Kapitel 17

898 50 5
                                    

Percy

Ich war erstaunt, wie viele Schüler es an diesem Ort gab. Die Halle war voll, jeder der vier Tische war fast bis auf den letzten Platz besetzt. Nur an der einen Seite, die nahe an der Empore lag, waren noch ein paar freie Plätze. Erst als die große Tür aufging, wurde es leiser. Eine streng aussehende Frau mit großem Spitzhut betrat den Saal, gefolgt von einigen nervös wirkenden Kindern. Sie erinnerten mich ein bisschen an mich, als ich hoffnungslos ins Camp Half-Blood hineingestolpert war. Ängstlich, aber auch voller Neugierde. Einige sahen so aus, als ob sie schon hierhin gehörten, andere zogen die Schultern hoch und duckten sich vor den Augen der älteren Schüler weg. Sie versammelten sich vor der Empore und die ganze Halle wartete gespannt.

Für mich war diese Sache hier genauso neu, wie für die Schüler, die gerade hereingekommen waren. Ich machte einen langen Hals, um ja nichts zu verpassen. Die Frau stellte einen Hocker mit einem alten Hut vor aller Augen ab und trat dann ein paar Schritte zur Seite, damit alle den Hut sehen konnten. Ein Riss nah der Hutkrempe öffnete sich und zu meinem Erstaunen begann der Hut zu singen. Er erzählte von der Geschichte dieser Schule, von seinen Gründern und den Häusern. Aber erzählte auch das Hogwarts in Gefahr sei und man sich vereinen sollte, da der Feind vor den Mauern lauerte und nicht im Inneren. Dann verstummte der Hut und die Schüler klatschten.

Die Zwillinge, die ich als Fred und George Weasley kennengelernt habe, fingen an leise miteinander zu murmeln.

»Hast du das gehört Fred?«

»Ja, George. Die Schule ist in Gefahr!«

»Dieses Jahr ist der Hut echt merkwürdig drauf, oder?«

»Noch nie hat er Warnungen von sich gegeben!«

»Hey, Lee«, sagte einer der Zwillinge und wand sich an sein Gegenüber, ein dunkelhäutiger Junge mit schwarzen Rastalocken. »Was hältst du von dem Geschwafel?«

Der Junge namens Lee legte sich nachdenklich einen Finger gegen die Lippen. »Mhh, komische Warnung. Aber mal ehrlich, Jungs, ich habe keine Lust, mich mit den Typen aus Slytherin anzufreunden, nur weil irgendwer da draußen sein Unwesen treibt. Dann doch lieber mit denen aus Hufflepuff oder Ravenclaw.« Die Zwillinge stimmten ihm zu.

Ich richtete meine Aufmerksamkeit wieder in die Richtung des Lehrertisches, wo ein Erstklässler nach dem anderen aufgerufen wurde und sich den Hut aufsetzen durfte. Ich beobachtete immer weiter, wie sich die kleine Gruppe immer weiter auflöste. Als sich die letzte Neue gesetzt hatte, erhob sich Dumbledore. ›Professor! Professor Dumbledore. Immer vergesse ich das Professor.‹ Annabeth hatte es mir schon tausendmal eingebläut, aber trotzdem konnte ich es mir einfach nicht merken. Sein dunkel-violetter Umhang war mit silbernen Sternen besetzt und auf seinem silbernen Haupt trug er einen passenden Hut dazu. Gebannt lauschte ich seinen Worten. »An unsere Neuen – willkommen! An unsere alten Hasen – willkommen zurück! Es gibt eine Zeit, um Reden zu halten, aber dies ist sie nicht. Haut rein!«

Beifall ertönte und ich warf schnell einen Blick zur Flügeltür, um zu gucken, wo das Essen her kam. Doch als ich meinen Blick wieder auf den Tisch richtete, war er voll mit Speisen, die wie aus dem Nichts aufgetaucht waren. Mir klappte vor Erstaunen der Mund auf. So viel Essen auf einmal hatte ich noch nie gesehen und dann auch noch einiges, was ich nicht kannte.

Man schien mir meine Verwunderung anzusehen, denn plötzlich wurde ich angesprochen. »Gibt es bei euch so ein Festmahl nicht?«, fragte einer der Zwillinge. Wer von den beiden nun Fred und wer George war, wusste ich nicht, sie glichen sich wie ein Ei dem anderen.

»Wie meinst du das?«, antwortete ich etwas verwirrt.

»Na, in deiner Schule. Ilvermorny, richtig? Du sagtest ja, dass du von einer amerikanischen Schule kommst.«

»Genau!« Ich musste echt ein bisschen besser aufpassen, sonst würde meine Tarnung noch auffliegen. Problematisch war nur, dass ich so gut wie nichts über die Zauberergemeinschaft wusste. Trotzdem würde ich meine Rolle gut spielen müssen, schließlich standen Leben auf dem Spiel. Um meine Gedanken zu ordnen, nahm ich mir einen Happs von dem blauen Pudding, den ich mir aufgetischt hatte. »Ja, Ilvermorny«, sagte ich schmatzend. »Ich muss aber sagen, schon jetzt gefällt mir eure Schule besser. Euer See ist faszinierend. Und besonders das Schloss. So sieht es bei uns nicht aus. Die Erbauer von Hogwarts haben reife Arbeit geleistet.« Bei dem letzten Argument hatte ich nur das wiedergegeben, was Annabeth in letzter Zeit immer wieder von sich gegeben hatte. Sie war so begeistert von diesem Schloss. Aber so kannte und liebte ich sie.

»Unsere Quidditch-Mannschaften sind auch viel besser«, betonte Lee mit einem Lachen.

»Wahrscheinlich«, gab ich zur Antwort. Was sollte ich auch anderes antworten. Was zum Hades war Quidditch? Da er von Mannschaften gesprochen hatte, vermutete ich, dass es sich vermutlich um eine Sportart handelte. Was genau es sein würde, fand ich bestimmt in der nächsten Zeit noch heraus. Vielleicht konnte ich auch mitmachen. Schließlich brauchte ich etwas, um meine Energie herauszulassen. Ich bezweifelte, dass es hier Kriegsspiele gab, wie Flagge erobern. Schon jetzt vermisste ich die Zeit im Camp, dort gab es ein paar mehr Freiheiten als hier. Doch wenn ich so daran dachte, würde ich jetzt bei meiner Mutter sein und die Schule besuchen. Es war mein letztes Jahr. Eigentlich hatte ich ihr versprochen, bis zum Schulanfang wieder da zu sein, aber der Auftrag würde sich noch ein wenig hinziehen.

Ich vertiefte mich wieder ins Essen und schaufelte mir noch einige Löffel des leckeren Puddings rein, bis ich das Gefühl hatte gleich zu platzen. Fred und George waren echt nett, sie sagten mir, sie würden mir jeden Winkel des Schlosses zeigen. Ich erfuhr auch, dass sie sich einen Scherzartikelladen aufbauten: Weasleys Zauberhafte Zauberscherze. Ich versprach ihnen, dass ich mir ihre Artikel anschauen würde. Vielleicht konnte ich ein paar mit zurück ins Camp nehmen und sie gegen Clarisse einsetzten, wenn sie wieder einen der jüngeren Campbewohner ins Klo stecken wollte. Die beiden erinnerten mich an die Stoll-Brüder. Sie hatten genau das gleiche schelmische Leuchten in den Augen wie Travis und Connor.

Als es in der Großen Halle wieder lauter wurde, verschwand das Essen genauso wundersam, wie es aufgetaucht war. Professor Dumbledore erhob sich ein weiteres Mal und alle Schüler verstummten erneut. »Nun, jetzt, da wir alle ein weiteres herrliches Festessen verdauen, bitte ich für einige Momente um eure Aufmerksamkeit für die üblichen Bemerkungen zum Schuljahresbeginn«, hallte seine Stimme in jede Ecke der Halle. Keiner machte einen Ton, sondern hörten nur darauf, was der Schulleiter zu sagen hatte.

Treffen der Helden (Percy Jackson/Harry Potter Crossover)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt