Kapitel 13

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Percy

»Es ist Zeit aufzustehen«, weckte mich die strenge Stimme der Krankenschwester.

Die ganze Nacht über hatte ich Annabeths Hand nicht losgelassen. Ihre sturmgrauen Augen schauten mich direkt an. In ihrem Blick lag Sorge. Sorge, ob mich wieder ein Albtraum heimgesucht hatte. Doch so war es nicht gewesen. Nach langer Zeit hatte ich wieder einmal in Ruhe schlafen können, ohne dass mich irgendwelche Träume nervten.

Ich setzte mich auf und warf einen Blick auf Nico. Seine Augen waren noch fest verschlossen, doch seine Verletzungen im Gesicht waren quasi verschwunden oder gut abgeheilt. Madam Pomfrey hatte ganze Arbeit geleistet.

Diese huschte zwischen den Betten hin und her, strich Laken glatt und schüttelte Kopfkissen auf. Dann kam sie wieder zu uns hinüber und begutachtete Annabeths Bein. »Das sieht doch wieder ganz gut aus. Bitte, vorsichtig belasten! Aber laufen können Sie wieder!«

Ich sprang aus dem Bett und streckte mich einmal ausgiebig. Ich war voller Energie. Wäre ich in diesem Moment im Camp Half-Blood gewesen, so wäre ich auf den Trainingsplatz geeilt und hätte ein paar neue Kampfpositionen mit dem Schwert geübt. Aber hier mussten wir uns ja so unauffällig wie möglich verhalten, so war es jedenfalls Hekates Wunsch gewesen. Vielleicht fand ich hier einen geheimen Platz, wo ich trainieren konnte – wenn der Fall eintrat, dass wir hier länger blieben.

In diesem Moment öffnete sich eine Seite der Flügeltür und der alte Mann in dem purpurfarbenen Gewand trat ein. Er lächelte, als er sah, dass Annabeth wieder ohne Probleme auf beiden Beinen stand. »Wie ich sehe, hat Madam Pomfrey wieder reife Arbeit geleistet. Nun können wir vielleicht bei einem schönen Frühstück miteinander reden.«

Wie aufs Stichwort kam die Krankenschwester mit Frühstückstabletts, die sie uns auf kleine Tischchen neben unseren Betten stellte. Ich setzte mich im Schneidersitz auf mein Bett und zog mir das Tablett heran. Auf einem Teller lag eine Scheibe Brot mit Schinken und aus einem dampfenden Schälchen vernahm ich den Geruch von Rührei. Ich schnappte mir die Gabel und wollte mir schon den ersten Bissen in den Mund schieben, als ich in meiner Bewegung verharrte. Ich hatte fast etwas Wichtiges vergesse. Im Camp gaben wir immer einen Teil unseres Essens in ein Feuer, als Opfer für die Götter. Doch in diesem Moment würde es etwas merkwürdig erscheinen, wenn ich ein Feuer entfachte und mein Essen verbrannte. Annabeth neben mir zögerte ebenfalls. Ich fand keine andere Lösung, als meine Augen kurz zu schließen und ›Verzeiht mir, oh ihr Götter des Olymps, doch mir ist eine Opfergabe gerade nicht möglich‹, gen Himmel zu beten. Danach ließ ich mir den herzhaften, leicht salzigen Geschmack des Rühreis auf der Zunge zergehen.

Währenddessen hatte sich der Professor mit seinem Zauberstab einen Lehnstuhl aus dem nichts herauf beschworen. Jetzt saß er da und schaute Annabeth und mich abwechselnd über die Gläser seine Brille hinweg an.

Ich schluckte meinen momentanen Bissen hinunter und wand mich dann dem Mann zu. »Nun gut. Wer sind sie und wo genau sind wir hier gelandet?«

»Nun, mein Junge, dasselbe könnte ich euch auch fragen. Schließlich seid ihr die Fremden hier«, lachte er. »Ich bin Albus Dumbledore und der Schulleiter der Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei. Dies ist demnach Schloss Hogwarts. Dürfte ich denn jetzt auch eure Namen erfahren?«

Namen konnten gefährlich sein, man sollte aufpassen, wen man seinen anvertraute. Der Mann vor ihnen hatte ihnen seinen genannt, da war es nur höflich, dass sie sich auch vorstellten. Außerdem hatte er uns in das Schloss eingeladen und dafür gesorgt, dass unsere Wunden versorgt wurden. Ich vertraute ihm, obwohl wir ihn kaum kannten. Es lag an seiner Ausstrahlung, dass ich bei ihm kein schlechtes Gefühl hatte. »Das ist Annabeth Chase und ich bin Percy Jackson. Dort im Bett liegt Nico di Angelo. Wir kommen aus Amerika.«

»Sehr interessant«, sagte Albus Dumbledore und strich sich dabei über seinen langen Bart. Er warf einen Blick auf Madam Pomfrey, erst als sie den Raum verlassen hatte, sprach er weiter. »Für Halbgötter seid ihr sehr weit gekommen. Hätte nicht gedacht, dass ihr direkt in unserem Wald landet.«

Ich verschluckte mich an dem Kakao, den ich mir gerade an die Lippen gesetzt hatte. Und auch meine Freundin japste auf.

»Woher wisst Ihr davon«, hakte sie direkt nach.

Der Professor zog einen Zettel aus seinem Umhang und hielt ihn in die Höhe. Ich konnte ein Symbol erkennen: eine Fackel gekreuzt mit einem Schlüssel. Das Zeichen der Hekate.

»Ähm... Sie ... Sie kennen Hekate?«, stotterte ich.

»In dem Brief schreibt sie, dass sie euch von mir erzählt hat. Mein Vater war Percival Dumbledore, Hekate ist meine leibliche Mutter.«

»Aber dann müssen Sie ja schon über hundert Jahre alt sein«, rutschte es mir einfach raus.

Albus Dumbledore fing an zu glucksen. Ich schien ihn mit meiner Art amüsiert zu haben. »Ich kann mich über mein Alter nicht beklagen«, antwortete er schließlich.

Annabeth meldete sich wieder zu Wort. »Was wird jetzt mit uns passieren? Wir glauben, dass unsere Mission hier auf Antworten stößt.«

»Fürs Erste werdet ihr hierbleiben. Bald beginnt hier das neue Schuljahr. Es wäre weise, wenn ihr euch als ganz normale Schüler ausgebt. In Amerika gibt es die Ilvermorny-Schule, wir werden einfach behaupten, ihr seid Austauschschüler von dort. So etwas gab es zwar noch nie, doch irgendwann muss ja mal das erste Mal sein. Ich hoffe, ihr habt die Zauberstäbe noch, die ihr von Hekate erhalten habt.« Annabeth und ich nickten bestätigend. »Das ist gut. Bis die Schüler eintreffen, werdet ihr in den Grundlagen unterrichtet. Seid ihr damit einverstanden?«

Wir stimmten zu. Was blieb uns denn anderes übrig? Die Prophezeiung hatte uns hierhin geführt. Also musste es hier etwas geben, dass uns helfen würde Lou Ellen zu befreien. Das würde eine spannende Zeit hier werden. Statt auf einer normalen Schule meinen Abschluss zu machen, würde ich in Zauberei unterrichtet werden. Das könnte nur heiter werden.

Treffen der Helden (Percy Jackson/Harry Potter Crossover)Where stories live. Discover now