Kapitel 03

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Percy

Alle waren verwirrt. Waren diese Maskierten nur hergekommen, um Lou Ellen zu entführen? ›Was, bei allen Göttern, wollen sie von ihr?‹, fragte ich mich.

Chiron schnaubte, verschränkte die Arme vor der Brust und scharrte mit einem Vorderhuf. Währenddessen war Annabeth zu der jungen Campbewohnerin gelaufen, um sie zu trösten und beruhigen. So war meine Freundin, sie konnte so sanftmütig sein und kümmerte sich immer liebevoll um die jüngeren Halbblute im Camp. Aber in einer brenzlichen Situation oder in einem Kampf konnte man sich glücklich schätzen, sie nicht zur Feindin zu haben.

»Was machen wir nun? Sie befreien?«, fragte Will.

»Natürlich! Was denkst du denn? Ich melde mich freiwillig!«, rief Clarisse.

Dies überraschte mich nicht sonderlich. Die Tochter des Ares hatte schon lange keinen Auftrag erhalten. Wäre Mr. D noch hier, hätte er sie mit Sicherheit direkt losgeschickt. Schließlich war Clarisse eine der wenigen, dessen Namen er sich merken konnte, also eine seiner Lieblinge. Doch glücklicherweise hatte Zeus ihn wieder auf den Olymp beordert. Chiron äußerte sich nicht dazu, er schaute nachdenklich in die Runde, begutachtete jeden der anwesenden Heroen. Ich war froh, dass ich nicht in Chirons Haut steckte. Es war nicht gerade leicht zu entscheiden, wer am geeignetsten war. So viele starke und mutige Halbblute gab es im Camp, die sich bereits als Helden erwiesen hatten.

Die braunen Augen des Zentauren richteten sich auf mich. ›Bitte nicht! Habe ich nicht gerade erst Gaia besiegt?‹, konnte ich nur denken. Dies war einer der Nachteile, wenn der Trainingskoordinator große Stücke auf einem hielt. Außerdem würde ich das Camp ohne Annabeth nicht verlassen wollen.

Chiron setzte zum Satz an, wurde aber jäh unterbrochen, als jemand aus dem ramponierten Haupthaus trat.

Die roten Locken leuchteten strahlend hell im Licht der aufgehenden Sonne. Das Gesicht von Rachel Elizabeth Dare war jedoch versteinert und ihre grünen Augen wirkten so leblos. Sofort wusste ich, was passieren würde: Rachel sprach eine Weissagung aus.

»Zwei Halbblute gehen fern

Zur Gottheit, welche wacht über das Tor zur anderen Welt.

Der Schlüssel liegt in den Schatten verborgen,

Nur das Kind des Meeres kann ihm dorthin folgen.

Der fremde Ort voller Wissen und Macht,

Durch silbernes Haar ans Tageslicht gebracht.

Versteckt müssen sie unter ihnen wandeln

Und zusammen gegen das Dunkle handeln.«

Ein Murmeln ging durch die Reihen der Heroen. Ich bemerkte, wie Clarisse mich finster anfunkelte. Der Grund war einleuchtend, die Weissagung bezog sich möglicherweise auf mich. Das Kind des Meeres, mit hoher Wahrscheinlichkeit war ich damit gemeint. Soweit wir hier im Camp wussten, war ich das einzige, lebende Halbblut mit Poseidon oder Neptun als göttlichen Elternteil. Mein Dad hatte mir auch nichts erzählt, das vom Gegenteil sprach. Wenn ich recht behielt, dann wäre dies bereits die dritte Prophezeiung, in der ich drin vorkam. Zweimal war schon selten, doch dreimal? Eigentlich völlig ausgeschlossen. Das dachte vermutlich auch Chiron, dessen besorgter Blick auf mir ruhte.

»Was soll das denn jetzt bedeuten? Können diese Weissagungen nicht einmal genauer sein?«, rief Conner Stoll.

»Wir brauchen einen Auftrag!«, rief sein Bruder Travis.

Mittlerweile waren noch weitere Halbblute an das Haupthaus herangetreten. Diese stimmten zusammen mit den Stoll-Brüdern in laute Rufe ein. »Auftrag! Auftrag! Auftrag!«

Chiron hob seine Hände und bedeutete allen, ruhiger zu werden. »Nun gut! Laut der Weissagung sollen sich zwei Halbblute auf den Weg machen. Da Anspielungen auf ein Kind des Poseidons gemacht wurden, sollte Percy Jackson entsandt werden! Nimmst du den Auftrag an?«

Ich zögerte, dabei schaute ich Annabeth an. Mich überkam nicht wirklich große Lust, wieder ein Abenteuer zu bestreiten. Eigentlich wollte ich viel lieber die restliche Zeit der Ferien gemütlich im Camp verbringen. Doch was blieb mir anderes übrig? »Ich nehme an! Aber Annabeth wird mich begleiten!«

Der Zentaur nickte. Ich vermutete, er hatte sich bereits gedacht, dass ich diese Forderung stellen würde. »Damit seid ihr zu zweit, doch ein Einsatz sollte immer von drei Personen bestritten werden! Ich werde Mr. Underwood bitten, euch zu begleiten.«

Beinahe wäre ich in Jubelschreie ausgebrochen. Ich freute mich, dass Grover mitkommen sollte. Das Dreier-Gespann geht wieder zusammen auf eine Mission. Das erinnerte mich an mein aller erstes Abenteuer, kurz nachdem ich erfahren hatte, dass ich ein Halbblut war.

Treffen der Helden (Percy Jackson/Harry Potter Crossover)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt