Kapitel 05

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Annabeth

Quietschend hielt die Kutsche der Verdammnis in der Straße, in der Sally Jackson wohnte. Zuerst ließ ich die Jungs aussteigen, ich gab den grauen Schwestern die verlangten Drachmen und verließ ebenfalls das Taxi. Erleichtert beobachtete ich, wie das Gefährt sich in Gang setzte und sich dann in Rauch auflöste.

Ich schaute zu Percy, der mit bleichem Gesicht gegen eine Laterne lehnte. Unwillkürlich musste ich schmunzeln. Trotz allem, was er bereits mitgemacht hatte, konnte ihm eine kurze Fahrt in der Kutsche doch an die Nieren gehen. Mein Algenhirn war einfach unverbesserlich. Wenigstens hatte er keinen Grünstich wie Grover.

»Geht es euch wieder gut?«, fragte ich, als beide Gesichter langsam wieder eine normale Farbe bekamen.

»Du kannst gut reden. Wieso hat dich die Fahrt nicht so mitgenommen?«, meckerte der Satyr.

Ich tat diesen Kommentar nur mit einem Schulterzucken ab. Sollte er doch denken, dass es mir nichts ausgemacht hatte, obwohl mein Magen etwas rebellierte. ›Nur jetzt keine Schwäche zeigen‹, dachte ich. Diese Genugtuung wollte ich Grover nicht geben.

Percy stieß sich von der Laterne ab und nahm meine Hand. »Kommt, lasst uns gehen«, sagte er sanft.

Wir stiegen die Treppen des Apartmenthauses hoch und Percy klingelte an einer Tür. Eine Frau mit langen, braunen Haaren öffnete uns.

»Hi, Mum!«

»Oh, Percy! Das ist aber eine Überraschung. Ich dachte, wir sehen uns erst kommenden Monat.«

»Die Pläne haben sich etwas geändert.«

Sally zog ihren Sohn an sich. Dann kam sie zu mir und umarmte mich ebenfalls. Es war schon eine Selbstverständlichkeit, für sie gehörte ich zur Familie.

In der Küche nahmen wir alle an dem runden Tisch Platz.

»Wo ist Paul?«, fragte Percy interessiert.

»Ihr habt ihn gerade verpasst. Vor etwa zehn Minuten ist er los, um Besorgungen zu machen. Aber nun sagt schon, was euch her führt!«

»Naja...«, fing der Halbgott an. »Wir haben einen neuen Auftrag angenommen. Ich wollte dir Bescheid geben, dass sich die Mission vielleicht etwas hinziehen könnte.«

Sally, die gerade Getränke auf den Tisch stellte, schaute ihren Sohn schockiert an. »Aber du bist doch gerade erst wieder in deinem normalen Alltag angekommen. Dass ihr aus Europa zurückgekehrt seid, ist noch gar nicht so lange her. Kann nicht ein anderer den Auftrag übernehmen? Die Schule fängt auch bald wieder an. Das sollte Vorrang haben.«

»Eine Camp-Bewohnerin wurde entführt. Sie brauch unsere Hilfe«, schritt ich ein.

»Und Percy ist der beste Heros, den wir haben. Der größte Held unserer Zeit«, stimmte Grover eine Lobeshymne an.

»Das weiß ich doch! Und Percy, ich bin sehr stolz auf dich, du hast Großes geleistet. Trotzdem mache ich mir Sorgen. Irgendwann wirst du noch getötet.«

Percy versuchte, seine Mutter zu beruhigen, was ihm einigermaßen gelang.

Ich konnte Sally gut verstehen. Unsere bisherigen Missionen waren immer gefährlich gewesen und wir waren nur knapp dem Tod entronnen. Auch ich hatte Angst ihn eines Tages zu verlieren. Aber trotzdem waren die ganzen Kämpfe und Missionen ein Teil von uns. So war nun mal das Leben der Halbgötter.

Sally verließ die Küche, um etwas zu holen, was Percy mitnehmen sollte. Nachdem sie aus dem Raum war, schaute ich zu Percy. Sein Blick war getrübt und ich kannte den Grund dafür. Er hasste es, seiner Mutter Sorgen zu bereiten. Liebevoll legte ich meine Hand auf seine. Ich signalisierte ihm, dass ich bei ihm war und ihm beistehen würde. Ein unzertrennliches Team. Natürlich hasste man es, wenn Eltern wegen den Kindern Kummer hatten, doch so war es nun einmal. Sally würde sich mit der Zeit wieder beruhigen.

Ein lauter Aufschrei drang aus dem Nachbarraum. Sally! Percy, Grover und ich sprangen auf und rannten zu ihr. Mein Freund hatte Springflut gezogen.

»Was ist passiert?«, rief er aufgeregt.

»Da ist jemand auf der Feuertreppe«, erklärte Sally. »Im ersten Moment dachte ich, es sei ein Einbrecher.«

Percy ging zu dem Fenster und schaute hinaus. Plötzlich fing er an zu lachen und öffnete das Fenster.

»Keine Angst!«, sagte er, während ein schwarzhaariger Junge hinein stieg. »Es ist nur Nico.«

Treffen der Helden (Percy Jackson/Harry Potter Crossover)Where stories live. Discover now