Kapitel 06

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Nico

»Was führt dich her?«, fragte Percy mich.

»Ich habe Will im Camp besucht. Er hat mir von der neuen Weissagung und eurem Auftrag erzählt. Ich dachte, ich könnte euch vielleicht helfen.« Alle schauten mich verwirrt an, also sprach ich zögernd weiter. »Naja... Ihr müsst ja Hekate finden und ich bin ihr vor Kurzem begegnet.«

»Hekate?«, sagte Percy, der noch verwirrter dreinblickte.

»Aber natürlich! Das ich da nicht selbst drauf gekommen bin«, rief Annabeth in diesem Moment. »Zur Gottheit, welche Wacht über das Tor zur anderen Welt. Hekate ist bekannt als Göttin der Magie, Theurgie und Nekromantie. Aber auch der Wegkreuzungen, Schwellen und Übergänge. Sie ist die Wächterin der Tore zwischen den Welten.«

Ihnen ging allen ein Licht auf. Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen, bei dem Gedanken daran, dass mir etwas schneller eingefallen war als der Tochter der Göttin der Weisheit. Und ich war froh, dass ich ihnen eine Hilfe sein konnte.

Ich berichtete, dass Hekate sich in einer Höhle im Shenandoah National Park befand. Ich war ihr dort begegnet, als ich mich auf einem meiner Streifzüge befunden hatte.

Wir fingen an zu überlegen, wie wir zu dem National Park kamen. Virginia lag zwar nicht so weit entfernt, trotzdem kam eine Schattenreise nicht infrage. Dazu waren es zu viele Leute. Gleich zu Anfang stellte der Satyr klar, dass er eine weitere Fahrt in der Kutsche der Verdammnis vermeiden wollte. Percy war der Meinung, dass Paul ihm bestimmt nicht sein Auto leihen würde, nachdem das letzte Mal ein Pegasus auf der Motorhaube gelandet war. Nach dem Blick von Sally zu schließen, hatte er damit recht. Also blieb uns nichts anderes übrig als mit den öffentlichen Verkehrsmitteln der Sterblichen zu fahren.

Percy verabschiedete sich von seiner Mutter und umarmte sie herzlich.

»Pass gut auf dich auf. Gerate nicht in allzu große Schwierigkeiten. Und wenn du irgendwie die Möglichkeit hast, melde dich mal.«

»Ja, Mum, mache ich.« Er gab ihr einen kleinen Kuss auf die Wange und dann verließen wir alle die Wohnung.

Die Fahrt dauerte eine ganze Weile und ein paar Mal mussten wir umsteigen, bis wir endlich unser Ziel erreichten. Eine leichte Anspannung war die ganze Zeit zu spüren. Ich beobachtete, wie Percys Hand immer wieder zu seiner Hosentasche glitt, in der sich vermutlich sein Schwert befand. Er befürchtete jeden Moment von Monstern attackiert zu werden. Meine Anspannung ruhte eher daher, dass um uns herum so viele Leute waren. Noch nie hatte ich mich in großen Menschenmengen wohlgefühlt. Ich war ein Einzelgänger. Monster ließen mich generell in Ruhe.

»Wo geht es lang?«, fragte Percy.

Noch immer standen wir auf dem Parkplatz, wo wir aus dem Bus gestiegen waren. Ich zeigte auf den Beginn eines Wanderweges, der in westliche Richtung führte. Ich ging voran, hinter mir Grover und das Schlusslicht bildeten Percy und Annabeth. Beide genossen augenscheinlich die Schönheit der Natur, ihre Finger ineinander fest verschränkt. Früher wäre ich bei diesem Anblick eifersüchtig geworden, zu der Zeit als ich gedacht hatte, in Percy verliebt zu sein. Doch jetzt hatte ich Will und darüber konnte ich mich sehr glücklich schätzen.

Nach einer Weile verließen wir den Wanderweg und liefen durch den Wald bis zu einem Abhang. Er war steil und wir mussten vorsichtig hinunter laufen, da es sehr rutschig war, weil es in den vergangenen Tagen geregnet hatte. Plötzlich sah ich aus dem Augenwinkel, wie der Satyr den Halt verlor und an mir vorbei schlitterte. Schockiert sah ich zu, wie er sich mehrmals überschlug und gegen ein paar Bäume knallte. Am Fuße des Abhanges blieb er regungslos liegen.

»Grover!«, schrie Percy panisch. Dann nahm er Schwung und rutschte zu seinem Freund hinunter. Ich musste zugeben, es sah elegant und heldenhaft aus, so wie er den Abhang meisterte. Annabeth und ich folgten ihm vorsichtig.

»Hey, Grover! Kumpel! Wie geht es dir?« Der Halbgott klang besorgt.

Wir beugten uns über den am Boden Liegenden und vernahmen ein leichtes Stöhnen. Sein Kopf bewegte sich und braune Augen blinzelten zu uns hoch.

»Wie viele Finger siehst du?«, fragte Percy, während er Zeige- und Mittelfinger hochhielt.

»Äh... Sechs? Nein, warte... Acht!«

Percy half Grover sich aufzusetzen. »Das wird schon wieder, Kumpel!«

Annabeth trat neben mich. »Wie weit ist es noch?«

»Ich glaube, wir haben es bald geschafft.« Ich schaute mich um und erkannte etwas an der Umgebung wieder. »Da der Bach! Wenn wir dem Lauf folgen, müssten wir die Höhle bald erreichen.«

»Dann lasst uns keine Zeit verlieren«, sagte Grover, der mittlerweile wieder auf den Beinen stand. Zwar noch etwas wackelig, aber er schien nicht schwer verletzt zu sein.

Ohne noch weiter zu zögern, setzten wir unseren Weg fort. 

Treffen der Helden (Percy Jackson/Harry Potter Crossover)Where stories live. Discover now