Kapitel 07

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Hekate

Wie still es war. Nur der leichte Klang des Windes erreichte meine Ohren. Ich genoss die Zeit alleine, schließlich war es seit jeher so gewesen. Erst nach der Schlacht um den Olymp in Manhattan hatte sich einiges geändert. Man hatte mich endlich akzeptiert, mir einen Thron auf dem Olymp gegeben und meinen Kindern eine Hütte im Camp. Dennoch zog ich mich immer wieder in die Einsamkeit zurück.

Diese Höhle im Shenandoah National Park gefiel mir sehr gut. Es war reichlich Platz, um meine kleinen Experimente mit der Magie durch zu führen. Außerdem erinnerte mich die Höhle an die in der Alten Welt. Dort war ich einst Demeter begegnet, die verzweifelt nach ihrer Tochter gesucht hatte. Ich hatte den Schrei von Persephone paar Tage zuvor gehört, als Hades sie in die Unterwelt zog. Welche Probleme und Leid hatte diese Tat nur mit sich gebracht! Persephone bedeutete ihrer Mutter viel, also tat sie alles, um ihre Tochter zurückzuerlangen. Ich beobachtete, wie die Pflanzen eingingen und die kleinen, sterblichen Menschen Hunger erleiden mussten, da der Boden unfruchtbar geworden war. Lange Zeit dauerte es, bis die Pflanzen wieder blühten. Irgendwie konnte ich Demeter verstehen. Ich würde nur ungern eines meiner Kinder in der Hand eines Mannes wie Hades sehen. Aber war dies nicht schon geschehen? Ich nahm meine Tochter Lou Ellen Blackstone kaum noch wahr. Das Einzige, was ich wusste, war, dass sie noch lebte. Es war meine Schuld, das war mir ganz klar. Wegen meiner fehlenden Fürsorge und Ignoranz. Ich habe sie einfach sich selbst überlassen, in dem Denken sie zu schützen. Alles war im Verborgenen geschehen, jedoch schien das nicht genug gewesen zu sein. Bald würde ich dem Olymp berichten müssen, meine Taten offen legen. Schon jetzt grauste es mir vor dem Zorn des Zeus. Welche Strafe würde er mir auferlegen? Ich wollte nicht so enden wie Prometheus. Er war zwar nicht dafür bestraft worden, die Menschen erschaffen zu haben, sondern weil er seine Schöpfung liebte und ihnen das Feuer gebracht hatte. Wie sehr liebte ich sie? Tat ich das überhaupt? Ich verspürte Zuneigung und einen gewissen Grad an Verantwortung. Doch Liebe? Diese Geschöpfe? Im gewissen Sinne schon so viel, um sie beschützen zu wollen. Meine Schöpfung.

»Hallo?«, erklang eine männliche Stimme vom Eingang meiner Höhle.

Ich verfluchte mich. In meinen Gedanken vertieft, war ich unachtsam geworden und hatte nicht gemerkt, dass sich jemand näherte. Schnell hüllte ich mich in den Nebel, verbarg meine Präsenz. Wenn es Sterbliche waren, so würden sie mich nicht sehen und hoffentlich bald wieder verschwinden.

»Hekate, Göttin der Magie«, meldete sich eine weibliche Stimme. Ich bemerkte sofort, dass sie ihre nächsten Worte mit Bedacht und Weisheit wählte. »Ich bin Annabeth Chase, Tochter der Athene. Bei mir sind Percy Jackson und Nico di Angelo, Söhne des Poseidon und Hades. Sowie der Herr der Wildnis, Grover Underwood. Wir sind gekommen, um Eure Hilfe zu ersuchen.«

Die Namen ließen mich hellhörig werden. Sie waren mir nicht unbekannt. Zwei von ihnen waren große Heroen. Gefeiert als Helden des Olymps. Percy hatte ich viel zu verdanken. Dank ihm hatten meine Kinder eine Hütte in Camp Half-Blood. Und wer weiß, ob ich ohne ihn einen Sitz auf dem Olymp bekommen hätte. Es war eine große Leistung von ihnen gewesen Kronos und Gaia zu besiegen.

Ich ließ den Schleier sinken und trat aus der Höhle hinaus. Die Nacht war angebrochen und das Licht des Mondes beleuchtete die Gesichter der vier nur spärlich. Einen von ihnen erkannte ich sofort wieder. Es war nicht allzu lange her, dass der Junge mit den schwarzen Haaren und Augen in dieser Gegend umher gestreift war.

»Wie kann ich euch helfen?«

»Es gab eine neue Weissagung. Diese besagt, dass wir zur Gottheit, welche Wacht über das Tor zur anderen Welt gehen müssen«, sagte die Tochter der Athene.

»Camp Half-Blood wurde angegriffen. Und die Feinde, sie haben ...«, der Halbgott namens Percy schluckte, »... sie haben Lou Ellen mitgenommen. Doch wir wissen nicht wohin. Wir wollen sie befreien.«

»Die Angreifer, wie sahen sie aus? Wie haben sie es ins Camp geschafft?«

Verstohlen schaute Percy zu Annabeth, bevor er antwortete. »Die Barriere wurde einfach zerstört. Sie hatten freien Zugang zum Camp. Alle trugen schwarze Umhänge, viele waren maskiert. Das Merkwürdige war, dass sie uns mit langen Stöcken angegriffen haben, aus denen Funken sprühten.«

Ich seufzte. Meine Befürchtung hatte sich bewahrheitet. Es war also wirklich passiert. Die Welten kollidierten miteinander. Meine Aufgabe wäre es gewesen, dies zu verhindern. Aber ich hatte kläglich versagt.

»Nun gut! Ich werde euch alles über die andere Welt erzählen müssen.«

Treffen der Helden (Percy Jackson/Harry Potter Crossover)Where stories live. Discover now