Kapitel 09

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Percy

»Wie meint Ihr das? Euer Fehler?«, fragte ich vorsichtig.

Hekate setzte sich wieder auf den Baumstamm. Ihr Blick war immerzu auf den Boden gerichtet. Sie trug ein Geheimnis mit sich, worüber es ihr schwerfiel zu reden.

»Wisst ihr, die Magie ist sehr stark. Sie ist zugleich heilend als auch vernichtend. Die Zauberer können den Göttern zwar nichts anhaben, aber ihr habt vielleicht bemerkt, wie viel sie euch entgegen zu setzten haben.«

»Ich verstehe! Ich konnte sie mit Springflut nicht verletzen. Nicht einmal einen Kratzer.«

»Weil sie im gewissen Sinne noch normale Menschen sind«, vervollständigte Annabeth meine Gedanken. »Himmlische Bronze oder kaiserliches Gold können ihnen nichts anhaben.«

»Und durch die Zaubersprüche können sie besser auf Distanz kämpfen. Es ist sehr schwer, nah an sie heranzukommen.«

»So ist es. Nun stellt euch jemanden vor, einen Zauberer, der die Stärke und Macht eines Halbgottes hat.«

Annabeth neben mir japste nach Luft. »Bei den Göttern! Das wären sehr starke Gegner, die sogar den Göttern gefährlich werden können. Ihr habt nicht wirklich...«, sie hielt inne, als sie den trüben Blick von Hekate sah. »Wie viele?«

»Zwei! Und ich bereue diese Fehltritte zutiefst. Das erste Mal war um das Jahr 1881 herum. Ich erinnere mich noch gut an seine blauen Augen, die mich so sehr fasziniert haben. Er war intelligent und sehr interessiert an der Geschichte der Magie, wie sie ihren Anfang genommen hatte und die Entwicklung. Ich habe Percival sehr gemocht und so kam eins zum anderen. Als ich erfuhr, dass er verheiratet war, verließ ich ihn und ließ unseren Sohn bei ihm. Doch ich verschwand nicht ganz, ich wollte sehen, dass es dem Kind gut ging. Percivals Ehefrau schien nicht begeistert, zog den Jungen aber als ihren Sohn auf, da sie sich schon lange ein Kind wünschte. Sie gab ihm seinen Namen: Albus.«

»Und das zweite Mal?«, fragte Annabeth.

»Es passierte ungefähr 45 Jahre später. Dieser Mann war anders als die anderen seiner Art. Etwas düsterer, so wie meine ersten Schüler. Ich habe sehr viel Zeit mit ihm verbracht. Er lernte viel von mir, er schaffte es sogar den Nebel ansatzweise zu manipulieren. Mit ihm vergaß ich, dass ich eine Göttin bin. Fühlte mich ihnen zugehörig. Die Welt der Gottheiten wurde mir immer fremder, etwas was mir als Göttin niemals geschehen darf. Der Olymp war weit fort, hatte seinen neuen Platz in Amerika gefunden, doch ich blieb weiterhin in der Alten Welt. Morfin war überglücklich, als ich ihm einen Sohn gebar. Aber die Geburt hatte mich sehr geschwächt, mir fehlte die Kraft, die die Nähe zum Olymp mir gab. Mir blieb also nichts anderes übrig, als der Alten Welt den Rücken zu kehren. Den Abschied verkraftete Morfin nur sehr schwer. Er bat seine Schwester Merope das Neugeborene zu adoptieren, die bereits mit einem normalen Menschen verheiratet war. Sie tat es. Was weiterhin mit dem Jungen geschah, weiß ich nicht.«

Ich traute mich nicht ein Wort zu sagen. Es war erstaunlich, dass sie uns so viel anvertraute. Das hätte ich niemals erwartet. Aber das bereitete uns nur noch mehr Probleme. Es gab zwei Personen, die halb Zauberer und halb göttlich waren. Vielleicht war es auch nur noch einer. Der Erste war vor über hundert Jahren geboren worden. Aber wer weiß schon, wie alt diese Zauberer werden konnten. Wir Halbgötter konnten ein stolzes Alter erreichen, wenn wir nicht gerade von einem Monster getötet wurden. Die Schicksalsschwestern waren nicht immer gnädig mit uns. Im Camp waren wir am sichersten. Sobald wir dieses verließen, konnte man uns als verloren abstempeln.

Hekate schaute uns durchdringend an. Nun kannten wir die ganze Geschichte, doch wie ging es weiter? Ob die Göttin Rat wusste? Nach ihrem Blick zu schließen war dies noch nicht alles gewesen.

Grover stieß sich von dem Baumstamm ab und trat auf Hekate zu. Die ganze Zeit über hatte er sich kaum bewegt und keine Miene verzogen. »Also müssen wir nur diese Zauberer aufspüren, die Lou Ellen entführt haben«, sagte der Satyr.

»Sehr witzig, Ziegenknabe! Wie sollen wir bitteschön in die Alte Welt kommen? Es ist ja nicht so, dass wir einfach in ein Flugzeug steigen können und irgendwo in Europa fragen können, wo die nächsten Zauberer leben«, merkte Annabeth an.

Ich erschauderte. Alleine bei dem Gedanken ans Fliegen lief es mir eiskalt den Rücken hinunter. Keine zehn Bronzestiere würden mich in ein Flugzeug bekommen. Als Sohn des Poseidon war ich auf dem Boden und im Wasser am sichersten. Der Luftraum gehörte Zeus und er war von mir, seinem Neffen, kein allzu großer Fan.

Nico machte ein ebenso besorgtes Gesicht wie ich. Auch er wollte nicht fliegen. »Ist doch ganz klar!«, rief er plötzlich. »Der Schlüssel liegt in den Schatten verborgen, wir müssen per Schattenreise ans Ziel kommen. Aber wir sind zu viert und es ist eine weite Strecke. Ich weiß nicht, ob ich das schaffe.«

Ich war erstaunt. Wenn das so weiter ging, würde Nico die Prophezeiung alleine entschlüsseln.

Wir schauten Hekate fragend an, die uns lächelnd antwortete. »Ich werde euch den nötigen Anschwung geben, damit ihr es an euer Ziel schafft. Ihr solltet nach Schottland in Großbritannien. Dort gibt es einen Ort, an dem ihr Hilfe findet. Aber ihr müsst bedenken, dass die Götter dort keinen Einfluss haben. Ihr seid dort auf euch gestellt und somit geschwächt. Lernt dort auf andere Weise stark zu werden.«

Hekate bedeutete uns, auf sie zu warten, denn sie hatte ein Geschenk für uns. Als sie zurückkam, hielt sie Annabeth, Nico und mir drei hölzerne Stäbe hin. Jeder von ihnen sah anders aus, dennoch ähnelten sie sich.

»Diese Zauberstäbe stammen aus dem Holz der Fichte auf dem Half-Blood-Hill«, erklärte die Göttin. »Zeus erlaubte mir, ein paar Äste zu sammeln. Sie sollten euch zusätzlichen Schutz geben.«

Wir nahmen die Zauberstäbe dankbar an. Wir würden sie an dem Ort gut gebrauchen können, zu dem wir uns nun auf den Weg machten, teilte sie uns noch mit.

Höflich verabschiedeten wir uns von Hekate. Sie war uns eine große Hilfe gewesen.

Ich sah noch, wie sie sich in ihre Höhle zurückzog, während Nico sich für die Schattenreise bereit machte. Die zu überwindende Distanz war groß, ich würde Nico mit meiner Kraft unterstützen müssen, genauso wie Hekate es aus dem Verborgenen tat. Diese Art des Reisen war schließlich nicht ganz ungefährlich. Doch ich war zuversichtlich. Wir würden heil in der Alten Welt ankommen und es schaffen Lou Ellen zu befreien.

Treffen der Helden (Percy Jackson/Harry Potter Crossover)Where stories live. Discover now