Kapitel 11

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Percy

Mit jeder weiteren Minute, die verging wurde ich immer unruhiger. Wo war sie nur? Meine Gedanken kreisten nur noch um Annabeth. Was wenn sie verletzt war, ohne Bewusstsein oder – ich wagte nicht daran zu denken – vielleicht tot? Nein, daran durfte ich nicht einmal denken. Annabeth würde leben, wohl auf sein und mich orientierungslos suchen. Ich durfte sie einfach nicht verlieren.

»Annabeth«, rief ich so laut ich konnte. »Wo bist du? Annabeth!«

Diese Stille brachte mich noch um den Verstand. Wenigstens lichtete sich der Wald und die Dunkelheit verflog. Nun konnte ich mit Sicherheit sagen, dass es noch Tag war, jedoch der Abend langsam hereinbrach. Tief im Inneren des Walds konnte man auch von nachts ausgehen.

»...cy.«

Ich verharrte in meinem Schritt. Was war das für ein komischer Laut gewesen. Ich lauschte genauer, konnte aber keinen Ton hören. »Annabeth?«, rief ich nochmals.

»Percy!« Es war nicht laut, sehr heiser, aber ich war mir sicher: Annabeth hatte meinen Namen gerufen. So schnell ich konnte, rannte ich zu meiner Freundin hin. Sie saß am Waldrand gegen einen Baum gelehnt.

»Annabeth! Den Göttern sei Dank! Wie geht es dir?

Sie lächelte mich freudig an, froh mich zu sehen. »Ich glaube, mein Bein ist gebrochen.«

Ich schaute mir ihr Bein an. Zwar war ich kein Arzt, doch wie es aussah, hatte mein Neunmalklug mit ihrer Vermutung recht. Ich schaute mich um, ob hier in der Nähe ein bewohntes Haus stand. Doch bis auf eine große, baufällige Ruine war kein Gebäude zu sehen.

»Okay, wir müssen irgendwie zurück zu Grover und Nico.« Ich versuchte Annabeth auf meine Arme zu heben, doch sie wehrte sich dagegen. Sie hasste es, wenn sie irgendjemanden hilflos ausgeliefert war, sogar wenn ich es war. Also ließ ich sie auf dem Boden sitzen und schaute mich nach einem Ast um, den sie als Stütze benutzen könnte.

In diesem Moment stupste sie mich an und zeigte auf das offene Gelände. Jemand näherte sich uns. Ein Mann in einem purpurfarbenen Gewand. Er hatte langes, silbernes Haar und einen fast genauso langen Bart. Er baute sich vor uns auf und schaute uns über seine halbmondförmige Brille hinweg an.

»Wen haben wir denn da? Verlaufen?«, fragte er uns mit einem Lächeln im Gesicht.

Verstohlen schauten Annabeth und ich uns an. Was sollten wir jetzt nur erzählen?

»Ähm... wir sind ... Reisende! Aus Amerika!« Es war zwar nicht die beste Antwort, aber mir fiel momentan nichts Besseres ein ohne uns zu verraten.

Ohne etwas zu sagen, beugte der Mann sich vor und begutachtete Annabeths Bein. Als er es berührte, zog sie schmerzerfüllt die Luft ein.

»Ja, ja. Ein gebrochenes Bein. Das haben wir gleich.« Der alte Mann zog einen hölzernen Stab aus seinem Gewand und hielt ihn über das gebrochene Bein. »Ferula«, sagte er. Wie von Zauberhand wurde das Bein geschient, sodass Annabeth aufstehen konnte, wenn ich sie stützte.

»Belaste es nicht! Die Heilung überlassen wir lieber Madam Pomfrey. Sie ist in so etwas viel gewandter als ich.«

»Sie sind ein Zauberer«, bemerkte Annabeth.

»Das will ich meinen. Nun kommt! Bringen wir euch erst einmal ins Schloss.«

»Aber wir müssen zurück zu unseren Freunden. Einer von ihnen ist schwer verletzt!«

Der Mann wies uns an, dass wir hier auf ihn warten sollten, während er Grover und Nico holen wollte. Er ging in den Wald hinein und ich blieb mit Annabeth zurück. Ich fragte mich, wie er die anderen überhaupt finden wollte. So klein war der Wald schließlich nicht.

»Wer ist das bloß?«, fragte meine Freundin.

»Keine Ahnung. Wenigstens wissen wir jetzt, dass wir am richtigen Ort sind. Aber hast du gehört, was er gesagt hat? Wir sollen ihn ins Schloss begleiten. Diese alte Ruine kann man doch kaum noch Schloss nennen.«

»Algenhirn, sieh nur!«

Ich folgte ihrem Blick. Erstaunen und Irritierung packten mich. Wo ich zuvor die Ruine gesehen hatte, stand jetzt ein prächtiges Schloss mit vielen hohen Türmen.

Bevor ich meine Verwirrung zum Ausdruck bringen konnte, kehrte der Mann mit unseren Freunden zurück. Nico war noch immer bewusstlos und lag auf einer schwebenden Liege. Grover lief nebenher.

Der alte Mann bat uns, ihm zu folgen, doch Grover zögerte und hielt mich zurück.

»Was ist los, Kumpel?«

»Ich werde hierbleiben. Dieser Wald macht mich neugierig, ich bin schließlich der Herr der Wildnis. Wer weiß, was es alles zu Entdecken gibt. Und vielleicht kann ich mich mit den hier lebenden Zentauren anfreunden.«

»Bist du sicher?«

Grover nickte und ich stellte seine Entscheidung nicht länger infrage. So folgte ich den anderen zum Schloss und der Satyr blieb im Wald zurück.

Treffen der Helden (Percy Jackson/Harry Potter Crossover)Where stories live. Discover now