CAUGHT

407 7 0
                                    

Der Rest der Band stand verlegen am Fuß der Treppe und musterte mich neugierig.
„Wo warst du?", fragte Harry mich scharf und ich zog die Augenbrauen hoch. „Wir haben uns Sorgen gemacht.", sagte Niall besänftigend und sah Harry finster an.
„Ich hab ein bisschen Privatsphäre gebraucht, nachdem ich die hier im Haus nicht bekomme, da anscheinend kein Wert darauf gelegt wird Geheimnisse für sich zu behalten, bin ich eben in die Stadt.", antwortete ich spitz, ich hatte jedoch ein schlechtes Gewissen als ich Nialls schuldbewusstes Gesicht sah, er konnte im Prinzip nichts dafür. Aber ich war trotzdem sauer, sauer dass sie es alle wussten, sauer dass sie Pläne schmiedeten was sie mit mir anstellen sollten, wie bei einem kleinen Kind und vor allem war ich sauer, dass sie meinen Moment mit Chace zerstört hatten. Es war zwar nur der Alkohol, der mich so mutig gemacht hatte, aber es war meine Entscheidung, selbst wenn ich sie morgen bereut hätte.
Ich wollte die Treppe hinaufstürmen, doch zu meiner Überraschung hielt mich Zayn zurück.
„Ich schätze mal du hast unser Gespräch heute gehört, es tut uns, und vor allem Harry..", er sah Harry eindringlich an, „...sehr leid, wenn wir dich verletzt haben.".
Er sah mich mit seinen ehrlichen Augen an und meine Wut verflog. Ich stand da und biss nervös auf meiner Unterlippe herum. Wortlos zog Zayn mich in seine Arme. „Wer war denn der Typ? Der kam mir irgendwie bekannt vor!", fragte er neugierig.
„Das ist Chace irgendwas, er arbeitet für Monica und Simon.", sagte Niall trocken. Verwundert sah ich ihn an, war er sauer auf mich?
Ich wollte etwas erwidern, doch da fiel mir auf, dass ich nicht mal seinen Nachnamen wusste, ich hätte beinahe einen Typen geküsst dessen vollen Namen ich gar nicht kannte. Ich griff mir an die Stirn und stöhnte. „Bist du betrunken?", fragte Zayn belustigt und ich sah ihn verzweifelt an.
„Nur ein bisschen, wir hatten ziemlich viel Wein zum Essen.", gestand ich und Niall schnaubte.
„Natürlich, er füllt dich ab und dann hat er Trockensex mit dir auf unserer Veranda.". ich keuchte erschrocken auf, so eine harte Wortwahl war ich vom stets freundlichen und kindlichen Niall wirklich nicht gewohnt.
„Es ist doch gar nichts passiert.", sagte ich pampig und Niall sah mich hochgezogenen Augenbrauen an.
„Natürlich. So hat es auch ausgesehen.", sagte er trocken und schüttelte seinen Kopf.
„Ich bin erwachsen, ich darf verdammt noch mal tun was ich will!", erwiderte ich lauter als gewollt.
„Klar, nur erwarte dir dann nicht dass ich bei dir schlafe und mich um dich kümmere, wenn du so einen Männergeschmack vorweist. Der passt doch perfekt ins Schema!", schrie Niall zurück und stürmte an mir vorbei die Treppe hoch, ich hörte wie seine Zimmertür krachend zufiel.
Ich schnappte nach Luft, Tränen sammelten sich in meinen Augen.
„Das war nicht fair.", brummte Harry leise und Zayn nickte zustimmend.
„Das hätte er nicht sagen dürfen, ich geh und rede mit ihm.", sagte Liam und ging mit hängenden Schultern in den ersten Stock.
„Na komm du Rauschkugel, du trinkst jetzt erst mal ein bisschen Wasser.", sagte Louis und führte mich in die Küche.
Matt ließ ich mich auf einen der Hocker an der Bar sinken und Louis stellte mir ein Glas Wasser vor die Nase. „Trink.", sagte er streng, doch aus seinen Augen blitzte das gewohnte schelmische Grinsen.
Ich trank das Glas in einem Zug leer.
„Ich bin gar nicht so betrunken, wir hatten bloß zwei Flaschen Wein zum Essen.", grummelte ich, jemand lachte hinter mir abschätzig auf, ich drehte mich zu ihm um und funkelte ihn an.
„Dir passt es doch nur nicht dass ich beinahe jemand anderes geküsst hätte!", schrie ich und war selbst entsetzt über meine Worte.
Louis verließ schleunig die Küche und Harry und ich standen da und funkelten uns an.
„Ich denke du gehst jetzt zu Bett.", sagte Harry streng. Wut sammelte sich in meinem Bauch und ich stürmte wortlos die Treppe hinauf zu meinem Zimmer. Harry folgte mir, ich drehte mich zornig in meiner Tür um und schrie ihm entgegen: „Was willst du? Lass mich einfach in Ruhe, du hast für heute genug angerichtet!".
Harry stand da und sah mich düster an. „Ist das deine Masche? Vor Problemen davon zu laufen und fremde Männer zu küssen? Sehr nobel.", sagte er trocken.
Ich schnappte nach Luft, meine Hand schnellte schneller hoch als ich denken konnte, doch Harry fing sie ab und hielt sie mit eisernem Griff fest.
„Die hätte ich nicht verdient.", sagte er leise, seine Augen funkelten gefährlich und er drängte mich gegen meine Tür.
„Du hast ihnen alles erzählt, du hast mit mir gespielt!", rief ich aufgebracht und versuchte meine Hand zu befreien, Harry hielt sie weiterhin fest und funkelte mich an, ich bekam eine Gänsehaut, dieser Blick war eiskalt. Ich riss meine zweite Hand hoch um meinen Arm aus seinem Griff zu befreien, doch er hielt auch diese fest. Ich zitterte vor Wut und trotzte außer mir vor Zorn seinem Blick.
„Du hast Recht.", sagte er leise und ich sah ihn verwirrt an, „Ich mag den Gedanken wirklich nicht, dass du  jemand anderes küsst.". Ich schnappte nach Luft, mein Herz klopfte wild in meiner Brust und ich spürte das Verlangen, meine Hände aus seinem Griff zu befreien und in seinem Haar zu vergraben. Er musste die Veränderung in meinem Blick bemerkt haben, denn sein Gesichtsausdruck änderte sich ebenfalls. Er sah mich mit dunklen Augen an und trat näher an mich heran, er hatte meine Arme noch immer gefangen in seinen Händen, ich stand gegen die Tür gepresst und er sah unverblümt auf mich hinab.
„Frag mich ja nicht.", zischte ich ihm entgegen und ein kleines Lächeln huschte über seine Lippen, er ließ einen meiner Arme los, nur um ihn ebenfalls mit einer Hand zu halten. Mit seiner freien Hand, griff er nach  meinem Gesicht und zog es nach oben, er stellte eines seiner Beine zwischen meine, ohne seinen eisernen Blick von mir zu lösen.
„Ella.", sagte er leise mit rauer Stimme und senkte seine Lippen auf meine. Ich stöhnte leise auf, als er mich berührte. Heiße Schauer durchliefen meinen Körper und ein Verlangen, dass ich schon lange nicht mehr gespürt hatte, übernahm die Überhand. Ich presste ihm meinen Körper entgegen und er ließ meine Hände loß. Er zog mich eng an sich und drückte unsere Körper gegen dir Tür. Seine Zunge umspielte meine sanft, jedoch fordernd. Ich vergrub meine Hände in seinen Haaren und zog leicht daran, ein heißeres Stöhnen entglitt ihm und er packte mich hart an den Hüften. Es war der leidenschaftlichste Kuss den ich in meinem ganzen bisherigen Leben erlebt hatte. Ich legte meinen ganzen Schmerz und meine Verzweiflung hinein und  er küsste sie einfach weg. Als er sich von mir löste, stand ich atemlos da und starrte ihn mit wilden Augen an.
„Geh schlafen.", sagte er mit rauer Stimme, er hob seine Hand, wohl um mir über die Wange zu streichen, ließ sie aber auf halbem Weg sinken und drehte sich um, ich lehnte mich gegen meine Tür und schloss die Augen, ich hörte wie sich seine Tür schloss. Mein Herz pochte noch immer wild und mein Kopf schwirrte. Ich betrat mein Zimmer, schnappte mir meinen Morgenmantel und ging zielstrebig ins Badezimmer.

Das heiße Wasser der Dusche prasselte auf mich herab, ich stand mit geschlossenen Augen da und versuchte einen klaren Gedanken zu fassen. Bilder von Harry, wie er nackt in meinem Badezimmer in meiner Wohnung stand blitzten auf, ich spürte jede seiner Berührungen brennend auf meiner Haut, das Verlangen, dass ich eben als er mich geküsst hatte, verspürte, wurde immer stärker. Ich drehte das Wasser ab, trocknete mich ab und schlüpfte in meinen Morgenmantel. Bevor ich wirklich darüber nachdenken konnte, fand ich mich im Gang vor seiner Tür wieder....

One Direction - LOST DOESN'T MEAN ALONEWhere stories live. Discover now