Kapitel 118

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Ich sah es ganz genau. Manu wollte mich gerade abholen und das Auto fuhr auch schon in meine Richtung, als plötzlich der Wagen vollkommen außer Kontrolle geriet. Mit kreischenden Bremsen schlitterte der Wagen über die Fahrbahn und kam einem nahe gelegenen Abgrund gefährlich nahe.
"Manu!", schrie ich verzweifelt, aber es half ja doch nichts. Er kam dem Abgrund immer näher und näher und schließlich kippte der Wagen über die Kante und fiel hinab. Alles schreien und weinen half nichts. Manu war samt Wagen hinab in die Tiefe gestürzt und war nun wohl schon tot. Genau wie es bei meinen Eltern gewesen war, erlebte ich diese Hölle noch einmal. Der Schmerz, dieser brennende Schmerz des Verlustes brannte mir in den Adern.
Ich wachte auf. Ich war schweißgebadet und atmete schneller und heftiger als es normal und auch wohl gesund war. Hastig blickte ich neben mich und konnte, als ich Manus Silhouette sah, schließlich ein wenig aufatmen. Diesem war es aber nicht verborgen geblieben, dass ich aufgewacht war. Langsam setzte er sich auf und sah zu mir.
"Was ist los?", fragte er noch ganz verschlafen. Meine Augen gewöhnten sich an die Dunkelheit und ich konnte ihn schließlich besser sehen. Tränen rannen mir über die Wange. Tränen der Erleichterung und Tränen des Schmerzes. Hastig umarmte ich Manu.
"He, was ist denn los?", er klang nicht mehr verschlafen sondern eher besorgt, sehr besorgt. Ich wäre wohl auch wütend gewesen wenn nicht, schließlich lag ich ihm zitternd und heulend im Arm. Beruhigend strich er mir über den Kopf, "Es wird alles gut", flüsterte er.
"Ich hab geträumt", presste ich zwischen all den Tränen die unkontrolliert aus mir heraus kamen hervor, "Ich hab geträumt du würdest sterben, bei einem Autounfall. Oh Gott, es war so furchtbar!", ich schluchzte laut, presste mir aber dann auch schon die Hand auf den Mund. Ich wollte keinen mit meiner Heul-Attacke aufwecken.
"Ich lebe noch, ich leben noch", flüsterte mir Manu immer und immer wieder zu.
"Ich weiß, Gott sei dank", ich sank nun komplett in Manus Arme und hing schlaff, wie ein nasser Sack da. Der Schrecken saß mir noch tief in den Knochen aber langsam beruhigte ich mich. Ich atmete wieder ruhig und hatte aufgehört zu weinen. Die Realität war wieder da und ich war noch nie so froh darüber gewesen.
"Geht es wieder?", erkundigte sich Manu bei mir und ich nickte. Ich rappelte mich auf und hielt nun etwas Abstand.
"Weißt du wie viel Uhr es ist?", fragte ich Manu schließlich. Der drehte sich um, beugte sich nach vorne und angelte nach seinem Handy.
"3 Uhr", stellte er schließlich fest. Für mich war das das Zeichen, um nach hinten um zufallen und schlagartig müde zu werden. Nur hatte ich tierische Angst vorm einschlafen. Was wenn ich wieder so beschissen träumte. Ich setzte mich wieder auf und starrte an die mir gegenüberliegende Wand.
"Was ist los?", Manu hatte das ganze wohl schon abgeschlossen und war wieder in einen müden Zustand gewechselt.
"Ich hab irgendwie Angst einzuschlafen.", murmelte ich. Ich seufzte und sah auf meine Finger.
"Sollen wir eine Runde um den Block gehen?", schlug er vor, "dann kommst du vielleicht auf andere Gedanken, verstehst du" ich nickte. Ohne, dass es weitere Worte brauchte standen wir auf und zogen uns leise um. Schleichend liefen wir bis zur Wohnungstür und waren schließlich, nach ein paar Stufen, draußen. Die kühle, aber angenehme Nachtluft strömte mir entgegen. Ich wurde mit jeder Sekunde wacher. Der Himmel war leider Wolken verhangen und so sahen wir keinen einzigen Stern. Ein paar Laternen spendeten Licht. Eine Laterne weiter hinten schien mehr oder weniger Kaputt zu sein, denn sie flackerte immer mal wieder auf, aber nie wirklich lange.
"Willst du heute nicht vielleicht Zuhause bleiben? Es ist Freitag und ich will dir ja nicht zu Nahe treten, aber du siehst ziemlich fertig aus.", sagte Manu, nach dem wir ein paar Meter gegangen waren. Ich zuckte die Schultern.
"ich glaube es wäre wirklich besser für dich", beharrte Manu.

"Ich kann aber nicht Zuhause bleiben nur wegen eines Albtraums", entgegnete ich. Manu schüttele den Kopf und blieb stehen. Er baute sich vor mir auf.

"Hör mal, du hast es dir verdient mal einen Tag auszuspannen. Du bist jedes Mal in der Uni, du könntest deine Studium danach eigentlich doch wirklich schon beenden."

Ich lachte auf, "Du bist ja witzig, von wegen beenden, noch nicht"
"Trotzdem kannst du morgen wirklich mal frei machen", er bestand weiterhin darauf und ich gab schließlich nach.
"Ist ja gut. Ich bleibe heute daheim." Manu nickte zustimmend und mit voller Überzeugung, dann gingen wir weiter.

Wir waren schon bald an der kaputten Straßenlaterne angekommen und so langsam wurde es mir irgendwie unheimlich. Ich zupfte an Manus Ärmel.
"Lass uns zurück gehen", sagte ich und er nickte, also machten wir auf dem Absatz kehrt und traten den Rückweg an.Es war auf einmal unheimlich gruselig und ich begann in jeden Schatten den ich sah, etwas hinein zu fantasieren. Jetzt würde ich dann doch lieber in meinem Bett liegen, als hier durch die dunklen Straßen zu wandern. Ich beschleunigte meine Schritte und Manu kam mir nach.
"Was ist los?", fragte er und erneut schwang Besorgung in seiner Stimme mit. Ein wenig tat er mir ja leid, musste sich die ganze Zeit Sorgen machen, nur weil ich paranoid wurde und einen Albtraum hatte.
"Ich weiß nicht", begann ich, "Aber irgendwie macht mir diese Dunkelheit gerade Angst" Manu nickte, er schien mich irgendwie zu verstehen und dann steigerte er das Schritttempo nochmal ein wenig. Wir hasteten regelrecht die Straße entlang, wahrscheinlich wegen nichts und wieder nicht. Der Rückweg kam mir um einiges länger vor als der Hinweg und als ich das Haus in dem wir lebten kurz vor mir hatte kam eine Welle der Erleichterung über mich herein. Ich atmete aus und fingerte schon mal in meiner Tasche herum, um meinen Schlüssel rauszukramen.
"Mist", murmelte ich, als ich ihn einfach nicht finden konnte.
"Was denn?", fragte Manu.
"Ich kann meinen Schlüssel nicht finden", sagte ich. Manu sah mich aus großen Augen an.
"Sag bloß du hast keinen mitgenommen", sagte er und begann selbst auch in seinen Taschen zu kramen in der Hoffnung, dass er vielleicht einen dabei hatte. Ich hatte nicht viele Taschen und so war ich schnell durch und schließlich war ich mir sicher. Ich hatte meinen Schlüssel oben vergessen und mein Handy noch dazu.

Sooou. Ganz schnell die Info. In mein Buch die Wahl rein sehen, falls ihr es noch nicht getan habt und wirklich nur für eins voten.
Ich hoffe euch hat das Kapitel so weit gefallen.
Also denne, haltet die Ohren steif.

Ein GLP in NotWhere stories live. Discover now