Kapitel 15

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Hermine

»Meinst du, er ist sauer?«, fragte Ron kleinlaut, der sich hinter mir her bewegte, während wir uns zwischen all den anderen Schülern zum Vertrauensschülerabteil quetschten.

»Wer?«, gab ich zurück.

»Na, Harry natürlich!«

Ich verdrehte die Augen, sodass er es nicht sehen konnte. »Mach dir keine Gedanken. Er wird sich damit schon abfinden. Außerdem können wir es eh nicht ändern.«

So richtig schien ich Ron nicht überzeugt zu haben, denn er schlurfte mit getrübten Blick hinter mir her. Noch immer verstand ich nicht, warum ausgerechnet Ron Vertrauensschüler geworden war. Mit Harry wäre es bestimmt etwas besser geworden. Aber jetzt musste ich mich wohl mit dem rothaarigen Kerl abfinden.

Wir erreichten das Vertrauensschülerabteil, wo bereits die beiden Schulsprecher und ein paar der anderen Vertrauensschüler warteten. Es waren aber noch nicht alle da. Ich sah, dass Ernie Macmillan und Hannah Abbott sich angeregt mit der Schulsprecherin unterhielten, die ebenfalls aus Hufflepuff kam. Am Fenster saß Anthony Goldstein und sein blondes Haar leuchtete golden in der Sonne. Er nickte uns kurz zu, als wir uns neben ihn setzten. Die Ravenclaw-Vertrauensschülerin fehlte noch und beide aus Slytherin. In diesem Moment trat Padma Patil in den Raum. Ihre schwarzen Haare hatte sie hochgesteckt. Sie sah ihrer Schwester Parvati zum Verwechseln ähnlich. Ron neben mir versteifte sich ein wenig bei ihrem Anblick. Seit dem Weihnachtsball im letzten Jahr war die Situation zwischen ihnen leicht eisig. Kein Wunder, denn obwohl der rothaarige Kerl neben mir ihr Begleiter gewesen war, hatte er sich kaum um sie gekümmert. Oder eher gesagt: nicht beachtet. Zwar hatten sie sich wieder etwas vertragen, nach Rons heldenhafter Tat im Schwarzen See, doch ein Mädchen vergisst nie, wenn ein Junge sie quasi sitzen lässt.

Ich stieß Ron meinen Ellenbogen in die Rippen, damit er aufhörte, Padma anzustarren. Er schüttelte den Kopf und schaute dann auf seine an den Kanten bereits kaputten Schuhe. Ich lächelte leicht vor mich hin. Irgendwie war es süß, wenn er so verlegen war.

Ich hörte, wie sich die Abteiltür ein weiteres Mal öffnete und dann ein verächtliches Schnauben.

»Was soll das denn? Wer gibt den Weaselbee freiwillig so viel Verantwortung?«, ließ es Draco Malfoy lauthals ertönen. »Ich hätte jetzt eher mit Dumbledores Liebling Potter gerechnet als mit dem da«, sagte er zu Pansy Parkinson, die ebenfalls das Vertrauensschülerabzeichen trug.

Plötzlich klatschte der Schulsprecher aus Ravenclaw in die Hände. »Da wir nun alle hier sind, setzt euch bitte, damit wir anfangen können!«

Ricarda Hain, die großgewachsene, blonde Schulsprecherin, warf ihren langen, geflochtenen Zopf zurück und ergriff dann das Wort. Sie erklärte uns, was wir alles als Vertrauensschüler zu tun hatten und gab uns Anweisungen, was nach der Begrüßungsfeier auf uns zukam. Dabei schaute sie jeden Einzelnen mit ihren blauen Augen an. Man konnte ihr gut folgen, denn ihre sanfte, klare Stimme war keinesfalls zum Einschlafen.

Nachdem wir alle Informationen erhalten hatten, leerte sich das Abteil schnell. Alle wollten schnellstmöglich wieder zu ihren Freunden zurück und mit ihnen die restliche Fahrt verbringen. Auch ich nahm schnell meine Sachen und ignorierte Krummbeins Fauchen, als ich ihn durch die Tür scheuchte.

Draußen auf dem Gang begegneten wir erneut den Slytherin-Vertrauensschülern.

»Hey, Weasley, glaubt Potter immer noch, dass Du-weißt-schon-wer zurück ist? Vielleicht hat er jetzt auch einen Dschinn gesehen, von dem er dir mehr Hirn gewünscht hat«, kicherte Pansy süffisant.

»Halt bloß das...«

»Ron, lass es! Ignoriere ihn einfach, sonst bekommst du nur wieder Probleme.«

Ron schnaubte, ließ es aber gut sein. Wir quetschten uns an Draco und Pansy vorbei und ließen sie hinter uns. Wir erreichten das Abteil, wo bereits eine kleine Party stattfand. Ron ließ sich gleich neben Harry auf den Sitz fallen und begann an einem Schokofrosch zu knabbern. Wieso mussten Jungs immer ans Essen denken, schon im Gang hatte er vor Hunger rum gequengelt. Ich setzte mich zwischen Ginny und Luna Lovegood.

Wir erzählten den anderen, wer in diesem Jahr alles Vertrauensschüler war. Über Draco waren wir alle nicht begeistert. Die Sache machte es auch nicht besser, als Draco kurze Zeit später in unserem Abteil auftauchte, flankiert von den zwei Idioten Crabbe und Goyle.

»Was gibt's?«, fragte Harry, der schon jetzt entnervt und bereit für einen Kampf klang.

»Benimm dich, Potter, oder ich muss dir eine Strafarbeit verpassen. Du siehst, dass ich im Gegensatz zu dir zum Vertrauensschüler ernannt wurde, was heißt, dass ich im Gegensatz zu dir die Befugnis habe, Strafen zu erteilen.«

»Ja, aber du bist im Gegensatz zu mir ein Mistkerl, also raus hier und lass uns in Ruhe.«

»Übrigens sieh dich vor, Potter, weil ich dir auf den Fersen bleibe wie ein Hund, falls du aus der Reihe tanzen solltest«, sagte Malfoy grinsend.

Bis hierhin fand ich die Situation noch lustig, wie Harry sich gegen Draco wehrte, doch das Folgende stimmte mich eher wütend. Die Anspielung auf Sirius seitens Malfoys war gefährlich. In Harrys Blick konnte ich sehen, dass er es auch wusste. Ich knallte die Abteiltür hinter den Dreien zu.

Die anderen unterhielten sich seelenruhig weiter und Ron stopfte sich einen weiteren Schokofrosch in den Mund. Ich war leicht nervös und Harry schien es ebenso zu gehen. Wie viel wusste Draco? Wir blieben still, sagten zu dem Thema kein Wort. Konnten wir auch nicht, solange Neville und Luna anwesend waren.

Die Zeit verging und irgendwann war es so weit, dass wir uns umziehen mussten, denn wir erreichten Hogwarts bald.

Es wurde lauter im Zug, als dieser langsamer wurde. Alle standen auf und suchten ihr Gepäck zusammen.

»Ron schnell, wir müssen uns beeilen. Wir sollen doch das Aussteigen mit beaufsichtigen!« Eilig wand ich mich an die anderen. »Könnt ihr euch um Krummbein und Pigwidgeon kümmer?«

»Klar, kein Problem!«, sagte Ginny mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen.

Ich nickte ihr dankend zu und zog dann Ron hinter mir her aus dem Abteil.

Draußen hatte es geregnet und der Bahnsteig war leicht rutschig. Wir achteten darauf, dass alles gesittet vonstatten ging. Irgendwann verlor ich Ron, doch ich war zuversichtlich, dass wir uns an den Kutschen wiedertreffen würden. Ich machte mich auf den Weg dorthin. Mittlerweile war mir kalt und ich zitterte leicht am Körper. Es wurde Zeit, dass ich ins warme Schloss kam.

Treffen der Helden (Percy Jackson/Harry Potter Crossover)Where stories live. Discover now