besorgt an. „Hast... du auch wirklich Zeit...?"

„Harry..?"

„Hm?"

„Kein Wort mehr von so was", befahl Tom ruhig, massierte den Jüngeren etwas. Er sah erst wieder auf, als das Abendessen auftauchte. „Und jetzt wird gegessen", fügte er lächelnd an. „Die Hauselfen haben sogar an deinen Ketchup gedacht. Und danach werden wir uns ein schönes, langes Bad gönnen."

Harry lächelte, allein nur bei der Vorstellung von dem, was Tom da gerade vorschlug. Er küsste den Älteren, schnappte sich dann den Teller und strahlte. Chicken Wings, verschiedene Soßen und frittiertes Gemüse. Richtig ungesund und lecker! Daneben eine Flasche Ketchup und Tabasco. Er schnappte sich einen der Wings, biss genüsslich hinein. „Lecker!"

Tom lächelte einfach nur, strich über Harrys Haare und beobachtete, wie der Jüngere aß. So vollkommen zufrieden, einfach nur an ihn gelehnt und mit einem kleinen Lächeln. Es war so einfach, das auf dessen Gesicht zu zaubern. Und er vergaß es immer wieder, vergaß, was für eine Kostbarkeit er da hatte, einfach, weil Harry nie selbst etwas sagte.

So war es schon in der Vergangenheit gewesen, schon als Salazar hatte er immer wieder verdrängt, weil er sein Ziel zu hoch gesteckt hatte. Weil er keine Zeit hatte, weil Harry, früher und jetzt, nie etwas forderte. Nie für sich selbst. Warum mussten ihn immer erst Andere mit der Nase auf das stoßen, was geschah? Er musste sich wirklich etwas mehr zusammenreißen, beschloss er, packte das nächste Stück Fleisch und knabberte es bis auf den Knochen ab, beobachtete, wie Harry enthusiastisch zulangte und offensichtlich fand das Essen auch woanders tiefe Zustimmung, unter seiner Hand spürte er immer wieder kleine, leichte Bewegungen.

Nach dem Essen lehnte Harry sich zufrieden zurück, er spürte, wie er wieder dösig wurde, er hatte die letzten Tage wohl nicht sonderlich geschlafen. Er kuschelte sich in die Arme des Älteren, die sich um ihn schlossen, ihn von Allem abschirmten. Er merkte kaum, wie er hochgehoben und ins Bett getragen wurde, oder wie der Andere sich zu ihm legte. Das Baden war dann wohl verschoben, dachte er, während er merkte, wie seine Klamotten verschwanden, bevor er einschlief.

Tom beobachtete, wie Harrys Augen immer öfter zu fielen, während das Feuer fröhlich vor sich hin knisterte und es dauerte immer länger, bis sie wieder auf gingen, so, dass er entschied, das Bad zu verschieben, der Jüngere hatte Schlaf offensichtlich nötiger. Er hob ihn auf, brachte ihn ins Bett und legte sich, als er sich und Harry ausgezogen hatte, bis auf die Boxer, dazu. Er lächelte, kraulte den Jüngeren noch etwas, bevor der einschlief und erlaubte sich selbst den Luxus einer Weile Ruhe. Am nächsten Tag musste er neue Arbeitspläne entwerfen.


„Ich hatte es zuerst!", rief Draco, packte die Ketchupflasche.

Ron stöhnte nur, er schüttelte den Kopf. Auf dem Tisch standen ZWEI Flaschen? Warum wollten die sich schon wieder um EINE prügeln? Doch dann, zu seiner Verwunderung, geschah es.

„Bitte", konterte Harry nur und ließ die Flasche einfach los. Hätte Ron nicht so schnell reagiert, wäre Draco vermutlich böse auf dem Hintern gelandet, da er mit so viel Schwung zurückprallte, dass der Stuhl wackelte. Der Grünäugige grinste nur, als er das sah. Es amüsierte ihn jedes Mal wieder, auch, wenn er das sicher nie laut sagen oder zugeben würde, aber es war so. Nur fühlte er sich heut gut genug, um es auch zu genießen. Er wusste, seine Augenringe waren Vergangenheit. Fürs Erste.

Und das Beste: als er aufgewacht war, war Tom noch bei ihm gewesen, er hatte ihn sogar geweckt und sie hatten zumindest noch zusammen duschen können. Oh, war das schön gewesen. Er war viel zu entspannt, um sich von Dracos Hormonen in einen Streit ziehen zu lassen.

Draco hingegen starrte erst verdattert auf die Flasche, dann auf Ron. „Was ist denn mit dir los? Bist du in der manischen Phase?"

„Ich denke, er ist einfach nur ausgeschlafen", urteilte Ron hingegen.

„Jap", stimmte Harry nur fröhlich zu und griff statt zum Tabasco einfach nur zu seinen Speckscheiben, an denen er knapperte. Er lächelte etwas, als er einen kleinen Tritt bemerkte, und kicherte. Merlin, war das Kind ungeduldig! Aber gut, er war auch hungrig, also begann er, richtig zuzulangen.

Harry war einfach froh, dass er nur noch heut Nachmittagsunterricht hatte und dann nicht wieder. Nicht mehr für den Rest der Woche. Dann konnte er essen, ohne, dass man ihn - und seine in seinen Augen absolut unattraktive Wampe - anstarrte. Auch, wenn Tom das Gegenteil behauptete und sagte, er sähe einfach nur toll aus. Er fand es gar nicht, aber er sah in den Augen des Mannes, den er liebte, dass der es auch so meinte und war das nicht das Wichtigste? Was sonst zählte schon groß? Er konnte sich schlecht runter hungern, mal abgesehen davon, dass ihm eine Menge Leute den Hintern versohlen würden, würde er damit dem Kind schaden! Und das wollte er nicht! Er wollte, dass es dem Kleinen nie an etwas mangeln würde.

Draco runzelte die Stirn. Ihm war das einfach nur unheimlich. Ein gut gelaunter Harry war schrecklich schwer einzuschätzen! Am Ende würde er wieder seine besten Stücke vermissen, ohne zu verstehen, was zum Henker er dieses Mal getan hatte. Er häufte eine Menge Ketchup über seinen Bratwürsten und dem Kartoffelbrei.

„Oh, ich muss!", rief Harry auf ein Mal.

„Hö?"

„Na, Pflege magischer Geschöpfe!", und schon packte Harry seine Tasche und war weg.

„Öh... wie schnell hat der denn jetzt geschlungen?"

„Das will ich nicht wissen", murmelte Ron, immer noch nicht so ganz wissend, ob er sich nicht doch den Kopf auf der Tischplatte aufschlagen sollte. Hormone! Das war ein Alptraum! Wirklich!

Harry hingegen genoss die Stunde. Einhörner. Und obwohl Hagrid was von Jungfrauen murmelte, kamen die Tiere zu ihm, stupsten ihn vorsichtig an. Und so half er auch am Ende der Stunde, die Tiere zu versorgen, blieb noch eine Weile und genoss es.

So fand Tom seinen Geliebten, am Gatter mit einem Einhorn. Zufrieden und ruhig. So, wie er ihn sehen wollte. Leise trat er hinter den Jüngeren, legte ihm einen Arm um die Taille.

Überrascht wirbelte Harry herum. „Tom! Was... musst du nicht arbeiten?!"

„Offensichtlich nicht", lachte der Ältere nur, küsste seinen Geliebten. Die Anderen hatten ihn regelrecht vor die Tür gesetzt, als er begonnen hatte, immer wieder auf die Uhr zu sehen, er wollte bei Harry sein und nach dem Auftritt von Severus am Vortag hatten die Anderen ihn nur zu gern gehen lassen, nein, ihn raus gedrängelt. Und er hatte das auch nur zu gern zugelassen. „Bist du fertig?"

„Ja", lächelte Harry verträumt. „Bist du gekommen, um mich abzuholen?"

„Warum sollte ich wohl sonst hier sein?", fragte Tom nur. Er blickte auf die beiden Gebäude, das Schloss, in dem Hogwarts sich befand, die neue Schule, vor der schüchtern, in einigen kleinen Gruppen einige Kinder miteinander spielten. „Ich dachte, wir genießen diesen Tag ganz für uns alleine..."

„Alles", lächelte Harry nur, er ließ zu, dass der Andere seine Hand nahm und ihn wegführte, ihn dann in die Arme schloss und apparierte. „Wir sind gestern gar nicht zu unserem Bad gekommen", hauchte er nur. „Wollen wir nicht...?"

Durch die ZeitenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt