DRAMA

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Ich steckte mein Telefon in die Dockingstation im Badezimmer und ließ mich in die Wanne sinken.
Beyonces Stimme hallte von den Wänden, als sie Halo sang. Ich atmete den Duft von dem Badeöl ein, es roch nach Jasmin.  Ich hatte also ein Date mit Harry. Oh mein Gott. Ich hatte ein Date mir Harry! Ich musste das doch Monica melden. Morgen, beschloss ich, die Wanne war viel zu gemütlich und es war doch schon viel  zu spät. Schaum bedeckte meinen nackten Körper und Beyonces traumhafte Stimme ließ mich schläfrig werden.
Es klopfte zaghaft an der Tür. Ich seufzte, natürlich hatte man keine ruhige Minute hier.
„Ich lieg in der Badewanne!", rief ich.
„Ich bin's!", hörte ich Perries Stimme, „Darf ich rein?".
„Ja, klar!", antwortete ich.
Sie trat ein und setzte sich neben die Wanne. Sie lächelte mich an, sie war ungeschminkt genauso schön wie letztens im Club.
„Hi.", sagte sie.
„Hi.", antwortete ich
„Zayn und Harry sind im Musikzimmer beschäftigt.", erklärte sie, „Ich hab eine Flasche Wein mitgebracht.", sie hielt mir eine Flasche Chardonnay vor die Nase und grinste, „Aber ich hab keine Gläser, also müssen wir aus der Flasche trinken.", ergänzte sie und öffnete die Flasche.
„Ich liebe Beyonce, Zayn hat bereits erzählt, dass du einen guten Musikgeschmack hast.", sie wirkte irgendwie nervös.
„Alles in Ordnung?", fragte ich sie und sie wurde rot.
„Zayn hat mir... er hat es mir erzählt.", gestand sie mir. Natürlich hatte er ihr es erzählt, ich seufzte.
„Macht nichts.".
„Als Monica hier letztes Jahr angefangen hat zu arbeiten, hat sie mir auch ordentlich zugesetzt, sie hat es sogar geschafft, dass Zayn und ich uns für ein paar Wochen getrennt haben. Ich hasse sie.", flüsterte sie. Ich sah sie erstaunt an, „Wieso arbeitet sie dann hier, wenn sie keiner mag?", fragte ich.
„Sie und Simon sind zusammen.", seufzte sie schwer.
Aha. Alles klar.
„Louis holt dich da raus!", sie lächelte zuversichtlich und ich nickte, „Ich weiß.".
„Perrie?"
„Hmm?"
„Ich habe am Samstagabend ein Date."
„Mit weeeeeem?", sie machte große Augen.
„Mit Harry.", gestand ich kleinlaut. Kleine Lachfältchen bildeten sich um ihre Augen.
„Weißt du schon was du anziehst?", fragte sie.
„Nein.", gab ich zu und trank einen großen Schluck aus der Flasche, „Ich weiß gar nicht was wir unternehmen.".
„Wir müssen shoppen gehen!", sie klatschte begeistert in die Hände, „Gleich morgen!".
„Ich hab aber nicht so viel Geld.", sagte ich peinlich berührt.
„Quatsch! Du hast doch Geld von der Band bekommen und soweit ich weiß, haben sie deine Schulden auch schon bezahlt. Ich starrte sie an.
„Was?", fragte ich laut.
Sie kicherte: „Du solltest genug Geld haben, Zayn hat mir erzählt, dass sie dein Konto ein bisschen auffrisiert haben.".
„Das kann ich aber nicht annehmen.", jammerte ich.  Perrie schnaubte: „Die haben doch genug, denen tut so eine kleine Summe nicht weh und ich glaube sie wären echt beleidigt, wenn du das Geld nicht annehmen beziehungsweise ausgeben würdest!".
Ich sank in die Wanne und trank noch einen großen Schluck aus der Flasche.
„Mein Leben ist seit ein paar Wochen wirklich verrückt.", seufzte ich und fuhr mir über die Stirn, schön langsam wurde es hier drin ziemlich warm.
„Ich komm' mal raus, setzen wir uns doch ins Wohnzimmer oder in mein Zimmer.", schlug ich vor und sie nickte und reichte mir ein Handtuch.
„Du hast ja ein Tattoo!", sagte sie erstaunt, als ich aus der Wanne stieg. Ich nickte. Tatsächlich, hatte ich mir vor einem Jahr das Wort Pride unter die linke Brust stechen lassen, es war winzig und man sah es nur, wenn ich nackt war.
„Das gefällt mir, es ist süß!", sagte sie.
„Danke.", antwortete ich, es war ironisch. Ich hatte mir das Tattoo stechen lassen und ein paar Monate später war mein Leben zu Bruch gegangen. Von Stolz war keine Spur mehr.

Niall saß im Wohnzimmer und skypte mit seiner Familie, als wir eintraten winkte er uns freudig zu sich. „Mum, das ist Ella, Perrie kennst du ja!", stellte er mich vor und ich winkte in die kleine Kamera.
Eine Frau mittleren Alters mit kurzen blonden Haaren und demselben breiten Lächeln wie Niall winkte zurück. „Freut mich dich kennenzulernen, Niall hat mir bereits sehr viel von dir erzählt, ich hoffe wir lernen uns bald persönlich kennen!", plapperte sie mit schwerem irischen Akzent, „Ich muss jetzt aber auflegen, Theo quengelt gerade und dein Bruder ist heute ausgegangen.", erklärte sie und verabschiedete sich. „Ich liebe dich Niall.", sagte sie und Niall antworte liebevoll: „Ich dich auch Mum!". Zuckersüß. Ich hatte nie so eine innige Bindung mit meiner Mutter, das war auch der Grund, wieso ich so früh ausgezogen war. Niall klappte seinen Laptop zu und musterte die halbleere Flasche in Perries Hand.
„Sehr elegant.", lachte er und streckte seine Hand danach aus.
„Die ist für uns! Hol dir deine eigene, wir machen einen Mädelsabend!", sagte Perrie streng, sie zwinkerte ihm zu als sie einen großen Schluck aus der Flasche nahm.
„Darf ich mitmachen?", bettelte Niall.
„Wir reden jetzt aber übers shoppen und über Männer.", warnte Perrie ihn, streckte ihm jedoch die Flasche hin.
„Na und?", Niall zuckte mit den Schulter, „Mir ist sowieso langweilig, ich hole noch eine Flasche und Gläser, dafür beschäftigt ihr mich mit eurem Mädchenkram. Vielleicht kann ich ja behilflich sein?".
„DEAL!", rief Perrie und klatschte mit ihm ein.
Er kam wenige Augenblicke später zurück, er hatte zwei Flaschen unter dem Arm und drei Gläser in der Hand. „Nur für alle Fälle.", zwinkerte er mir zu, als ich die  beiden Flaschen musterte.
„Also? Über welche Männer reden wir?", fragte er als er uns einschenkte.
„Wir reden über Harry. Ella hat am Samstag ein Date!", plapperte sie los. Ich schlug meine Hand vor meinen Mund, das wollte er sicher nicht hören. Er erstarrte mitten in seiner Bewegung und sah mich groß an: „Ach wirklich? Toll... freut mich..", sagte er wenig überzeugend.
Perrie blickte verwirrt zwischen uns hin und her, ihr ging anscheinend ein Licht auf: „Oh.", sagte sie nur und schnappte sich ein Glas. „Naja, eigentlich haben wir das Thema ja schon durch, wir überlegen nur was sie anzieht und wo er sie hinschleppt.". Sie machte die Situation wirklich nicht angenehmer.
„Wer ist Theo?", fragte ich um vom Thema abzulenken, sofort begannen Nialls Augen zu strahlen.
„Mein Neffe!", sagte er stolz und zog sein Telefon hervor um mir ein Foto zu zeigen.
„Oh der ist ja süß!", quietschte ich,
„Ja ein richtiger Horan eben!", prahlte Niall. Er zeigte mir weitere Fotos, der kleine war wirklich niedlich. Er hatte Nialls blaue Augen und anscheinend auch die gleiche Liebe zum Essen.
„Ich hasse es, dass ich ihn so selten sehe.", gestand er mir und blickte wehmütig auf sein Display.
„Schluss jetzt! Wir sind hier nicht zum Trübsal blasen!", unterbrach Perrie ihn.
Als wir die erste Flasche Wein geleert hatten, stießen Zayn und Liam zu uns.
„Wo ist Harry?", fragte Perrie und wackelte mit ihren Augenbrauen.
„Ich glaube er ist bei Gemma.", antwortete Zayn achselzuckend und zog Perrie auf seinen Schoß.
Wer zur Hölle war Gemma? Ich biss mir auf die Zunge um nicht zu fragen.
„ich geh eine rauchen.", sagte ich kurz angebunden und sprang vom Sofa auf. Ich setzte mich auf die Stufen vor der Haustür und zündete meine Zigarette an. Wer war Gemma? Wieso besuchte er jemanden um diese Uhrzeit?
„Gemma ist Harrys Schwester.", Niall setzte sich neben mir auf die Stufen.
Ich atmete erleichtert auf. „Ehm... ja.. ich weiß.", log ich, Niall zog seine Augenbrauen nach oben.
„Ach ja?", ich ignorierte seine Frage und starrte in den Sternenhimmel.
„Ihr habt also ein Date?", fragte er, ich zuckte zusammen.
„Ja.. ich glaube schon.", sagte ich leise, „Tut mir leid.".
„Dir muss nichts leidtun. Ich habe gesagt es ist für mich in Ordnung.", antwortete er.
Ich blickte ihn an, seine Augen sahen mich traurig an. „Es stimmt aber nicht.", es war hart die Wahrheit auszusprechen, aber ich wollte nicht so tun, als wären mir Nialls Gefühle egal.
„Ich bereue es, dass ich dich am Flugplatz nicht geküsst habe. Ich hatte kurz den Gedanken, aber ich war einfach wiedermal zu nett.", gestand er mir, „Wenn ich es getan hätte, dann hätte Harry es nicht tun können und vielleicht hätten wir dann ja ein Date.", er flüsterte die letzten Worte beinahe. Ich sah ihn ernst an.
„Ich weiß es nicht.", ich wusste es wirklich nicht, Niall war für mich ein Freund, ein herzensguter Mensch. Er war attraktiv und eigentlich viel mehr mein Typ als Harry, aber ich hatte nie darüber nachgedacht. Seine großen blauen Augen fixierten mich stumm. Ich hörte aus der Ferne das Geräusch eines Motors. Plötzlich spürte ich Nialls Hand an meiner Wange, ich saß wie erstarrt da. Er beugte sich zu mir und seine Lippen berührten meine sanft. Es war ein angenehmes Gefühl, aber es war einfach nicht das Feuerwerk, das meinen Körper durchfuhr, wenn Harry mich berührte. Das Licht eines Autos, das auf das Haus zufuhr, ließ uns auseinander schrecken. Es war Harry.
„Oh mein Gott.", flüsterte ich erschrocken. Er würde sicher nicht begeistert sein. Vielleicht hatte er uns gar nicht gesehen, dachte ich hoffnungsvoll. Doch meine Hoffnung wurde zerstört, als er aus dem Wagen sprang und auf uns zustapfte, seine Augen funkelten wütend, sein  Blick war starr auf Niall gerichtet. Niall saß da wie ein begossener Pudel. Harry baute sich vor uns auf. „Hallo.", sagte er kalt.
„Harry...", begann Niall, doch Harry hob seine Hand um ihn zum Schweigen zu bringen. „Ich wusste ja dass sie eigentlich auf blond steht.", er stürmte ins Haus und schlug die Tür hinter sich zu.
Ich ließ stöhnend meinen Kopf in meine Hände sinken. Verdammter Mist.
„Es tut mir leid Ella.", jammerte Niall, ich schüttelte den Kopf und murmelte in meine Hände: „Dir muss nichts leidtun.".
„Doch! Es tut mir wirklich leid! Ich weiß nicht was in mich gefahren ist. Aber... falls es dich beruhigt. Ich hab' nichts gespürt.". Verwirrt hob ich den Kopf, „Wie du hast nichts gespürt?".
„Naja... kein Kribbeln oder so. Ich meine der Kuss war schön, aber es war irgendwie so als würde man seine Schwester küssen. Das war seltsam.", er lachte nervös und fuhr sich durchs Haar. Ich atmete erleichtert auf. „Ging mir genauso.", antwortete ich kichernd. Er zog mich in seine Arme. „Ich kläre das mit Harry, das war meine Schuld.", murmelte er und sprang auf, ich folgte ihm ins Haus. Harry saß zwischen den anderen auf dem Sofa und trank Bier. Er blickte finster, betretendes Schweigen trat ein als wir den Raum betraten. „Harry, das war meine Schuld.", plapperte Niall drauf los, „Das war nur ein Experiment, aber wir haben beide festgestellt, dass da nichts ist.". Ich stöhnte auf, das würde ihn nicht besänftigen.
Harry sprang vom Sofa auf und knallte die Flasche auf den Tisch, Schaum spritzte über die Tischfläche und Perrie schrie erschrocken auf.
„Niall. Halt die Klappe.", zischte Harry, er sah wirklich wütend aus. Eine Mischung aus Freude, darüber dass er eifersüchtig war und Angst vor dem, was jetzt kommen würde, durchfuhr mich.
„NEIN!", rief Niall, „Ich habe sie geküsst. Na und? Ihr seid nicht zusammen und wie gesagt, es war nichts. Das wird nicht mehr vorkommen, wir sind nur Freunde!".
„DU WEISST GANZ GENAU DASS ICH SIE MAG!", schrie Harry, er stürmte auf Niall zu und bevor irgendjemand etwas unternehmen konnte, hatte er ihm eine verpasst. Niall stolperte zurück und hielt sich das Auge.
„OH MEIN GOTT!", schrie Perrie.
Liam sprang auf und wollte dazwischen gehen, doch Niall hob abwehrend die Hand.
„Schon gut. Die hatte ich verdient. Tut mir leid."
Harry stand schwer atmend da und betrachtete seine geballte Faust.
„Nein, Mann. Mir tut es leid.", sagte er leise. Seine Augen wurden weich und er sah Niall unsicher an.
„Schon gut.", murmelte Niall, er ging auf Harry zu und umarmte ihn.
Mein Blick auf die beiden verschwamm, ich konnte sie nicht mehr klar erkennen, irgendjemand schluchzte im Raum, ich wollte mich umsehen, aber mein Körper bewegte sich nicht.
„Ella?", Harrys Stimme drang zu mir durch. Ich spürte etwas Nasses auf meiner Wange. Oh. Ich war diejenige die weinte. Er kam auf mich zu und hob seine Hand. Das Bild, wie er auf Niall zustürmte und ihn schlug blitzte vor meinen Augen auf und ich zuckte zurück.
Harry stand da und sah mich geschockt an, er blickte auf seine Hand und dann wieder zu mir.
„Fuck.", murmelte er und fuhr sich nervös durch seine Haare, „Ella, bitte, hab keine Angst. Ich hab... das war...".
„Das war ein normaler Streit unter Männern, es tut nicht mal wirklich weh.", bekräftigte Niall ihn.
„Lasst sie gefälligst in Ruhe!", zischte Zayn plötzlich, er stellte sich zwischen Harry und mich und zog sich an sich, beruhigend streichelte er mir über den Kopf.
„Komm, wir gehen nach oben.", sagte er sanft und zog mich mit sich.
Ich stand unter Schock, ich war komplett stumm, mein ganzer Körper zitterte, Bilder von Ben und Harry vermischten sich vor meinen Augen. Ich bewegte mich wie ein Roboter die Treppe hinauf. Zayn lotste mich auf mein Bett, er setzte sich neben mich und strich mir wieder über mein Haar.
Er saß stumm da und strich mir über den Kopf, während ich weinte. Nach ein paar Minuten klopfte es zaghaft an der Tür. Zayn stand auf und eilte zur Tür, er öffnete sie nur einen Spalt. „Geh.", hörte ich ihn flüstern.
„Nein, ich muss mich entschuldigen.", hörte ich Harrys stimme drängen.
„Mach das morgen, gib ihr Zeit.", antwortete Zayn sanfter.
„Gut. Sag ihr dass es mir leid tut.", brummte Harry, Zayn schloss leise die Tür.
„Soll ich bei dir schlafen?", fragte er unsicher. Ich schüttelte den Kopf.
„Nein. Geh zu Perrie.", schluchzte ich.
In diesem Moment öffnete Perrie die Tür zu meinem Zimmer, sie durchquerte wortlos den Raum und zog mich in ihre Arme.
„Herzchen, ganz ruhig, atme tief durch.", ihre Stimme und ihre Umarmung waren warm und hatten eine beruhigende Wirkung auf mich.
Ich versuchte mich zu sammeln, es gelang mir tatsächlich. Ich löste mich aus ihren Armen und wischte mir über das Gesicht.
„Geht ruhig ins Bett.", sagte ich, doch beide schüttelnden den Kopf.
„Zu einem richtigen Mädelsabend gehört auch eine Übernachtungsparty!", sagte Perrie bestimmt und schlüpfte unter meine Decke. „Wo ist der Fernseher?", fragte sie mich und suchte den Raum ab.
„Niall hat ihr ein Bücherregal hingestellt aber keinen Fernseher.", lachte Zayn.
„Na gut, dann schlafen wir bei Zayn! Liebling, du musst heute wohl hier schlafen.", sagte sie und küsste ihn auf die Wange.
„Dafür bekomm ich aber eine Entschädigung!", zwinkerte Zayn ihr zu, sie verdrehte die Augen und kicherte.
„Komm Ella!", sie sprang aus dem Bett und zog mich hoch.
„Gute Nacht.", Zayn umarmte mich und küsste mich auf den Scheitel. Perrie bekam einen langen Gute Nacht Kuss, er flüsterte ihr etwas ins Ohr und sie lachte und küsste ihn, bevor sie mich mit sich aus dem Raum zog, auf die Nase. Was für ein Traumpaar, dachte ich.
Wir kuschelten uns in Zayns Bett und entschieden uns für Pretty Woman.
Es vergingen keine zehn Minuten und ich schlief tief und fest.

One Direction - LOST DOESN'T MEAN ALONEWhere stories live. Discover now