CAUTION

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Ein unangenehmes Geräusch ließ mich am nächsten Morgen hochschrecken.
„Wo ist sie?", hörte ich jemanden keifen. Ein eiskalter Schauer durchlief meinen Körper. Es war Monica.
„Wage es nicht auch nur einen Fuß auf die Treppe zu stellen!", hörte ich Louis Stimme.
Ich sprang hastig hoch und zog mir einen Sweater über meine Pants. Meine Haare hatte ich vor dem Schlafen gehen zu einem Zopf geflochten, der jetzt etwas verwuschelt war.
Ich lugte vorsichtig um die Ecke und spähte die Treppe hinunter. Die versammelte Mannschaft stand am Fuße der Treppe und hatte eine Art Mauer gebildet. Sogar Liam und Sophia standen unten. Gegenüber von ihnen stand Monica mit knallrotem Kopf, sie tobte und fuchtelte wirr mit ihren Armen in der Luft herum.
Ich atmete tief durch und trat auf die Treppe.
„Duuuuu!", rief Monica sofort, als sie mich sah.
Die Köpfe der anderen fuhren zu mir herum.
„Ella, geh wieder hinauf, du schuldest ihr keine Erklärung.", sagte Harry streng.
Monica schnaubte wütend: „Ich bin verdammt nochmal ihr Boss!".
„Oh nein, das bist DU sicher nicht.", antwortete Louis gehässig, „Wenn, dann ist Simon ihr Boss und das werden wir am Montag klären, wie er weiß.".
Sie sah aus, als würde sie ihm am liebsten ins Gesicht springen und es ihm runterreißen. Mit einem zischenden Geräusch ging sie einen Schritt auf Louis zu. Plötzlich sprang Eleanor nach vor und stellte sich zwischen die beiden. Mit eiskaltem Blick sah sie Monica an: „Du gehst jetzt besser.", knurrte sie.
„Ich gehe, aber Ella geht mit mir.", antwortete sie kalt. Ihr Blick wanderte wieder zu mir.
„Pack deine Sachen. Noch stehst du unter Vertrag und den hast du gebrochen, also beweg dich gefälligst. Dein Märchen endet hier, ohne Happy End.".
„SIE BLEIBT HIER!", rief Louis aufgebracht.
„Ja, du kannst ihr nicht sagen wo sie wohnt, wenn wir sie in unser Haus einladen, bleibt sie so lange sie will.", mischte sich Niall ein.
„Du wirst noch dein blaues Wunder erleben!", zischte Monica mir zu, mit diesen Worten drehte sie sich auf ihren Absätzen um und ließ die Eingangstür krachend ins Schloss fallen.

Ich stand wie versteinert auf der Treppe und starrte auf die Tür. Ich hatte mich eben mit einem der größten Musiklabels der Welt angelegt. Panik stieg in mir auf. Die würden mich ruinieren. Ich merkte wie sich mein Magen umdrehte.
„Ella? Alles okay?", hörte ich Liam fragen. Ich drehte mich wortlos um und rannte in die Toilette. Ich fiel auf die Knie und erbrach mich in die Schüssel.
„Mäuschen, nein, ganz ruhig!", Eleanor war an meiner Seite, sie strich mir die Haare zurück und streichelte mir über den Rücken. Ich zitterte am ganzen Körper und umklammerte den Porzellanrand.
„Hier, trink was.", Perrie reichte mir ein Glas Wasser.
Ich richtete mich auf und nahm ihr dankbar das Glas ab. Sie kniete sich neben mich und fuhr mir mit einem Waschlappen über die Stirn.
„Was hab' ich nur getan.", flüsterte ich und sah panisch zwischen den beiden hin und her.
Es klopfte leise und Louis trat ein.
„Louis, das war ein Fehler. Ein riesengroßer Fehler.", jammerte ich.
Er hockte sich vor mir hin und sah mir liebevoll in die Augen: „Nein Süße, mach dir keine Sorgen. Du vergisst, dass die uns brauchen. Ich habe am Montag einen Termin mit Simon und meinem Anwalt. Er hat ein paar gute Ideen und ich habe Simon gebeten Monica nicht mitzubringen. Wenn er alleine ist, finden wir eine Lösung. Ich verspreche es dir.", beruhigend strich er mir über den Kopf.
„ich danke dir.", flüsterte ich.
„Und jetzt ab in die Küche mit dir, wir päppeln dich wieder auf! Immerhin hast du heute ja ein wichtiges Date.", Perrie klatschte in die Hände und streckte mir ihre Hand hin.
Ich lächelte Louis noch einmal dankbar an und ließ mich von ihr hoch ziehen.
Mit zittrigen Beinen folgte ich ihr hinunter. Betretenes Schweigen trat ein als Perrie die Küchentür aufzog.
„Alles okay Kleines?", Zayn kam auf mich zu und zog mich in seine Arme.
Sophia schnaubte laut, ich hörte sie leise: „Ach bitte.", murmeln.
Perrie wirbelte wütend zu ihr herum und fragte mit eisiger Miene: „Hast du uns etwas mitzuteilen?".
Liam blickte verdutzt drein und musterte Sophia mit hochgezogenen Brauen. Zayn legte beschützend seinen Arm um mich. Die Temperatur im Raum sank plötzlich um gefühlte Zehn Grad.
„Ihr tut ja gerade so, als wäre sie gerade misshandelt worden. In der erwachsenen Welt ist es nun mal so, dass man von seinem Boss angeschrien wird. Deswegen muss man kein Drama veranstalten.", antwortete sie kühl. Ihre Augen durchbohrten mich gehässig und sie griff nach Liams Hand. Er stand da und starrte sie mit offenem Mund an, er zog seine Hand langsam aber bestimmt weg: „Soph... Wie kannst du nur so etwas sagen?", seine Stimme war traurig und leise.
„Das ist nicht das erste mal dass sie so einen Mist von sich gibt.", zischte Eleanor.
Fragend sahen die Jungs sie an, Louis nickte bloß und Eleanor fuhr fort: „Sie hat sich auf der Damentoilette gestern schon über Ella ausgelassen. Sie hat anscheinend etwas gegen sie, wie wäre es, wenn du uns mal sagst was Sache ist, Sophia.", Das letzte Wort spuckte sie ihr förmlich entgegen.
Sophia blickte panisch von El zu Liam, dieser stand mit verschränkten Armen da, seine Stirn war durchfurcht von tiefen Falten und sein Blick war wie versteinert.
„Liam... Ich... Ich habe gar nichts... das.. das habt ihr falsch verstanden!", stotterte sie, sie schob die Unterlippe leicht nach vor und sah Liam flehend an.
„Und was ist mit der Sache die du zu Ella gesagt hast? Hat sie das auch falsch verstanden?", fragte Louis sarkastisch.
Sophia schnaufte und fuhr zu mir herum: „Wir haben bloß ein kleines Mädchengespräch geführt, ich weiß ja nicht wieso hier alle so zimperlich sind wenn es um Ella geht.", sie hob abwehrend die Hände.
Wut stieg in mir auf, zuerst Monica und jetzt auch noch das. Louis wollte gerade etwas erwidern, doch ich hob meine Hand um ihn zum Schweigen zu bringen. Diesen Kampf trug ich selbst aus.
Ich ging einen Schritt auf Sophia zu und musterte sie eingehend. Sie trug eine braune Stoffhose und eine leichte Sommerbluse, ihr Haar war zu einem hohen Dutt gebunden und ihr Parfum war wieder viel zu aufdringlich.
„Mein Morgen hat schon beschissen genug begonnen, mach es nicht schlimmer.", sagte ich ruhig, ich drehte mich zu Liam und wiederholte was Sophia zu mir gesagt hatte.
„WAS?", schrie Perrie auf und stürzte auf Sophia zu, „Was fällt dir eigentlich ein?", zischte sie ihr zu.
Liam starrte auf den Boden: „Sophia, hast du dazu etwas zu sagen?", brummte er und fuhr sich wieder nervös durch die Haare.
„So dramatisch wie sie es darstellt war das doch gar nicht.", jammerte Sophia, sie zog eine Schnute und trat auf Liam zu, plötzlich stellte sich Niall an seine Seite und sah sie streng an. Ihre leidende Miene schien ihr niemand richtig abzukaufen.
„Was von dem was sie erzählt hat hast du denn nicht gesagt?", fragte Liam, er blickte sie ernst an. Sie kaute nervös auf ihrer Unterlippe und schwieg.
„Ich denke du gehst jetzt besser.", sagte Liam trocken. Sie sah ihn panisch an.
„Aber Liam! Nein. Es tut mir leid!", rief sie aufgebracht und trat näher zu ihm.
Er hatte seine Hände in seinen Hosentaschen vergraben und starrte wieder auf den Boden.
Sie wirbelte zu mir herum, Tränen funkelten in ihren Augen: „Gut gemacht! Jetzt gehört er nur dir, du kannst ihn haben.", schrie sie.
Niall lachte laut auf: „Wie bitte?", fragte er und schüttelte den Kopf.
„Na es ist doch eindeutig wieso sie hier ist, sie ist doch nur hinter Liam her.", fauchte Sophia und schnappte sich ihre Tasche. Verdutzt sahen sie alle an und brachen in Gelächter aus. Liam schüttelte den Kopf und sagte: „Sophia... Zwischen Ella und mir ist gar nichts. Das ist absurd. Ich wusste sofort nach dem Kuss dass da nie...".
„Ihr habt euch geküsst?", keuchte sie.
Plötzlich wirkte Liam kleinlaut: „Ja... aber das ist schon Wochen her, da war das bei uns noch gar nicht spruchreif.", seine Hand fuhr wieder zu seinem Kopf. Er würde bald eine Glatze haben, wenn er sich diese Geste nicht abgewöhnte.
„Ich denke wir sollten das unter vier Augen klären.", brummte er.
„So lange sie sich in diesem Haus aufhält, müssen wir gar nichts klären.", sagte Sophia eisig.
Liam blickte sie perplex an: „Ist das dein ernst? Ich hab dir doch gerade gesagt dass da nichts ist.".
„Das heißt nicht dass sie das auch so sieht.", sie funkelte mich wieder an, ich seufzte genervt.
„Fahr nach Hause und beruhig dich erst mal.", Liam wirkte müde. Ohne ein weiteres Wort verließ Sophia die Küche, die Haustüre fiel zum zweiten Mal an diesem Morgen scheppernd ins Schloss.
Stille machte sich in der Küche breit, niemand wusste was er sagen sollte.
Plötzlich knurrte Nialls Magen laut und alle begannen zu lachen.
Das Frühstück lief ohne weitere Dramen ab. Niall und Louis gaben ihr Bestes um Liam aufzumuntern.
Perrie und Eleanor verabschiedeten sich nachdem wir den Tisch abgeräumt hatten.
„Wenn ich zurück aus Deutschland bin, müssen wir unbedingt brunchen gehen und dann will ich alle Details von heute Abend!", grinste Perrie als sie mich umarmte.

Ich verbrachte den restlichen Tag mit Zayn in seinem Graffiti- Zimmer. Liam ließ Nichts von sich hören.
Als es Abend wurde, wurde ich nervös. Letztendlich scheuchte Zayn mich aus seinem Zimmer und meinte lachend: „Na los, mach dich fertig.".

Ich huschte unter die Dusche, den ganzen Tag hatte ich bereits überlegt was ich anziehen sollte. Ein normales Date mit einem normalen Jungen, hatte er gesagt. Das konnte alles Mögliche sein.
Ich föhnte meine Haare zu großen Beachwellen und flocht kleine Zöpfchen hinein, ich band mir ein dünnes Haarband, dass aus grünen Perlen bestand in meine Mähne und begann mich zu schminken. Für das erste Date war etwas Dezentes angesagt, auch wenn er mich schon aufgedonnert und komplett am Boden gesehen hatte, wollte ich diese Regel nicht brechen. Ich trug nur Mascara und ein bisschen Eyeliner auf und ein zartrosanes Lipgloss.
So weit war es nicht so schwierig, doch die Auswahl meines Outfits machte mir wieder zu schaffen. Ich widerstand dem Drang Niall zu fragen und wühlte mich durch meine Klamotten. Da es heute wirklich warm für London im August war, entschied ich mich für ein Paar Hotpants, ich fühlte mich durch den verwirrenden Morgen irgendwie mutig und schlüpfte in mein Croptop, dass ich mir am Anfang des Sommers gekauft hatte, ich kicherte, als ich die Aufschrift las: MERMAID.
Darüber eine lockere gemusterte Bluse und meine geliebten Riemchensandalen.*
Ich betrachtete mich zufrieden, so fühlte ich mich wohl, das war ein Outfit, das ich zu Hause auch tragen würde. Ich blickte auf die Uhr, es war bereits zwei vor Acht. Ich beschloss nach unten zu gehen und in der Eingangshalle auf Harry zu warten. Als ich mein Zimmer verließ, hörte ich seine Stimme bereits von unten.
Er stand mit dem Rücken zur Treppe und telefonierte.
Als ich die Treppe betrat, drehte er sich um und ließ sein Handy sinken. Er starrte mich unverwandt an. Er trug enge graue Jeans und ein lockeres weißes T-Shirt darüber, seine Haare hatte er sich wieder mit einem Band aus dem Gesicht gebunden. Ich konnte seine Tattoos durch den weißen Stoff erkennen, sein muskulöser Körper zeichnete sich ebenfalls deutlich darunter ab. Er sah aus wie aus dem Katalog.
„Hallo? Harry? Bist du noch da?", drang eine weibliche Stimme durch den Hörer.
„Mum. Ich ruf dich zurück.", murmelte er und legte hastig auf. Er ging auf mich zu, seine Augen waren groß und leuchteten als er mich anblickte.
„Du siehst wunderschön aus.", sagte er leise, er grinste, als er die Aufschrift auf meinem Top las und öffnete schwungvoll die Tür.

One Direction - LOST DOESN'T MEAN ALONEWhere stories live. Discover now