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»Wir sind nur Freunde.«

»Jasper steht auf dich, glaub mir«, wiederholt Claire ihre
Aussage von vor zwei Sekunden.

Wir sind im Umkleideraum und die Männer warten draußen vor der Tür.

»Das kann nicht sein, ich sehe ihn wie einen Cousin, oder einen schwulen Freund oder so.«

Nachdem wir uns umgezogen haben, gehen wir gemeinsam mit Matt und Jasper in die große Halle, wo die Musik bereits läuft. Die Halle ist voller Tische, in der Mitte ist eine Tanzfläche und
in den Ecken stehen weiße Brunnen, die mit blauen Blumen
geschmückt sind. Der ganze Saal ist in weiß-blau dekoriert. Schlicht kann man das zwar nicht nennen, aber es ist sehr schön. Was kann man anderes erwarten, wenn die Eltern des Bräutigams wohlhabend sind und das gerne zeigen. Das frisch verheiratete Paar geht auf die Tanzfläche, um den ersten Tanz zu halten.

Jasper hält mir seine Hand hin. »Lass uns tanzen.« Langsam, lege ich meine Hand in seine. Er führt mich auf die Tanzfläche und legt, wenn auch zögernd, seine linke Hand auf meine Taille. Unbehagen durchzieht meinen Körper bei dem engen Kontakt und wäre es nicht Jasper, dann wäre ich schon über alle Berge.

Während wir tanzen, lehnt er sich vor und flüstert mir ins Ohr: »Du siehst mich also wie einen schwulen Freund?«

Wie bitte, was? Oh nein. Oh doch. Er hat dich gehört. Pah, das hast du wohl nicht kommen sehen. Ich bleibe stehen, was dazu führt,
dass wir aufhören, zu tanzen und sehe ihn mit großen Augen an.

»Das ... Das habe ich nicht so gemeint ...«, versuche ich mich
zu rechtfertigen.

Jasper kratzt sich verlegen den Nacken und spricht, sowohl ruhig als auch bedacht, seine nächsten Worte. »Macey, ich sehe dich nicht nur als Freundin.« Ich spüre, wie mir die Röte ins
Gesicht steigt und noch bevor ich antworten kann, gehen die Türen der Halle mit einem lauten Knall auf, und ein S.W.A.T-Team stürmt herein.

»FBI! ALLE RUNTER AUF DEN BODEN!«, brüllt einer der uniformierten, bewaffneten Männer.

Geschockt von der ganzen Situation stehe ich wie angewurzelt da, kann mich keinen Zentimeter bewegen. Um mich herum
sind die Menschen in Panik versetzt. Ich sehe, wie sich die anderen auf den Boden werfen und hysterisch anfangen, zu kreischen. Und ich stehe da, starr in die Menge guckend. In meinen Ohren höre ich das Blut rauschen. Mein Herz pocht so schnell, dass ich das Gefühl habe, es könnte gleich aus meiner Brust springen.

Plötzlich, greift jemand nach meinem Arm. Ich schaue die
Person an, die mein Handgelenk festhält, aber es ist nicht Jasper. Wie in Trance blicke ich den großen Mann im Anzug an. Seine strahlend blauen Augen fixieren mich. Erst jetzt spüre ich einen starken Druck auf meinem Handgelenk und werde ins Hier und Jetzt zurück katapultiert.

»Au ... «, bringe ich gequält hervor. Er lässt mein Gelenk los.

»Sie sollten sich auf den Boden legen«, gibt er bürokratisch
zurück. Ich versuche, mich mit meinem langen Kleid hinzulegen. Aber als ich mich gerade runter bücken will, greift er nach
meinem Arm und fragt: »Was tun Sie denn da?«

»I-Ich leg mich auf den Boden.« Na, jetzt lohnt sich das nicht mehr, Dummerchen.

»Jetzt ist es zu spät«, meint er nur. Sag ich doch!

Er zieht mich hoch, so dass ich wieder aufrecht stehe. »Sie müssen mitkommen«, sagt er abwesend und geht mit meinem Arm in seiner Hand Voraus, und ich ihm schleppend hinterher. Das wird noch was.

»Hey, wohin bringen Sie sie?«, stoppt Jasper den mysteriösen FBI-Typen. Dieser nickt einem der S.W.A.T.-Männer zu und sofort wird Jasper weggezerrt.

»Lass mich los, du Mistkerl. Macey!«, höre ich ihn noch nach mir brüllen, bevor wir draußen ankommen, wo um die zehn FBI-Autos und ein FBI-Van auf dem Gelände stehen.

»Was ist hier los?« Der Agent antwortet nicht, stattdessen
reißt er die hintere Tür des schwarzen Chevys auf und bedeutet mir, mich hineinzusetzen. Völlig verwirrt schaue ich ihn an.

»Reinsetzen, jetzt!«

Erschreckt von seinem harschen Befehl zucke ich zusammen. Er sieht mich noch einmal kurz an und knallt dann die Tür zu. Als ich aus dem Fenster schaue, sehe ich lauter verwirrte Gesichter. Ein paar FBI-Typen befragen die Gäste, andere werden auch
in Autos mit FBI-Aufschrift gesetzt. Ich muss ein wenig
schmunzeln, die Lage ist sowas von lächerlich, gerade eben noch habe ich mit Jasper getanzt und jetzt sitze ich in einem Fahrzeug des FBI. Ja, du hast recht, zum Totlachen.

Ich verdrehe mental die Augen. Hey, ich musste nicht weiter mit Jasper über das Ganze »Ich sehe dich nicht nur als Freundin«-Thema reden, was wiederum die jetzigen Ereignisse weniger schlimm macht.

Der großgewachsene Mann öffnet die Vordertür, setzt sich hinein und startet den Wagen. Prüfend sieht er in den Rückspiegel und bemerkt, dass ich schmunzle. Wahrscheinlich denkt er, ich wäre komplett verrückt. Das bist du doch auch.

Blue in my HeartWhere stories live. Discover now