SURPRISE

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Ich saß in meinem Zimmer und hörte Geschrei. Gekreische, hysterisch, es kam von der Straße. Entweder bricht gerade eine Zombieapokalypse aus oder diese idiotischen Teenies haben irgendwo in der Nähe die Jungs von One Direction entdeckt. Die verstopfen sicher wieder die komplette Straße und ich darf noch mal 10 Minuten länger auf meine Pizza warten. Toll... dachte ich mürrisch.
Da geben die zwei läppische Konzerte in meinem Land und dann auch noch in meiner Stadt und plötzlich ticken alle aus. Facebook war überflutet mit Fotos und Posts wer gerade wo wen gesehen hatte und welch Ehre es doch war die „britischen Poptitanen" hier zu haben.. Das ich nicht lache. Die Musik ging zwar ins Ohr, aber Boyband bleibt Boyband.
Doch da läutete bereits die Glocke von der Eingangstür im Erdgeschoss, hastig rannte ich zur Gegensprechanlage, griff den Hörer, drückte den Türöffner und murmelte nur ein „Dritter Stock", bevor ich in mein Zimmer zurück eilte um mir schnell etwas überzuwerfen. In Unterwäsche durch die Wohnung zu laufen war ein eindeutiger Vorteil, wenn man seine Mitbewohner im Sommer loswurde, weil alle auf Urlaub oder zu Hause bei den Eltern waren. Ich warf mir meinen kurzen schwarzen seidenen Morgenmantel über und schnappte mir mein Portemonnaie. Es klopfte an der Tür. Ich öffnete sie und.... ließ die Geldbörse fallen.
Ich blickte nach links, nach rechts, hinter mich und dann wieder ausdruckslos in 5 verlegene Augenpaare. Ich schluckte, mein Gehirn versuchte zu verarbeiten was es da gerade vor sich hatte. Es registrierte fünf junge Männer, alle mit Reisetaschen bepackt und etwa in meinem Alter. Zu meiner linken stand der größte von ihnen, die Farbe seiner Haut erinnerte mich an Milchkaffe, er hatte große braune Augen, pechschwarzes Haar dass er zum kurzen Pferdeschwanz gebunden hatte und seine Arme waren übersäht mit zahlreichen Tattoos. Neben ihm stand ein etwas kleinerer aber trotzdem noch sehr großer Kerl, er hatte einen Dreitagesbart und dunkle Augen die mich sehr sexy musterten. Er hatte sehr breite Schultern und er trug ein enges T-shirt unter dem man seinen muskulösen Körper nicht nur erahnen konnte, auch er war tättowiert, jedoch nur an einem Arm. Neben dem sexy Muskelprotz leuchteten mir ein paar graue Augen entgegen, kinnlanges Haar, das gekonnt zerstrubbelt war und ein Lächeln, für dessen Anblick aus nächster Nähe tausende Mädchen töten würden. Hinter diesen drei unglaublich schönen Männern stritten sich gerade ein ebenso schöner blonder und ein rotbrauner Haarschopf um etwas, es war.. „Hey, das ist meine Pizza!", waren die ersten Worte die die Jungs von One Direction, der weltweit beliebtesten und wohl auch erfolgreichsten Boyband der letzten 4 Jahre von mir zu hören bekamen. Die Antwort war Stille. Stirnrunzeln und dann ein Kichern von Harry. Ein sehr mädchenhaftes Kichern für einen Popstar, dachte ich mir. So standen wir also minutenlang wortlos und kichernd in meinem Treppenhaus, bis wir plötzlich Gepolter und Gekreische von unten vernahmen. Panisch blickten mich die Jungs an und Liam, der mit dem Dreitagebart fragte mit seinem außerordentlich süßen Akzent: „Darling, wärst du wohl so freundlich uns das Leben zu retten und uns kurz in deine Wohnung zu lassen?". Ich trat beiseite und lies die Jungs in meinen Vorraum eintreten. Niall, der Blondschopf der noch immer aus meiner Pizzaschachtel futterte bog zielstrebig in die Küche ab und ließ sich erschöpft auf einem Sessel nieder.

Ich folgte ihm und bedeutete den Jungs mit einem Kopfnicken sich ebenfalls zu setzen. Ich blieb noch immer verwirrt im Türrahmen stehen und musterte sie weiterhin. Der erste der etwas sagte war Louis, rotbraunes wirres Haar, groß und schlaksig und ältester in der Band. „Danke, wir sind gerade von einer Meute Fans durch die halbe Stadt verfolgt worden und diese Straße hat sich als Sackgasse herausgestellt, als wir den Pizzatypen gesehen haben, der gerade ins Haus gehen wollte, haben wir das schlichtweg übernommen."
„Apropos Pizza", meinte Niall und sah schuldbewusst in den Karton „tut mir leid, Schinken, Sardellen, Artischoken und Pepperoni ist mein absoluter Lieblingsbelag. Es sind aber noch ein einhalb Stücke da, falls du willst? Wenn nicht, dann..."
„Schon gut, iss sie.", lachte ich und fügte hinzu „Ist echt selten jemanden zu finden der den Belag nicht ekelig findet, da gebe ich meine Pizza gerne ab!".
Louis räusperte sich und da fiel mir schlagartig wieder ein dass ich nicht mit irgendwem über meine Pizza redete sondern mit Niall Horan. DER Niall Horan. Ire, blond, unglaublich funkelnde blaue Augen und ein Lächeln zum dahinschmelzen.
„Wo sind denn eure Bodyguards?", fragte ich hastig.
Diese ganze Geschichte kann mir sehr eigenartig vor, die durften doch nie und nimmer einfach so durch die Stadt spazieren, ganz ohne Schutz.

„Ja also, ehm... wir haben uns irgendwie...ein bisschen... davongestohlen, denke ich", stotterte Louis, „wir dachten irgendwie in so einer kleinen Stadt wird wohl nichts passieren und da wir gestern unser letztes Konzert hatten und noch 5 Tage Urlaub hier haben, wollten wir mal alleine auf Erkundungstour gehen, aber die Fans hier sind ja genauso... faszi-nie-rend... wie überall.", beendete er seine Erklärung, wobei mir nicht entging wie lustig er faszinierend betonte. Durchgedreht war wohl eher die richtige Formulierung.

„Also um es kurz zu sagen, ihr seid vor euren Bodyguards weggelaufen, eine Horde hysterischer und verrückter Mädchen ist euch durch die halbe Stadt gefolgt und jetzt sitzt ihr hier in meiner Küche und macht was?", fragte ich noch immer nicht ganz überzeugt.

„Also erst mal genießen wir die schöne Aussicht." Sagte Harry mit einem anzüglichen Lächeln und starte auf mein Outfit. Ich sah an mir herunter und drehte mich erschrocken um. Ich trug ein leuchtend türkises Höschen und darüber einen seidenen Morgenmantel, der erstens nicht gut zugebunden war und zweitens eine sehr rutschige Oberfläche hatte. Dieses verfluchte Ding war auseinander gerutscht und hatte mehr gezeigt als mir lieb war. Hastig band ich den Mantel wieder fest zu, atmete tief durch und drehte mich lächelnd wieder um.

„Schade..", brummte Harry und zwinkerte mir zu.

„Könnten wir vielleicht ein bisschen hier bleiben und verschnaufen, ehm..."

„Ella, mein Name ist Ella." Beendete ich Liams Satz. „Ja von mir aus, macht es euch bequem, ich zieh mich jetzt mal an.", sagte ich und verschwand in mein Zimmer.

Ich schlüpfte schnell in ein paar helle Shorts, ein Bandeau und ein weißes, weites Tanktop, griff nach einem Haargummi und band mir mein langes feuerrotes Haar zu einem hohen Pferdeschwanz. Nachdenklich sah ich in den Spiegel und versuchte einen klaren Gedanken zu fassen. Was zur Hölle war gerade passiert? Saß da wirklich eine Boyband in meiner Küche? Oder hatte ich bloß einen Hitzeschlag und fantasierte? Kopfschüttelnd drehte ich mich um und stapfte zurück in die Küche.

Tatsächlich saßen hier immer noch die fünf begehrtesten Männer die sich zur Zeit in diesem Land befanden an meinem Esstisch und blickten mich erwartungsvoll an.

„Möchte noch jemand Pizza? Ich denk ich muss mir noch eine bestellen", sagte ich und grinste Niall an, der entschuldigend mit den Schultern zuckte und antwortete: „Also ich würd noch eine schaffen."

40 Minuten später nahm ich dem Pizzaboten ganze ACHT Schachteln ab, drückte ihm einen hundert Euro Schein in die Hand und meinte nur lachend: „Passt schon so!", das Essen hatte Niall gesponsert.

Ich ging zurück zur Küche in der die Jungs mittlerweile aufgetaut waren und lachten und lärmten. Als ich jedoch mit dem Pizzaschachtelturm eintrat, wurde es plötzlich still und ich blickte in fünf gierige Augenpaare. Ich ließ die Schachteln auf den Tisch plumpsten und sprang erschrocken zurück als die fünf sich auf den Stapel stürzten und die Inhalte checkten. Der Anblick erinnerte mich an den ersten Teil der Hungerspiele, als die Kinder sich auf das Waffenarsenal stürzten.
Nachdem jeder seinen bzw. seine, Louis und Harry und Zayn und Liam teilten sich jeweils drei Kartons, hatte, getraute ich mich langsam mich meinem zu nähern. Angestrengt kauend sah Niall zu mir auf und bedeutete Liam mit einem unsanften Schubs einen Sessel weiter zu rutschen, damit ich auch Platz hatte. So saßen wir andächtig essend da und sagten eine Weile nichts. Als alle aufgegessen hatten und Zayn, der bisher noch kein Wort gesagt hatte die Pizzaschachteln in den Müll geworfen hatte, sah mich an und deutete auf die Glastür hinter mir, „Ist dieser Balkon blickdicht? Also kann man da rausgehen ohne von der ganze Stadt gesehen zu werden?", fragte er zögernd.
„Der Balkon geht in den Innenhof, man ist also geschützt und ungestört" erwiderte ich und griff hinter mich um eine Packung Zigaretten aus dem Regal zu fischen, „raucht hier sonst noch jemand?", fragte ich, doch bis auf Zayn schüttelnden alle den Kopf.

Zayn zog die Tür auf und Hitze strömte mir entgegen als ich hinter ihm den Balkon betrat, ich zog mir eine Zigarette aus der Packung und er hielt mir wortlos sein Feuerzeug hin und zündete sie mir an. So standen wir beide nebeneinander am Geländer und starrten in den babyblauen Himmel. „Danke.", unterbrach er die Stille plötzlich und sah mich mit einem schiefen Lächeln an „wir hatten echt Glück hier zu landen, du scheinst echt in Ordnung zu sein."
Ich lachte kurz auf und schüttelte den Kopf, sagte jedoch nichts.

One Direction - LOST DOESN'T MEAN ALONEWhere stories live. Discover now