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Samstag. Der Tag der Hochzeit.

Darrens Hochzeit.

Bis hierher erschien mir nichts real. Ich war wie in Trance, als ich mir ein Kleid angezogen habe. Als mir Emily Make-Up und Haare gemacht hat.

Als Helena, Mandy und Jasper angekommen sind. Als wir uns in Jaspers Auto gesetzt haben, um in die Kirche zu fahren.

»Mace«, höre ich meinen Namen, aber die Stimme ist weit
weg.

»Mace!« Plötzlich befinde ich mich wieder im Hier und Jetzt. Verwirrt sehe ich Jasper an, dessen Hand auf meinem Oberschenkel liegt und mich rüttelt.

»Alles in Ordnung?«

Ich sehe aus der Windschutzscheibe zu den vielen Menschen, die die Kirche betreten und schüttle langsam den Kopf.

»Nein.«

Helena und Mandy sind anscheinend ausgestiegen, denn
Jasper und ich sitzen alleine in seinem Auto.

Seine Hand wandert von meinem Bein, hoch zu meinem
Oberarm. »Ich weiß, wie du dich fühlst.«

Fragend drehe ich meinen Kopf zu ihm. »Ach ja?«

Er nickt traurig, sieht aus dem Fenster, um mich nicht anzu-sehen, und hält das Lenkrad mit beiden Händen so fest, dass seine Knöchel weiß werden.

»Du liebst jemanden, der jemand anderen liebt.«

Suspekt studiere ich sein Gesicht, das stur nach vorne schaut. Seine braunen Augen blitzen kurz, auf und ich könnte schwören, dass er Tränen in den Augen hat.

»Jasper«, hauche ich und lege meine Hand auf seinen muskulösen Arm. Er trägt einen eleganten, maßgeschneiderten Anzug.

Er ist perfekt. Er sieht gut aus, hat einen fantastischen Job und das wichtigste ist, dass er ein großartiger Mensch, mit wundervollem
Charakter, ist.

Er ist wahrlich perfekt, stimme ich The Voice zu.

Warum kannst du dann nicht ihn lieben?

Jasper sieht mich an. »Lass und das hinter uns bringen,
Collins«, er lächelt, und obwohl er traurig ist, erreicht das Lächeln seine warmen, herzensguten Augen.

Er öffnet die Tür, aber ich halte ihn zurück. »Abernathy«, rufe ich und lächle schmerzerfüllt. »Eines Tages, vielleicht.«

Er versteht und nickt, aber wir wissen beide, dass das nie
passieren wird.

»Vielleicht.«

Wir gehen rein und plötzlich überkommt mich ein Würgegefühl. Erst jetzt ist es für mich real geworden.

»Ich muss auf die Toilette«, informiere ich die anderen.

»Mace, soll ich mitkommen?«, fragt Jasper sanft. Ich schüttle nur den Kopf und lächle ihn dankend an.

Den Hauptsaal verlassend suche ich die Toiletten. Ich öffne
eine Tür, doch es ist nur ein Lagerraum. Nachdem ich mehrere

Türen geöffnet habe, öffne ich die letzte in diesem Flur und merke, dass es gar keine Toilette gibt, als ich sehe, wer im Raum ist. Mein Herz bleibt für eine Sekunde stehen.

Darren läuft im Raum auf und ab, doch als er mich entdeckt, bleibt er stehen und sieht mich an.

Seine blauen Augen strahlen, obwohl sie unendlich müde
wirken.

»Macey«, haucht er.

Der Bräutigam höchstpersönlich.

Was habe ich nochmal gesucht?

Er kommt schleichend auf mich zu, bevor er die Tür hinter mir schließt und mich dagegen drückt.

»Du bist hier.«

Das Einzige, was mein Körper zustande bringt, ist stoßartig zu atmen. Wir sehen uns eine gefühlte Ewigkeit nur an. Inzwischen liegt seine Hand auf meiner Wange.

»Wenn ich in deine Augen sehe, dann sehe ich, wie mein
Leben verlaufen wird«, flüstert er. »Und zwar keinen Tag ohne dich, Macey Hope Collins-Shaw.«

Mein Gehirn schaltet sich sofort ein. »Darren«, wispere ich. »Du wirst gleich heiraten.«

Sein Gesicht ist meinem so nahe, dass ich seinen Atem auf meiner Haut spüren kann.

»Es sei denn, du gibst mir einen Grund.«

Seine Hände finden mein Gesicht und halten es fest.

»Nenn mir nur einen Grund.«

Seine Augen verdunkeln sich, sie werden fast schon marineblau.

»Einen Grund wofür?«

Mein Herz klopft so schnell, dass ich seine nächsten Worte kaum durch das Rauschen in meinen Ohren hören kann.

»Einen Grund, wieso ich nicht daraus gehen sollte.«

Er nähert sich mir noch mehr, seine Lippen sind gefährlich nah an meinen.

»Macey«, seufzt er. »Ich brauche nur einen Grund. Einen
einzigen. Von dir. Um das Ganze hier abzublasen.«

Ein angenehmer Schauer läuft meinen Rücken hinauf.

Ich müsste meinen Kopf nur ein paar Millimeter nach vorne bringen, dann würden sich unsere Lippen berühren.

Meine Fingerspitzen fahren seinen Hinterkopf entlang, streicheln sanft seine kurzen Haare.

Ich bringe meine Lippen an sein Ohr und flüstere, so leise, dass ich es selber nicht hören kann: »Ich kann dir keinen Grund
nennen.«

Mit diesen Worten verlasse ich den Raum und gehe wieder in den Hauptsaal der Kirche, wo die Trauung in wenigen Minuten startet.

Ich setze mich neben Jasper und verschränke unsere Hände, was ihn überrascht aufschauen lässt.

»Ich brauche das jetzt«, meine ich mit Tränen in den Augen. Verständnisvoll nickt er und drückt meine Hand ein Stück fester, um mir mitzuteilen, dass er für mich da ist.

Danach befinde ich mich wieder in Trance und bekomme die Geschehnisse nur verwischt mit. Darren, der vorne am Altar steht und Fiona, die mit ihrem wunderschönen Kleid am Arm ihres Vaters, dem Priester, nach vorne läuft.

Der Pfarrer beginnt seine Rede und das Einzige, was ich
mache, ist Darren anstarren.

Wird er Ja sagen?

Nicht, wenn du es verhinderst.

Jasper drückt meine Hand und sieht mich an.

Darren Primes‹ meerblaue Augen huschen für eine Millisekunde zu mir rüber, aber Jasper Abernathys braune Augen fixieren meine haselnussbraunen und lassen mich nicht mehr los.

»Sollte jemand der Anwesenden etwas gegen diese Ehe-schließung einzuwenden haben, möge er jetzt sprechen oder für immer schweigen.«

Blue in my HeartDove le storie prendono vita. Scoprilo ora