Kapitel 119

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"Na toll. Was machen wir denn jetzt?", seufzend ließ ich mich auf die Treppe fallen, die zur Haustür führte.
"Ehm...wie wäre es mit klingeln?", schlug Manu vor und hob die Hand Richtung Klingel. Ich sprang auf.
"Um Gottes Willen, bloß nicht!", schrie ich. Manu hielt inne und sah mich verdutzt an. "Das letzte Mal als ich nachts hier geklingelt habe, habe ich einen Vortrag von meiner Nachbarin bekommen. Die hat scheinbar super Ohren und ist noch dazu prima mit meiner Vermieterin befreundet, sie meinte sie würde sich beschweren wenn das nochmal passiert. Ich weiß ja nicht wie dicke die sind aber ich will nicht riskieren rausgeworfen zu werden wegen etwas Klingelns."
"Dann rufen wir eben Mary an", schlug Mani vor, bemerkte aber selbst schnell, dass das ohne Handy schlecht funktionierte.
"Kennst du Marys Nummer auswendig?", erkundigte er sich bei mir und als ich den Kopf schüttelte ließ er enttäuscht die Schultern hängen.
"Na super, ich die von Zombey auch nicht. Wir sitzen also fest."
"Sieht ganz danach aus.", ich sank wieder auf die Stufen und Manu setzte sich neben mir hin.
"Wie konnten wir aber auch so doof sein und den blöden Schlüssel vergessen", Manu schlug sich mit der flachen Hand gegen den Kopf.
"Ich hab keine Ahnung", antwortete ich.
"Sicher, dass wir nicht vielleicht doch klingeln sollten? Die kann dich doch nicht allen ernstes für so etwas raus werfen!", Manu klang verdammt überzeugend, aber nicht überzeugend genug, als dass ich es wirklich riskieren würde.
"Ich will wirklich lieber auf Nummer sicher gehen", erklärte ich ihm.
"Sollen wir jetzt also einfach warten bis uns jemand aufmacht?", Manu schien damit ganz und gar nicht zufrieden zu sein. Ich ja eigentlich auch nicht, aber wenn wir doch keine Chance hatten.
"Was willst du denn sonst machen? Hör mal, es dauert nicht mehr so lange, dann kommen wir zumindest rein, jeden Tag um fünf Uhr geht eine Rentnerin in der untersten Etage mit ihrem Hund Gassi, dann gehen wir rein."
"Und dann? Dann stehen wir oben vor der Haustür und können trotzdem nicht klingeln", Manu verschränkte die Arme vor der Brust.
"Naja, um sechs Uhr ist die reizende Nachbarin auch wach und dann können wir klingeln so viel wir wollen"
"Ich finde es ziemlich dämlich, dass du dir von irgend einer alten Schachtel vor sagen lässt, wann du in deiner eigenen Wohnung klingeln darfst und wann nicht.", Manu sah mich nicht an. War er jetzt ernsthaft wegen dieser ganzen Sache hier beleidigt? Ich schüttelte den Kopf. Das war doch auch mit seine Schuld, er hätte genauso gut an den Schlüssel denken können.
"Also wenn wir oben sind klopfe ich, wenn diese Schreckschraube dann jemanden nieder machen will, soll sie es mal bei mir versuchen", Manu spielte sich auf wie ein Held.
"Dann mach das, aber du kennst sie nicht. Die schaut dich an und du hast das Gefühl alles was du je in deinem Leben getan hast wäre falsch. Glaub mir, die Frau ist mehr als einfach nur gruselig. Sie ist über gruselig"
Manu winkte ab, "wenn du meinst. Aber ich komme mit der schon klar"
Ich sagte nichts mehr. Es gab einfach nichts mehr zu sagen, wenn er der Meinung war er müsste hier den Helden spielen sollte er das ruhig tun, ich würde mich dann aber einfach raushalten.
Fast zwei Stunden lang saßen wir auf der Treppe und schwiegen uns an. Irgendwann zwischendurch zog Manu mich an sich ran und ich legt meinen Kopf auf seine Schulter.
Pünktlich um fünf, wie jeden morgen, kam eine etwas rundliche ältere Frau mit ihrem kleinen Zwergpudel aus dem Haus. Sie staunte nicht schlecht, als sie mich und Manu da sitzen sah und sie staunte noch mehr, als ich sie stürmig umarmte, bevor ich und Manu rein stürmten.
Die Treppen hatten sich noch nie so kurz angefühlt wie dieses mal. Keine 10 Pferde würden mich heute zur Uni oder zur Arbeit bringen, ich würde gleich einfach in mein Bett fallen und erst einmal schlafen.
Wie angekündigt klopfte Manu laut an die Tür. Bei jedem Schlag zuckte ich zusammen und wartete schon auf die schneidende Stimme der geschätzten Nachbarin. Nichts passierte, nur eine verpennte und genervte Mary machte die Tür auf.
"Wer in Gottes Namen klopft um diese Zeit so verdammt penetrant an die Tür. Oh", sie starrte mich und Manu an, ich grinste verlegen, "was macht ihr denn da draußen? Ich hätte schwören können ihr würdet im Bett liegen", sagte sie verdutzt.
"Ich hatte heute Nacht schlecht geträumt und da sind wir kurz raus ab die frische Luft und naja, wir haben beide vergessen einen Schlüssel mit zu nehmen und dann standen wir da. Klingeln ging ja auch nicht, du weißt ja wieso" Mary nickte. Dann trat sie einen Schritt zu Seite und ließ uns rein.
"Also dann ihr beiden, ihr seid bestimmt müde, auf ins Bett", Mary klang für einen kurzen Moment wie May, was mir ziemlich Angst machte.
"Danke, tut mir leid, dass wir dich geweckt haben", entschuldigte ich mich, aber Mary winkte ab.
"Ist schon ok, in einer Stunde müsste ich ja so oder so aufstehen, jetzt komme ich wenigstens auf keinen Fall zur spät zur Arbeit. Was ist mit dir? Bleibst du Zuhause oder gehst du?"
"Ich bleibe Zuhause", ich streckte mich ausgiebig und gähnte einmal demonstrativ, "ich bin einfach nur müde und will ins Bett"
"Naja, ich will euch nicht davon abhalten, gute Nacht ihr beiden"
Wir verabschiedeten uns kurz von Mary und gingen dann Richtung Schlafzimmer. Dort angekommen zog ich meine Hose aus, als etwas klimpernd auf den Boden fiel.
"Nein", sagte Manu sofort, "das ist jetzt bitte nicht das was ich denke" ich bückte mich und hob das etwas auf, das mir gerade eben aus der Hosentasche gerutscht war.
"Doch", sagte ich und hob den Schlüssel hoch.
"Wieso hast du denn nicht dort nachgesehen!"
"Ich hab den normal nie in der Hosentasche. Oh gott, ich war so dumm"
"Wir hätten die ganze Zeit hoch gekonnt", Manu schüttelt den Kopf, "egal, ich rege mich da später drüber auf, jetzt will ich schlafen", und damit war er ins Bett gefallen und auch kurze Zeit darauf eingeschlafen, ich folgte ihm kurz danach.
So, ich hoffe es hat euch gefallen. Wenn alles gut geht kommt heute noch ein Tag Kapitel.
Also denne, haltet die Ohren steif.

Ein GLP in NotWhere stories live. Discover now