SNOWFLAKE

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Der Raucherbereich war eine große Terrasse auf dem Dach des Gebäudes. Außer uns waren vielleicht zehn Leute hier, ich sah Harry belustigt an: „Ja, es ist wirklich sehr gefährlich hier oben.", sagte ich sarkastisch und er verdrehte die Augen.
Ich steckte mir eine Zigarette an und er zog ein Feuerzeug aus seiner Hose und zündete sie an.
„Du solltest wirklich aufhören, es ist ungesund und ekelhaft.", sagte er und starrte hinaus in die Nacht. Ich schwieg und blies genüsslich den Rauch hinaus in die Stadt.
Wir stellten uns an das Geländer und starrten beide wortlos hinunter auf die belebten Straßen Londons. „Es tut mir leid.", sagte Harry plötzlich leise, ich sah ihn verwundert an.
„Was tut dir leid?"
„Dass ich oft so ein Arsch bin.", antwortete er mit rauer Stimme, er sah mich noch immer nicht an, sondern betrachtete seine Schuhe, „Als wir da vor deiner Tür standen und du in diesem entzückenden Morgenmantel, mit deinen verwuschelten Haaren und großen Augen zu uns aufgesehen hast, da...", er lächelte in Gedanken versunken.
„Da was?", fragte ich sanft.
„Ich hab dich sofort gemocht.", gestand er mir.
Ich schwieg, da ich nicht wusste was ich darauf antworten sollte. Was meinte er damit, dass er mich mochte? Ich mochte die Jungs auch, jeden auf eine ganz besondere Art. Zayn war immer in Sorge um das Wohlbefinden der anderen, er sorgte sich um mich wie um ein kleines Kind, er war ruhig und stets freundlich und zuvorkommend, auch wenn er nicht viel sprach, die Worte die seine Lippen verließen waren stets aufrichtig und liebevoll. Louis war lustig und voller Energie, er hatte ein Gefühl dafür Menschen aufzubauen und zu motivieren, seine Art war mitreißend und sein Humor ansteckend. Liam war charmant und gelassen, ihn brachte nichts so schnell aus der Ruhe, bis auf den Ausrutscher, als er mich betrunken in meiner Küche geküsst hatte, war er mir nie zu nahe gekommen. Niall bewunderte ich für sein sonniges und sorgenfreies Gemüt, er lebte seinen Traum und liebte die Jungs mehr als sich selbst kam mir vor. Wenn er lachte musste man sofort mitlachen, er war treu und seine Umarmungen konnten gebrochene Herzen heilen, in seinen Armen fühlte man sich geborgen und warm. Und Harry, Harry war zwar ein Rätsel mit seinen Stimmungsschwankungen und seiner Liebe zu schönen Frauen, doch trotz alledem war er lustig, intelligent und wunderschön, seine Stimme konnte Gänsehaut verursachen und die Tatsache dass er mir einfach so diesen wunderbaren Tag und dieses Traumhafte Kleid geschenkt hatte, bewies wie selbstlos er war.
„Du verwirrst mich.", sagte er und riss mich aus meinen Gedanken.
„Wieso?", fragte ich leise und beobachtete ein Pärchen auf der Straße das sich gerade stritt.
„Wenn ich dich mit Niall sehe bist du so sorgenfrei, wie ein Kind, du lachst unbeschwert und scherzt, dein Humor ist wunderbar. Du bist intelligent, wunderschön und trotzdem kommt es mir immer so vor als wärst du nicht ganz du selbst. Wenn du in einem unbeobachteten Moment nur für dich beim Essen, im Whirlpool oder hier im Club sitzt, dann wirkst du so unnahbar, so kalt. Als würde dich etwas bedrücken. Ich habe mich als du die Tür geöffnet hast, damals, sofort in deine Augen verliebt. Deine Mimik ist so undeutbar, du bist ein Rätsel, eine Herausforderung. Ich wollte sofort wissen was dich bedrückt und wer du bist, doch du lässt niemanden ganz zu dir durch. Du sprichst nicht gerne über dich. Ich musste dich küssen, jedesmal wenn wir alleine sind habe ich das Bedürfnis dich in meine Arme zu ziehen und dir zu sagen, dass alles gut wird, dabei weiß ich nicht einmal was gut werden soll. Du... Du bist wie eine Schneeflocke. Wunderschön, aber dennoch kalt, wenn man dich zu fest hält, verschwindest du.", er seufzte tief und fuhr sich nervös durch sein Haar.
Ich starrte ihn fassungslos an, so kannte ich ihn gar nicht, es musste der Alkohol sein der aus ihm sprach und dennoch hatte er Recht. Ich hatte den Jungs nichts über mich erzählt, nichts Persönliches. Die hatten keine Ahnung wie schwer die Wochen bevor sie vor meiner Tür standen für mich waren.
Ich hatte meine Nächte damit verbracht, mich in den Schlaf zu weinen, Mel an meiner Seite, die mir so lange gut zuredete und mir über das Haar strich, bis ich endlich erschöpft einschlief.
Ich wachte heute noch schweißgebadet auf und konnte ewig nicht einschlafen, da mich Alpträume verfolgten. Ich drehte mich zum Geländer und schloss die Augen. Sofort kamen die Bilder zurück.

One Direction - LOST DOESN'T MEAN ALONEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt